I
Wie sind wir doch einander unverständlich,
entfernt dem Nächsten wie ein fremder Stern,
und hat der eine bloß den andern gern,
erscheint das einem weiteren schon schändlich.
Wie innig betet man zu manchem Herrn
und wähnt sich darin gut und gar unendlich.
Der Glaube war von jeher unverpfändlich,
doch immer schon der Liebe - ach wie fern.
Wir wissen viel und meistens alles besser,
mit uns im Reinen kaum, doch gute Esser
in der Gewissheit, auf dem rechten Pfade
von je zu sein, im Gleichton und gerade -
und was sich wegkrümmt unter hartem Schritte,
hat keinen Platz in unsrer reinen Mitte!
II
Was tun wir nicht, einander zu verletzen,
zu töten, was in andrer Augen brennt,
da nur die eigne Wahrheit man erkennt,
doch nie die Furcht davor und das Entsetzen?
Wir reißen uns aus gutem Grund in Fetzen -
so glauben wir, nur fassend, was uns trennt.
Der Zorn ist unser wahres Element,
wenn wir einander jagen und verhetzen!
Wir greifen gern zur Waffe, um zu töten,
was nicht in unser hehres Weltbild passt.
Was sich nicht fügt, wird härter angefasst.
Und alle Chancen, wo sie sich auch böten,
verstummen unter Trommelklang und Flöten,
die uns nur lehren sollen, wie man hasst.