Sterbensweisheit

[Erich Kykal]

Die müden Lider, die sich täglich heben,
sie legen sich in immer tiefre Falten,
da all die Jahre sie mir umgestalten
in diesem unverschämt begehrten Leben.

Am Saum von tausend Jahren will ich kleben,
Erlebender in tausend Urgewalten!
Ich wäre alt, doch keiner von den Alten,
und würde immerzu nach Neuem streben.

Jedoch es steht in meinen Kern geschrieben,
dass ich nicht bleiben darf und zuviel wissen.
Zu schwer beladen altert das Gewissen,

das mich ertrug, bis meine Lust verrauchte.
Zu wenig Liebenswertes ist verblieben,
und zuviel Weh, das meine Zeit verbrauchte.

[cyparis]

Das könnte von R.M. selbst als Lebens-Zeitzeugnis geschrieben sein!

[Erich Kykal]

Hi, Cypi!

Na, gar so hoch wollen wir mal nicht greifen! Dennoch Dank für deine immerwährende Begeisterung!

LG, eKy

[cyparis]

Sie wird auch nie erlahmen.

Höchstens die Fähigkeit, ihr Ausdruck zu verleihen.

[Daisy]

Hallo Erich,

ein klasse Sonett!

Inhalt und Ausführung ein echtes Schmankerl.
Eigentlich kann ich dazu nur sagen: Ich finde es großartig!

Danke für so viel Schönes.

LG Daisy

[Erich Kykal]

Hi, ihr Guten!

Und immer wieder danke für Lob und Zuspruch!!

Schalk im Nacken: Es juckt mich grade, bewusst ein saumieses Gedicht zu machen und einzustellen, bloß um abzuchecken, wie ihr drauf reagieren würdet!
Würdet ihr verzweifelt versuchen, dem Graus noch positive Seiten abzugewinnen oder anzudichten, nur um nicht "Buh!" rufen zu müssen?
Oder würdet ihr mir die ungeschminkte Wahrheit offen ins Gesicht sagen? - Hihi, ein verlockender Versuch!

Vielleicht irgendwann mal, wenn ihr diesen Kommi vergessen habt....

LG, eKy

[cyparis]

Von mir kann ich behaupten, daß ich ehrlich wäre.
Aber ich bezweifle sehr, daß Dir ein mieses Gedicht überhaupt gelingen könnte!

[Erich Kykal]

Ach, es ist nun doch noch Frühling worden!
Seufzervoll lustwandle ich in Auen,
all das neue Grün mir anzuschauen,
all der frischen Triebe junge Horden.

Und ich muss an jedem Strauche lachen,
denn mich kitzeln seine jungen Blätter.
Auch ein Blütenbusch - sein kleiner Vetter
macht mit mir gar manche lustge Sachen!

Ich muss immer wieder heftig niesen!
Toller macht mich auch die tolle Zeit,
wenn es wieder alle Pollen schneit,
mal von jenen oder mal von diesen!


Wie wäre das? Ich hab mich extra bemüht, simpel zu klingen, unbedarft und sprachlich ungelenk. 

Okay, okay - ich übe noch!

LG, eKy

PS: Der "Roll-eye- Smiley" scheint nicht mehr zu funzen...

[galapapa]

Hallo Erich,
Dein Sonett finde ich sehr gelungen und spricht mir aus deM Herzen.
Es heißt doch immer: "Man ist so alt, wie man sich fühlt"; mir fällt bei diesem Text dazu ein: "Man ist so alt, wie man gelebt hat."
Liebe Grüße!
galapapa

[Erich Kykal]

Hi, Charly!

Danke für deine Gedanken!

Ich hatte mir Sorgen gemacht, dass 5mal "zu" in den Terzetten vielleicht auffiele, aber offenbar ist dem nicht so.

LG, eKy

[Erich Kykal]

Hi nochmal!

Sorry für den Doppelpost - ich wollte nur mitteilen, dass ich hier die Terzette nochmal umgeschrieben habe, da die alte Version 2 männliche Kadenzen beinhaltete.

LG, eKy

[Erich Kykal]

Sorry für noch einen Doppelpost! Bin zufällig über dieses Sonett gestolpert - eins meiner besseren bis besten, rein sprachtechnisch betrachtet. Vielleicht haben es die "jüngeren" Leser hier noch nie gelesen.

LG, eKy

[gummibaum]

Ein älteres, aber sehr schönes Gedicht, lieber Erich.
In ein paar hundert Jahren können die Menschen die verbrauchten Organe vielleicht austauschen und tausend Jahre leben. Ob sie dann glücklicher sind?

Sehr gern gelesen.

LG g

[Erich Kykal]

Hi Gum!

Der Existenzwille hat nicht unbedingt mit Glücksgefühl dabei zu tun. Ich denke, allzuviel der Seligkeit wäre dem Willen zu fortwährender Daseinsdauer sogar abträglich. In stagnierender Langeweile will niemand verharren, egal wie sicher und bequem sie sein mag - außer man kommt in unser Alter ... 

Wenn der Mensch länger lebt, müsste er seinen Hormonhaushalt ebenfalls medikamentiv "jung" erhalten, um nicht in völlig unmotivierter Altersstarre zu versteinern.

LG, eKy