Jenny hat Recht.
Dieser Roman ist meiner Ansicht nach einer der besten von Astrid Lindgren - interessanterweise aber kaum bekannt. Hier bei uns kennt jeder nur Pipi Langstrumpf, Michel aus Lönneberga, Die Brüder Löwenherz, Die Kinder aus Büllerbü, Ferien auf Saltkrokan, Karlsson vom Dach usw...
Die Geschichte wurde schon 1957 in s/w verfilmt - eine lebhafte Erinnerung aus meiner Kindheit, denn in den Sechzigern und Siebzigern wurde der Streifen noch wiederholt gesendet. Leider ist diese Verfilmung nirgends mehr aufzutreiben.
Die aktuellere Verfilmung ist von 1981, da natürlich schon in Farbe. Auch sehr gelungen. Die Story geht zu Herzen: Ein neunjähriger Junge mit glattem blonden Haar, Rasmus, büchst in den 1920ern aus dem Waisenhaus aus, um sich reiche Eltern zu suchen, denn die Paare, die sich Kinder aussuchen kommen, nehmen immer nur Mädchen mit blonden Locken.
Er trifft den Landstreicher "Paradies-Oskar", der mit einer "Quetschkommode" durchs Land tippelt. Der gutmütige Mann nimmt sich des Jungen gespielt brummig an, und die beiden ziehen durch das sommerliche Schweden. Rasmus lernt Singen, bettelt mit Oskar, und sie lernen sich kennen. Rasmus trifft auch die anderen "Weltenbummler" und lernt ihre Zeichen, die an die Türen und Gartentore geschnitzt werden und zeigen, ob es was zu holen gibt, ob man übernachten darf, oder ob da gewalttätige Menschen oder bissige Hunde wohnen.
Die beiden werden Zeugen eines Überfalls auf ein Firmenkontor, aber Oskar mag die "Polente" nicht, auch wenn er "unschuldig ist wie eine Braut", und geht nicht zur Polizei. So geraten die beiden in Verdacht. Als auch noch eine reiche Dame niedergeschlagen und bestohlen wird (Sie ist ohne Bewusstsein), verhaftet man Oskar. Rasmus kann fliehen. Mittlerweile aber haben die beiden in einem verlassenen Hof, wo sich Oskar vor der Polizei verstecken wollte, die Beute der wahren Diebe, zweier dandyhaften Halunken, gefunden. Sie werden jedoch von diesen überrascht, und es kommt zum Kampf. Oskar kann seinen Gegner überwältigen, Rasmus gelingt es, den seinen nach einer wilden Verfolgungsjagd in einem Kartoffelkeller zu "internieren". Oskar versteckt die Beute der Diebe und bittet eine Bekannte, dem Amtmann einen Brief zuzustellen, der alles erklärt und wo das Geld und der Schmuck zu finden seien. Diese Bekannte vergisst aber die Zustellung, und als Oskar verhaftet wird, weiß die Polizei nicht Bescheid.
Rasmus sucht Hilfe bei den anderen Vagabunden, aber die Diebe finden und entführen ihn. Er kennt das Versteck der Beute nicht, also nötigen sie den Jungen, Oskar am Knastfenster zu überzeugen, sich von den Dieben befreien zu lassen. Im Interesse des Kindes willigt dieser ein, und die Diebe knacken das Schloß. Sie fahren mit den beiden zurück zu dem verlassenen Hof. Gerade als sich die Lage dort zuspitzt, tauchen die Gendarmen und der Amtmann auf, der endlich den Brief erhalten hat, und die Diebe werden verhaftet.
Oskar wird auf freien Fuß gesetzt, und Rasmus entzieht sich der Rückschickung ins Waisenhaus. Daraufhin vermittelt Oskar dem Jungen eine mögliche Adoption auf einen reichen Bauernhof mit freundlichen Eltern, denn Rasmus habe ja, wie er wisse, immer reiche Eltern gesucht. Schon nach der ersten Nacht dort hat Rasmus aber Sehnsucht nach Oskar und läuft ihm nach. Er bestürmt den Tippelbruder, doch bei ihm bleiben zu dürfen und bittet ihn, sein Vater zu sein. Es stellt sich heraus, dass Oskar in dieser Gegend als Hansdampf in allen Gassen arbeitet, ein eigenes Häuschen besitzt und eine Frau hat, die er jeden Sommer für eine Weile verlässt, um als Landstreicher "auf die Walze" zu gehen. Das Ehepaar adoptiert den Jungen - ein klassisches Happy-end.
Regie führte Ole Hellbom, der viele Lindgrengeschichten verfilmt hat.
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Im nächsten Film erlebt ein selbstveriebter Zyniker denselben Tag immer und immer wieder, bis er geläutert ist und endlich das "Richtige" tut. - Das sollte nicht schwer zu knacken sein!