Autor Thema: Magister, Zweiter Akt  (Gelesen 2229 mal)

cyparis

Magister, Zweiter Akt
« am: Februar 25, 2010, 09:28:16 »
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Nun, Meister, hast Du mich vergessen,
ich war der treue, dunkle Blick.
Es lag so viel Dir im Ermessen:
Marter, Qual, geborgtes Glück
Als Zukunftsahnen. Doch zurück
Ließest Du eine kalte Hand.
Stießest mich weg ins Neue Land

Wie Eine, die Dir lästig war.
Es war Dir Ehre, mir ein Krieg.
Romanze sahst Du, lichten Sieg,
Denn ich - errötend - schwieg.
Ewigkeit schien mir wie immerdar.

Irgendwann verging mein Mut.
Cäsarisch sah ich Deine Stirn.
Hieb wie Stich schürten die Wut.

Vergänglichkeit zog ihre Spur.
Endlichkeiten wurden abgestreift.
Ruhe hab ich jahrelang bedacht.
Gabst mir doch mit Deiner Macht
Elendigkeiten, kälter noch als Firn.
Saat, die Dir zum Trotze weiter reift,
Sonne, die nicht micht besonnte.
Ehrlichkeit im blauen, strengen Blick?
Nur Sehnsucht gab, daß ich Dir glauben konnte.



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25.02.2010
« Letzte Änderung: April 26, 2010, 20:37:43 von cyparis »
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Seeräuber-Jenny

Re:Magister, Zweiter Akt
« Antwort #1 am: M?RZ 01, 2010, 23:41:44 »
Liebe cyparis,

dieses klassisch schöne, düstere Werk bedrückt mich. Und doch fesselt es mich - wohl gerade so, wie das lyrische Ich von seinem Meister gefesselt ist. Nein, diese strengen Herren dürfen keine Macht über uns Frauen gewinnen!

Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny
Ideale sind wie Sterne. Wir erreichen sie niemals, aber wie die
Seefahrer auf dem Meer richten wir unseren Kurs nach ihnen.
Carl Schurz

Erich Kykal

Re:Magister, Zweiter Akt
« Antwort #2 am: M?RZ 02, 2010, 10:41:53 »
Hi, Cypi!

Niemals werde ich vergessen! Schönes "Gerüst"!

In S1Z5 ist leider ein gewaltiger Metrikbruch!

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Nun, Meister, hast Du mich vergessen? Frage, also Fragezeichen, oder?
Ich war der treue, dunkle Blick.  Warum hier ausgerechnet klein, bei einem Akrostichon?
Es lag so viel Dir im Ermessen:
Marter, Qual, geborgtes Glück
Als Zukunftsahnen. Doch zurück  Metrum! Zeile zu kurz!
Ließest Du eine kalte Hand,  Komma hier besser.
Stießest mich fort ins Neue Land Kann man nehmen, muss aber nicht.

Wie Eine, die Dir lästig war.
Es war Dir Ehre, mir ein Krieg.
Romanze sahst Du, lichten Sieg,
Denn ich Errötende - ich schwieg.
Ewigkeit schien mir wie immerdar. Zeile passt nicht ins Metrum.

Irgendwann verging mein Mut.
Cäsarisch sah ich Deine Stirn.
Hieb wie Stich entfachten Wut. Unharmonische Klangmelodie!

Vergänglichkeit zog ihre Spur.
Endlichkeiten wurden abgestreift. Ab hier totaler Metrikwechsel - plötzlich sind die Zeilen länger - ganz anderer Sprachrhythmus!
Ruhe hab ich jahrelang bedacht.
Gabst mir doch mit Deiner Macht
Elendigkeiten, kälter noch als Firn.
Saat, die Dir zum Trotze weiter reift,
Sonne, die nicht micht besonnte. Komma statt Punkt.
Ehrlichkeit im blauen, strengen Blick?
Nur Sehnsucht gab, daß ich Dir glauben konnte. Spur, Macht, Blick bleiben ohne Reim.



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25.02.2010

Ja, ich habe es wohl schon öfter erwähnt: Deine Sprache ist stets wunderbar, auf hohem Niveau, manchmal schon beinahe zu verschachtelt, aber immer schön!
Manchmal leider scheint dich das feine Ohr aber zu verlassen. Nach wunderbar harmonisierenden Gedichten schreibst du dann wieder sowas wie hier: Wie gesagt, sprachlich wundervoll, aber mit unmotivierten Rhythmuswechseln, unpassenden Zeilenlängen, zungenbrecherischen Hebungsprallen oder Worten, deren natürliche Klangmelodien an der verwendeten Stelle dem natürlichen Lesetakt zuwiderlaufen.

Sorry, ich Ungebildeter kann es nicht anders ausdrücken - da fehlen mir einfach die Fachtermini. Auch MUSS ich ja nicht recht haben - ich schreibe hier ja nur von meinem subjektiven Eindruck. Ich stolpere beim Lesen jedenfalls jedesmal über die monierten Stellen und verliere dort schlicht den Rhythmus. Das stört doch sehr und mindert leider die gesamte Wirkung deiner feinen Ausdrucksweise.
Wie wünschte ich, ich könnte anderes sagen - aber ich kann nicht aus meiner Haut! Ich muss ehrlich sein, auch wenn ich es - gerade in deinem Fall - sehr ungern bin, wenn ich mal nicht nur Gutes zu sagen weiß.

