Autor Thema: Schönes Südafrika 1  (Gelesen 2112 mal)

Ingo Baumgartner

Schönes Südafrika 1
« am: Februar 16, 2010, 12:27:38 »


Hluhluwe (Schönes Südafrika)

Der Büffel äst im Ufergrün,
Ein Kudu kaut im Schatten wieder.
Der Madenhacker setzt sich kühn
Im Maul der Panzerechse nieder.

Der Hügelkette Gräserflor
Neigt sanft sich blauen Flüssen zu.
Zikaden zirpen schrill im Chor,
Der Riedbock pflegt noch Mittagsruh.

Hluhluwe schwingt im Luftgeflirr
Zum Höhepunkt des Sonnenstands.
Vor Hitze schützt das Baumgewirr
Im Nahbereich des Uferrands.

Der Abend erst lockt Warzenschwein
Und Pavian zum feuchten Kies
Des Tümpels. Letzter fahler Schein
Wünscht gute Nacht dem Paradies.


KwaZulu (Schönes Südafrika)

KwaZulus Felder wölben sich
In sanftem Schwung zu Hügeln auf.
Ein Flüsschen folgt dem tiefen Stich
Des Tales, wachsend im Verlauf.
 
Ein Dorf setzt Tupfen an den Hang.
Der Hütten kalkig weißes Rund
Beherrscht das Bild den Weg entlang.
Die Sonne zwingt zur Ruhestund.

Nur Ziegen knabbern jetzt am Dorn
Des Krals aus derbem Sammelholz.
Der Hitze trotzt das Sommerkorn,
Der Ähren Fülle hebt es stolz.

Die Schatten wachsen, reichen weit,
Schon werden helle Stimmen laut.
Zum Brunnen zieh’n in buntem Kleid
Des Dorfes Frauen, wo man schaut.

Gelachtes Singen mischt sich auch
Dem Harkenschlag der Männer bei.
Noch gilt im Dorf manch alter Brauch,
Die Uhr ersetzt der Hahnenschrei.

An Armut fehlt es wahrlich nicht,
Die drückt das Land, wohin man sieht.
KwaZulus Weite aber bricht
Den Schrecken, der die Schönheit flieht.
   

Soweto
(Schönes Südafrika)

Soweto, tristes Ausgedinge,
Verbannung in die Ärmlichkeit,
Ist Hölle, festgezurrte Schlinge,
Doch trotzdem voller Heiterkeit.

Touristen schaudern, ziehen weiter,
Vergessen bald die Elendsstadt,
Wo manche Karriereleiter
Nach zweitem Schritt ein Ende hat.

Doch dringen auch aus Hütten Lieder,
Das Wellblech sperrt den Ton nicht ein.
Aus Müll und Unrat wächst der Flieder,
Ein Mädchen rollt den Murmelstein.

Man spürt die Hoffnung in den Mienen,
Es wird im Plaudern oft gelacht.
Das Volk wünscht Weichen in die Schienen,
Die Buren einst für sie erdacht.

Soweto wird mit Arg betrachtet,
Denn niemand schätzt der Weißen Rat.
Die Siedlung, die noch immer schmachtet,
Erhebt sich aber schon zur Tat.


Robben Island (Schönes Südafrika)

Ein schnelles Boot trägt Menschenmassen
Vom Festland Kapstadts hin zum Eiland.
Zur Insel, die durch Hoffen, Hassen
Geschichte schrieb, Verdammnis weiland.

Lepröse, renitente Leute,
Dem weißen Staate Unbequeme,
Verschmachteten, des Unrechts Beute,
Der Folter ausgesetzt in Häme.

Ein Blechnapf steht auf nacktem Steine
Im Schattenwurf von Gitterstäben.
Trotz Untergebenheit zum Scheine,
Erwachten Stolz und Freiheitsstreben.

So wuchs der Freiheitsgeist zur Wende,
Die leeren Zellen sind nun Zeugen.
Man weiß, verlässt man das Gelände,
Vom Sinn, sich nie der Macht zu beugen.
 

Durban/eThekwini
(Schönes Südafrika)

Die Stadt am Ozean treibt Spiele,
Sie zeigt bald dies, bald das Gesicht.
Erwähle dir die schönsten Ziele,
Enttäuschungen erfährst du nicht!

Den Strand, gesäumt von Promenaden,
Das himmelhohe Gästehaus,
Die Köstlichkeit vom Straßenladen,
Das anzusehen, zahlt sich aus.

Europa, Afrika legieren,
Der Inder kleidet beide ein.
Mit peinlich ängstlichem Genieren,
Steigt mancher in die Rikscha ein.

Man zählt hier nicht die Muttersprachen,
Geredet wird im Wortgemisch.
Der Meerwind hebt die bunten Drachen
Und macht Besucher wieder frisch.


Der Tafelberg (Schönes Südafrika)

Ein Tischtuch deckt den Tafelberg,
Fast zynisch wogt die Wolkenschicht.
Ich steh’ am Fuß, ich armer Zwerg,
Verzagt, die Tafel seh’ ich nicht.

So steig ich in die Gondel ein
Zum Blick herunter auf die Stadt.
Jetzt herrscht zwar oben Sonnenschein,
Doch Cape Town deckt der Nebel satt.

Der Weltgewandte weiß da mehr.
Er selektiert das Tagesziel.
Den flachen Berg, das Häusermeer,
Zur selben Zeit, das bringt nicht viel.


Die Lodge im Krüger Nationalpark
(Schönes Südafrika)

Erwartung, aufgeregtes Hoffen,
Schon sind die gut bewachten Schranken
Zur großen Tiererkundung offen.
Man lobt Herrn Krugers Schutzgedanken.

Drei Tage Spannung, Abenteuer,
Die Kamera zeigt vollen Speicher,
Um Baobab, Savannenfeuer
Aus eigner Sicht fürs Leben reicher.

Die letzte Nacht im Paradiese,
Ein Holzhaus lädt zum Übernachten.
Du überblickst die Uferwiese,
Kannst Fluss und Busch und Wald betrachten.

Da poltert es wie Donnergrollen.
Ein Rüssel greift, die Äste knicken,
Der graue Riese schöpft aus Vollem,
Entzieht sich Schritt für Schritt den Blicken.

Hyänen üben sich im Lachen,
Der Löwe kündet sich mit Brüllen,
Das Warzenschwein umwirbt die Bachen,
Ein Affe greift nach Samenhüllen.

Der Holzveranda Höhenlage
Eröffnet dir Naturgeschehen.
Du wünschst zum Ton der Eulenklage,
Der Abend möge nie vergehen.

cyparis

Re:Schönes Südafrika 1
« Antwort #1 am: Februar 16, 2010, 17:14:38 »
Oh, lieber Ingo.....

schier überwältigend!
Da gibt es keine rasche Antwort, dafür brauch ich Zeit.
Aber laß mich vorerst dies sagen:

Du hast Wunderschönheit präsentiert!

Lieben Gruß und  tiefen Dank
von
cyparis



immer wieder in den Südafrika-Liedern von Helmut Lotti schwelgend...
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Ingo Baumgartner

Re:Schönes Südafrika 1
« Antwort #2 am: Februar 18, 2010, 17:34:27 »
Hallo cyparis! Ich war so von dieser Reise beeindruckt, dass ich jetzt mit einigem Abstand diese festhalten möchte. Ein schönes Land, allerdings mit vielen offenen Fragen.
Danke herzlich für den Kommentar! LG Ingo

cyparis

Re:Schönes Südafrika 1
« Antwort #3 am: Februar 20, 2010, 12:18:40 »
Lieber Ibrahim,

Du kennst inzwischen meine Kommentare:

knapp, kurz, hoffentlich nicht flach.

die erste Strophe, das erste Lied gefällt mir am besten, weil es am "unweltlichsten" ist.
Den Madenhacker kenne ich allerdings nur als "Sozius" von Huftieren, den Putzer im Krokodilrachen als "Krokodilwächter". Aber ich bin da nicht soo sehr bewandert.

"RobbenIsland", hier Nelson Mandela gewidmet, ist ebenso deprimierend wie "Soweto".


Die "Lodge" gefällt mir wieder sehr, weil sie die dortige Natur atmet, obwohl ich den Atem ohne die hineinverfrachtete Zivilisation wohl noch lieber hätte. Mein einseitiger tunnelblick.
Wer sollte uns denn die Schönheiten präsentieren, wenn icht die Filmemacher und Dichter?


Idanke dir aus vollem Herzen für
Deinen wundervollen Beitrag!

Lieben Gruß
von
cyparis
Der Schönheit treu ergeben
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