Autor Thema: Im Auge des Hurikans  (Gelesen 1353 mal)

Lachträne

  • Gast
Im Auge des Hurikans
« am: Mai 31, 2010, 15:35:18 »
Grau im grau fallen
die Himmelstränen;
im Puls der Zeit
ist meine Stadt
längst anders geworden,
als sie einmal war.

Generationswechsel,
das große Chamäleon,
schlägt über die Stränge
und lächelt den Gegenüber
chinesisch an.

Ein warmer Herbstabend
grüßt und nur die Menschen
jagen den Kronos,
nicht ahnend, sie werden
von ihm gejagt.

Die Tränen,
die der Himmel weinte,
die weine ich auch.
Wir sind uns fremd geworden:
Ich und meine Stadt,
in der mir einmal
jede Ecke winkte.

Im Auge des Hurrikans
betrachte ich,
wie die Zeit uns jagt.

cyparis

Re:Im Auge des Hurikans
« Antwort #1 am: Juni 01, 2010, 08:42:52 »
Liebe Lachträne,

im Auge des Hurrikans soll es ja völlig windstill sein, wolkenlos, klar.
So verstehe ich auch den Inhalt Deines Gedichtes:
LyrIch ruht in sich selbst, mögen auch außenherum Menschen dem chronos nachjagen, bevor sie ihm zum Opfer fallen.
Das wichtigste Moment in Deinem Gedicht scheint mir die wehmütige Erinnerung an die verlorene Stadt zu sein.
Falls ich recht verstanden habe.

Der Inhalt gefällt mir sehr, die Form sagt mir nicht so zu, weil ich altmodisch bin.
Meinst Du wirklich "den Gegenüber"?
Ich fände korrekt

"Das Gegenüber"  oder "den (Menschen) gegenüber".
Das sind Feinheiten, in die ich Dir nicht hineinreden will.

Lieben Gruß
von
cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Lachträne

  • Gast
Re:Im Auge des Hurikans
« Antwort #2 am: Juli 01, 2010, 11:09:23 »
Liebe Cypi,
vielen Dank für deine Antwort auf mein Gedicht und für deine grammatikalischen Korrekturen, für die ich jederzeit sehr dankbar bin.
Meinst du aber wirklich chronos mit kleinem CH?

Beim Wort „den Gegenüber“ betrachtete ich das Wort als Substantiv.  Liege ich falsch? Dann würde ich es natürlich sofort ändern…
Zitat
Das wichtigste Moment in Deinem Gedicht scheint mir die wehmütige Erinnerung an die verlorene Stadt zu sein.
Du hast das sehr gut verstanden. Und es geht nicht um irgendwelche Stadt, sondern um die Stadt, in der ich geboren wurde.

liebe Grüße
kleine Lachträne

Mike S

Re:Im Auge des Hurikans
« Antwort #3 am: Juli 01, 2010, 11:48:48 »
Liebe Lachträne,

Dein Saltatio Crudelitatis auf die Vergangenheit erweckte in mir so manchen Gedanken an meine Blütezeit und durchbrach den schönen Schein des Damals und dann kam mir sofort ein Lied von der Gruppe Deine Lakaien in den Sinn. Dieses Lied heißt wasted years. Ich kann es Dir nur empfehlen, denn dieses Lied ist textlich wie auch musikalisch ein Genuss äußerster Güte. Ich zitiere mal ein paar Zeilen:

Walking down this well known street
turning 'round for ladies feet
like you did so many years ago
sitting in that street cafe
where you had your cup of tea
come on boy don't get sentimental now
everything changed but you didn't move on
and the only fact is
that you're fifteen years older now


Dein Gedicht gefällt mir vom technischen Anspruch nicht so sehr. Es fehlt mir die Melodie der Worte. Auch ein vers libre sollte einen gewissen Rhythmus haben. Der Inhalt ist aber eine feine Sache. Insoweit bin ich ein wenig im Zwiespalt.

Beste Grüße
Mike S
Every step I take I walk alone (Tarja Turunen)

cyparis

Re:Im Auge des Hurikans
« Antwort #4 am: Juli 02, 2010, 16:09:27 »
Liebe Lachträne,

dadurch daß ich chronos kursiv geschrieben habe, steht das Wort wie im Lexikon oder in Zitaten.
Normalerweise wird Chronos großgeschrieben.

Das mit dem Gegenüber glaube mir!
Es kann eine Frau sein, ein Mann, eine Kirche, ein Panorama, ein dom -
als Substantiv ist es  das Gegenüber.

Ganz lieben Gruß
von
cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte