Autor Thema: Narrenschelle  (Gelesen 1029 mal)

cyparis

Narrenschelle
« am: Mai 24, 2010, 08:57:54 »
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Kurz vor der allerletzten Schwelle,
der letzten aller Stunden fast anheimgegeben,
angesichts der Dunkelheit nur noch ein Angsterbeben:
Ich schüttle einmal noch die Dichterschelle,

wie Narren tun: Denn manche Narren werden weise.
So führe Hieb um Hieb ich auf das Schlechte,
das mir vor Augen kommt. Denn Narrenmächte
führ'n meine Feder wilder, nicht mehr leise.

Die Narrenschelle tönt. Auch in die ekle Jauche,
in tiefste Sümpfe dringt ihr Klang. Ich steige
in diese Düsternis nicht mehr hinab.

Ich wähle mir ein reines, kühles Grab.
Vergehe dort. Und beuge mich und neige
mein Haupt der Lyrik schönem Hauche.
.
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Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Lachträne

  • Gast
Re:Narrenschelle
« Antwort #1 am: August 05, 2010, 08:16:34 »
Hallo Cypi,
wie kann es sein, dass bei diesem schönen Versuch, ein Sonett zu gestalten, noch kein Kommentar steht?
Naja,eigentlich ist dein Gedicht kein echtes Sonett, denn die Sonett-Form ist strengen Regeln  unterworfen.
Ich habe dir zu jeder Zeile die Silbenanzahl dazu geschrieben, damit du verstehst, was ich meine.
Ich werde diesmal keine Vorschläge liefern, denn ich denke, du würdest wahrscheinlich sowieso keinen meiner Vorschläge
übernehmen wollen. Aber inhaltlich gefällt mir dein Gedicht außerordentlich gut. Deine Zeilen sind weise und schöpfen aus
der Tiefe der Wahrheit. Und die letzten zwei Zeilen deines Gedichtes haben in meinen Ohren einen wunderschönen
lyrischen Klang. Dein Gedicht sprich mich an. Gerne gelesen.

liebe Grüße
kleine Lachträne


Kurz vor der allerletzten Schwelle,  9
der letzten aller Stunden fast anheimgegeben,  13
angesichts der Dunkelheit nur noch ein Angsterbeben: 14
Ich schüttle einmal noch die Dichterschelle,  11

wie Narren tun: Denn manche Narren werden weise.  13
So führe Hieb um Hieb ich auf das Schlechte, 11
das mir vor Augen kommt. Denn Narrenmächte 11
führ'n meine Feder wilder, nicht mehr leise. 11

Die Narrenschelle tönt. Auch in die ekle Jauche, 13
in tiefste Sümpfe dringt ihr Klang. Ich steige 11
in diese Düsternis nicht mehr hinab.  10
 
Ich wähle mir ein reines, kühles Grab. 10
Vergehe dort. Und beuge mich und neige 11
mein Haupt der Lyrik schönem Hauche.  9
.
 

cyparis

Re:Narrenschelle
« Antwort #2 am: August 05, 2010, 08:43:59 »
Liebe Lachträne,

meine Narrenschelle war überhaupt nicht als Sonett angelegt, der schiere Zufall ließ drei  Vierverser und zwei Dreiverser entstehen.

Ich freue mich über Dein Lob!

Lieben Gruß
von
cyparis
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