LG, eKy
« Letzte Änderung: M?RZ 02, 2010, 10:45:57 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

cyparis

Re:Magister, Zweiter Akt
« Antwort #3 am: M?RZ 04, 2010, 14:12:31 »
Liebe Seeräuber-Jenny,

hab Dank für Dein Lob! Und Du hast ja so recht: Die Herren dürfen nicht so hochkommen, daß sie Gewalt über uns erlangen.  Aber ein wütend liebendes Herz ist gerade einem Magister oft hilflos ausgeliefert.
(Übrigens konnte ich ihn - welche Genugtuung! - über den Ziliarmuskel belehren!!).


Lieber Erich Kykal,

in Vielem muß ich Dir zustimmen.
Ich gehe später ausführlicher darauf ein, denn leider ruft mich ein Termin...

Liebe Grüße!

cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

cyparis

Re:Magister, Zweiter Akt
« Antwort #4 am: M?RZ 07, 2010, 18:38:13 »
Lieber Erich Kykal,



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Nun, Meister, hast Du mich vergessen? Frage, also Fragezeichen, oder?
Ich war der treue, dunkle Blick.  Warum hier ausgerechnet klein, bei einem Akrostichon?
Es lag so viel Dir im Ermessen:
Marter, Qual, geborgtes Glück
Als Zukunftsahnen. Doch zurück  Metrum! Zeile zu kurz!
Ließest Du eine kalte Hand,  Komma hier besser.
Stießest mich fort ins Neue Land Kann man nehmen, muss aber nicht.

Wie Eine, die Dir lästig war.
Es war Dir Ehre, mir ein Krieg.
Romanze sahst Du, lichten Sieg,
Denn ich Errötende - ich schwieg.
Ewigkeit schien mir wie immerdar. Zeile passt nicht ins Metrum.

Irgendwann verging mein Mut.
Cäsarisch sah ich Deine Stirn.
Hieb wie Stich entfachten Wut. Unharmonische Klangmelodie!

Vergänglichkeit zog ihre Spur.
Endlichkeiten wurden abgestreift. Ab hier totaler Metrikwechsel - plötzlich sind die Zeilen länger - ganz anderer Sprachrhythmus!
Ruhe hab ich jahrelang bedacht.
Gabst mir doch mit Deiner Macht
Elendigkeiten, kälter noch als Firn.
Saat, die Dir zum Trotze weiter reift,
Sonne, die nicht micht besonnte. Komma statt Punkt.
Ehrlichkeit im blauen, strengen Blick?
Nur Sehnsucht gab, daß ich Dir glauben konnte. Spur, Macht, Blick bleiben ohne Reim.


Aber ich bin sicher, daß du das kennst:
Man schreibt, von Gefühlen überwältigt, ohne auf Reime zu achten, wenn einem nur die Melodie im Innern bleibt.
Die von dir vermißten Reime finden sich, wenn Du auf die Suche gehst. Sie sind hier (wie bei mir so oft!) keinem Schema folgend.
Die erste Zeile in meinem Gedicht ist nicht fragend, sondern konstatierend.


Wenn Du schreibst: "..., ich Ungebildeter", nimmst Du mich (ungewollt?) ein wenig auf die Schippe, denn in Bezug auf Bildung kann ich Dir nur hinterherhumpeln.

Was du über meine Sprache gesagt hast, tröstet mich über Deine  negative Kritik hinweg!

Hab Dank und innerherzlichsten Gruß
von
cyparis!

Der Schönheit treu ergeben
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copyright auf alle Texte

Mike S

Re:Magister, Zweiter Akt
« Antwort #5 am: April 25, 2010, 07:13:42 »
Einen schönen Sonntag Cyparis,

ist der erste Teil noch klein und unschuldig und ein liebes Liebesgedicht, so geht es hier schon anders zu. Mir selbst gefällt der erste Teil besser. Im Akt II mag ich an manchen Stellen die Sprache nicht; zu fern, zu weit weg.

Alles Liebe
Dir immer
Mike S
Every step I take I walk alone (Tarja Turunen)

Erich Kykal

Re:Magister, Zweiter Akt
« Antwort #6 am: April 26, 2010, 10:52:42 »
Hi, cypi!

Ungebildet im Hinblick auf Gesetze, Regeln, Formeln und Fachtermini der Lyrik! Da hinke ich auf jeden Fall hinterher, weil ich auch Angst habe, da was zu lernen - womöglich würde es meine Art zu schreiben so verändern, dass ich nicht mehr allzu glücklich damit bin. Ohne belastendes Vorwissen kann ich schreiben, ganz wie ICH will, und wer weiß, vielleicht sind so Dinge möglich, an die ich - geistig eingeschränkt von Regeln und gelernten Gesetzen - ansonsten nie gedacht hätte...

Beim Rezensieren hingegen ist diese "innere Freiheit" oft kontraproduktiv, da sie mir viele Ausdrucksmöglichkeiten nimmt und mich manchmal ein wenig dumm dastehen läßt, weil ich einen Fehler nicht einmal korrekt benennen kann! Das ist wohl der Preis, den ich für geistige Unabhängigkeit zahlen muss.
Das habe ich gemeint, als ich jene Sätze schrieb. Bitte nicht falsch verstehen!

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

cyparis

Re:Magister, Zweiter Akt
« Antwort #7 am: April 26, 2010, 20:42:48 »
Lieber Mike!

Ich habe, dank Erichs Anregungen, ein wenig gefeilt.
(Übrigens habe ich "Magister"  - den ersten Teil  - erst dieser Tage eingestellt).

Hab Dank für Dein eingeschränktes Lob!

Immer die Eine:
cyparis


Lieber Erich Kykal,


ja, Deine Anregungen sind hier goldwert! (Goldes wert).
Die erste Strophe habe ich bereits in Deinem Sinne geändert, der übrige Teil wird auch noch überarbeitet.
Hab ganz lieben Dank für die Mühe, die Du Dir gemacht hast!

Innigen Gruß
von
cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
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