Lieber Erich Kykal,
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Nun, Meister, hast Du mich vergessen? Frage, also Fragezeichen, oder?
Ich war der treue, dunkle Blick. Warum hier ausgerechnet klein, bei einem Akrostichon?
Es lag so viel Dir im Ermessen:
Marter, Qual, geborgtes Glück
Als Zukunftsahnen. Doch zurück Metrum! Zeile zu kurz!
Ließest Du eine kalte Hand, Komma hier besser.
Stießest mich fort ins Neue Land Kann man nehmen, muss aber nicht.
Wie Eine, die Dir lästig war.
Es war Dir Ehre, mir ein Krieg.
Romanze sahst Du, lichten Sieg,
Denn ich Errötende - ich schwieg.
Ewigkeit schien mir wie immerdar. Zeile passt nicht ins Metrum.
Irgendwann verging mein Mut.
Cäsarisch sah ich Deine Stirn.
Hieb wie Stich entfachten Wut. Unharmonische Klangmelodie!
Vergänglichkeit zog ihre Spur.
Endlichkeiten wurden abgestreift. Ab hier totaler Metrikwechsel - plötzlich sind die Zeilen länger - ganz anderer Sprachrhythmus!
Ruhe hab ich jahrelang bedacht.
Gabst mir doch mit Deiner Macht
Elendigkeiten, kälter noch als Firn.
Saat, die Dir zum Trotze weiter reift,
Sonne, die nicht micht besonnte. Komma statt Punkt.
Ehrlichkeit im blauen, strengen Blick?
Nur Sehnsucht gab, daß ich Dir glauben konnte. Spur, Macht, Blick bleiben ohne Reim.
Aber ich bin sicher, daß du das kennst:
Man schreibt, von Gefühlen überwältigt, ohne auf Reime zu achten, wenn einem nur die Melodie im Innern bleibt.
Die von dir vermißten Reime finden sich, wenn Du auf die Suche gehst. Sie sind hier (wie bei mir so oft!) keinem Schema folgend.
Die erste Zeile in meinem Gedicht ist nicht fragend, sondern konstatierend.
Wenn Du schreibst: "..., ich Ungebildeter", nimmst Du mich (ungewollt?) ein wenig auf die Schippe, denn in Bezug auf Bildung kann ich Dir nur hinterherhumpeln.
Was du über meine Sprache gesagt hast, tröstet mich über Deine negative Kritik hinweg!
Hab Dank und innerherzlichsten Gruß
von
cyparis!