Autor Thema: Der Mond und die Frau in Weiß - ein Märchen in einsilbigen Versen  (Gelesen 1477 mal)

Fridolin

Der Mond schien hell, der Wind ging leis,
da sah er sie, die Frau in Weiß.
Sie trug ein Kleid so weiß wie Schnee.
"Du warst hier", sprach er, "einst die Fee.

Wie gern blieb ich des Nachts da stehn,
um dich am See beim Tanz zu sehn.
Du wirkst auf mich nun bleich und trist,
O sag mir, Frau, was mit dir ist?"

"Ach Mond", sprach sie: "Schau dort am Berg,
da lebt der Zwölf, von Wuchs ein Zwerg.
Es herrscht im Reich von Fee und Elf
mit viel mehr Macht als wir, der Zwölf.

Ich war als Fee ihm viel zu gut,
voll Neid kam er drum sehr in Wut,
nahm mir die Kraft, die Fee zu sein.
So bleibt mir, Mond, nur noch dein Schein."

Drauf sprach der Mond: "So komm und reit
im All mit mir durch Raum und Zeit."
Und wer Punkt zwölf zum Mond nachts schaut,
der sieht den Mann im Mond samt Braut.

Doch spuckt der Zwerg im Berg nun Gift,
wenn nachts der Schein des Monds ihn trifft.

« Letzte Änderung: Juli 27, 2013, 13:17:12 von Fridolin »

Erich Kykal

Re:Der Mond und die Frau in Weiß - ein Märchen in einsilbigen Versen
« Antwort #1 am: Juli 27, 2013, 10:35:16 »
Hi, Fridolin!

Gut gedichtet!

Bloß in S2Z3 bin ich leicht gestolpert, da diese Zeile betont beginnt. Abhilfe: "Du wirkst auf mich nun bleich und trist,"

In der Folgezeile würde Folgendes besser fließen: "o sag mir, Frau, was mit dir ist!"

Um das erneute "o" in S3Z1 zu vermeiden: "Ach Mond..."

S5Z3 - "und wer Punkt zwölf nach oben schaut" Das "nachts" fließt nicht, ist inhaltlich überflüssig (In S2 und 3 wurde oft genug erwähnt, dass es in der Nacht ist). Außerdem kommt in der Folgezeile der "Mond" wieder vor (Wortwiederholung).


Gern gelesen, o Kurzbeworteter! ;D

LG, eKy

Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

cyparis

Re:Der Mond und die Frau in Weiß - ein Märchen in einsilbigen Versen
« Antwort #2 am: Juli 27, 2013, 13:08:36 »
Lieber Fridolin -

die monosyllabische Kunst feiert in diesem Gedicht höchste Feste!
Ein Genuß -
besonders auch die Wortspiele.

Danke!
Und schönes Wochenende
wünscht Dir
Cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Fridolin

Re:Der Mond und die Frau in Weiß - ein Märchen in einsilbigen Versen
« Antwort #3 am: Juli 27, 2013, 13:26:13 »
Hi, Fridolin!

Gut gedichtet!

Bloß in S2Z3 bin ich leicht gestolpert, da diese Zeile betont beginnt. Abhilfe: "Du wirkst auf mich nun bleich und trist,"

In der Folgezeile würde Folgendes besser fließen: "o sag mir, Frau, was mit dir ist!"

Um das erneute "o" in S3Z1 zu vermeiden: "Ach Mond..."

S5Z3 - "und wer Punkt zwölf nach oben schaut" Das "nachts" fließt nicht, ist inhaltlich überflüssig (In S2 und 3 wurde oft genug erwähnt, dass es in der Nacht ist). Außerdem kommt in der Folgezeile der "Mond" wieder vor (Wortwiederholung).


Gern gelesen, o Kurzbeworteter! ;D

LG, eKy



Hi eKy,

deine Anregungen sind mir sehr willkommen. "oben" geht aber nicht, da zwei Silben. Ich überlege mir, die beiden Zeilen einfach zu streichen.

LG Fridolin

Daisy

Re:Der Mond und die Frau in Weiß - ein Märchen in einsilbigen Versen
« Antwort #4 am: Juli 27, 2013, 18:34:06 »
Hallo Fridolin,

dieses reizende Märchen gefällt mir ganz ausgezeichnet und ich bewundere deine Fertigkeit,
diese Geschichte zur Gänze in einsilbigen Versen zu verfassen, ohne dass man das Gefühl hat,
es wäre gedrechselt und erzwungen.

Toll gemacht!

LG Daisy