Autor Thema: Der Heimatlose  (Gelesen 1350 mal)

a.c.larin

  • Gast
Der Heimatlose
« am: Oktober 01, 2011, 19:54:11 »
Mit Worten ringt er, die im Innern wohnen,
vergeblich, grad als wären sie ihm feind,
als hätte ihn - den Anblick von Gorgonen
ertragend - jäh getroffen, was versteint.

Sein Drängen gleicht so sehr dem blinden Fragen:
Es zieht ihn in ein dunkles Höhlenreich -
in Engen, wo Dämonen schaurig klagen,
bis seine Seele leer wird, Toten gleich.

Ist es ein Bann, ein Fluch aus alten Zeiten,
der auf ihm lastet, schwerer als ein Stein?
Was nützen ihm die blanken Eitelkeiten?
In jedem seichten Wort fühlt er sich doch allein.

Packt ihn Entsetzen, zieht er einfach weiter -
wer hörte ihn denn je in seinem Innern schrein?
Er findet keinen Hafen, keine Küste.
Es treibt ihn fort, er denkt, dies sei gescheiter -
und sucht im Außen, was er niemals suchen müsste,
wenn er nur lernen könnte, bei sich selbst zu sein.
« Letzte Änderung: Oktober 02, 2011, 09:28:44 von a.c.larin »

Erich Kykal

Re:Der Heimatlose
« Antwort #1 am: Oktober 01, 2011, 20:17:04 »
Hi, larin!

Wunderbar gemacht, seeehr elaborierte Sprachhabung, sehr klassisch!
Ungewöhnlich das sonettartige Ende...aber es passt, das wechselnde Reimschema unterstreicht sogar noch die herrliche Conclusio!

Kleiner Tipp: Schreib "schrein" ruhig ohne Apostroph - diese Verkürzung ist schon lang derart normaler Sprachgebrauch, dass das Stricherl eher seltsam wirkt. Mit dem "Schrein" kann man's aus dem Satzverlauf heraus und ob der Kleinschreibung ohnehin nicht verwechseln ;D.

Die Zeilen 3 und 4 von S1 sind in ihrer Form gewöhnungsbedürftig - beim ersten Lesen stolpert da wohl jeder, aber das Gorgonenbild ist einfach superb!!

Sehr gern gelesen und (fast) nix gemeckert! :-*

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Guenter Mehlhorn

Re:Der Heimatlose
« Antwort #2 am: Oktober 02, 2011, 09:20:13 »
Wie praktisch, dass ick dem eKy immer nur zuzustimmen brauche!

L.G. Günter.
Reich ist, wer Zeit zum Vertrödeln hat.Mein 2. bis 22. Buch MENSCH MEIER könnt ihr kostenlos, auch als e-books, über meine eigene Homepage (siehe mein PROFIL) laden.Auf youtube 5 Videos unter: guentermehlhorn.
(GRAF von und zu KOKS von der GASANSTALT-BERLIN-BRANDENBURG-SACHSEN-POMMERN-SPITZBERGEN)

a.c.larin

  • Gast
Re:Der Heimatlose
« Antwort #3 am: Oktober 02, 2011, 09:28:07 »
hallo eky,

an diesem gedicht hab ich wochenlang gebastelt, selbst noch beim einstellen - vor allem wegen der von dir gelobten gorgonen: eine sperrrige spezies, die sich nicht so einfach ins gesamtbild einpassen lassen wollte.

am ende waren meine gedanken einfach nicht in einem vierzeiler unterzubringen
sollte ich das ende vielleicht in zwei dreizeiler unterteilen?  


hallo günter,
zum glück seid ihr beide nicht so sprachlos! danke auch, der zustimmung wegen.

lg, larin

cyparis

Re:Der Heimatlose
« Antwort #4 am: Oktober 02, 2011, 11:22:13 »
Ja, zum Glück kann eKy weitaus besser formulieren, was auch ich emfpinde!
Großartig!


cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Erich Kykal

Re:Der Heimatlose
« Antwort #5 am: Oktober 02, 2011, 14:35:01 »
Hi, Leute!

Cypi: Du bist Dichterin - du hast die Worte, genau wie ich! Du bist nur tippfaul, gib's zu! ;) ;D

Larin:
Ich bin unschlüssig bezüglich der letzten Strophe.
Eine Einteilung in 2 Dreizeiler würde optisch das Bild auflockern, allerdings sähe es dann auch irgendwie nach dem Versuch eines Sonetts aus, wöfür aber eine Str. zuviel da ist.
"Klopsig" oder "dilletantisch" - Skylla und Charybdis...so oder so nicht ideal...

Aber ich finde, das Gedicht ist viel zu gut, um sich über derlei zu sorgen. Mach, wie es dir gefällt, und wer sich darob kleinkariert und naserümpfend abwendet, weiß nicht, was er verpasst! :D

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

a.c.larin

  • Gast
Re:Der Heimatlose
« Antwort #6 am: Oktober 02, 2011, 16:52:02 »
na gut, dann las ich das mal so. es kann sich ja ab- und zuwenden , wer mag.