Autor Thema: Frühsommerabend  (Gelesen 2424 mal)

Erich Kykal

Frühsommerabend
« am: Mai 10, 2011, 17:12:49 »
Es glänzt in überreiften Tages trägem Siruplicht
der Bäume Kronenlaub aus ihrem Schattenwogen,
und an den Hügeln, die sie waldig überzogen,
nährt sich schon Abendkühle und erlangt Gewicht.

Noch glühen alle Blüten mit dem Schmelz der Helle,
und mischen Farbe in den Traum, der sie beschwor
zu duftend großer Geste und zu fürstlichem Dekor
an jeder aufgeblühten, neu entdeckten Stelle.

Und heimlich leise, zärtlich, wie mit Wohlbedacht
bedeckt ein Ahnen nun die traumverlornen Pfade
von lauer Sommernacht und murmelnder Najade
und allem Sichversehnen, das uns tiefer macht.

Schon zäumt die Nacht die Wolken an den Rändern
der Himmel wallend auf zu dunkelndem Verhüllen,
und wo die Wiesen sich mit Schemen überfüllen,
erwacht mein Geist und will sein Leben ändern.
« Letzte Änderung: Mai 14, 2011, 09:34:37 von cyparis »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

cyparis

Re:Frühsommerabend
« Antwort #1 am: Mai 14, 2011, 19:21:35 »
Du meine Güte, lieber Erich Kykal -

ist das tief!
Angesichts solcher Schönheit wollen mir Tränen kommen.
Könnte ich mich doch in das Beschriebene versenken, mich hineinsinken lassen!


cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Guenter Mehlhorn

Re:Frühsommerabend
« Antwort #2 am: Mai 15, 2011, 15:59:36 »
Hallo eKy.

Ick bin damit literarisch zwar total überfordert, möchte aber so gerne mal mit roter Tinte schreiben.

Lieber, guter Dichtersmann,
sieh dir mal den Vorschlag an:

Ick bin zwar keen Germaniker, aba mir jefällt die Jrammatik nich.

Es glänzt in überreiften Tages trägem Siruplicht.....Es glänzt im überreifen, trägen Tagessyruplicht
Jeht ja evtl ooch anders.

Nu hab ick aba woll int Fettnäppken jetreten, wa?
Du wirst mir schon uff den rechten Weech bringen.

L.G. Günter.
Reich ist, wer Zeit zum Vertrödeln hat.Mein 2. bis 22. Buch MENSCH MEIER könnt ihr kostenlos, auch als e-books, über meine eigene Homepage (siehe mein PROFIL) laden.Auf youtube 5 Videos unter: guentermehlhorn.
(GRAF von und zu KOKS von der GASANSTALT-BERLIN-BRANDENBURG-SACHSEN-POMMERN-SPITZBERGEN)

cyparis

Re:Frühsommerabend
« Antwort #3 am: Mai 15, 2011, 21:36:49 »
Hei,lieber Günter -


d a s  sind eben die Feinheiten:



cyparis
Der Schönheit treu ergeben
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Erich Kykal

Re:Frühsommerabend
« Antwort #4 am: Mai 16, 2011, 10:28:15 »
Hi, Cypi, Günni!

Danke für die Blumen! Günni - dein Wortwurm "Tagessyruplicht" gefällt mir ebenso wenig wie dir offenbar meine Originalzeile. Das sind eben persönliche Präferenzen, die dem eigenen, individuellen Geschmack geschuldet sind. Nicht bös sein, wenn ich es so lasse, wie's ist. ;)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Guenter Mehlhorn

Re:Frühsommerabend
« Antwort #5 am: Mai 16, 2011, 12:23:04 »
Da haben wir uns falsch verstanden.
Ich meine, die Grammatik stimmt nicht!
Reich ist, wer Zeit zum Vertrödeln hat.Mein 2. bis 22. Buch MENSCH MEIER könnt ihr kostenlos, auch als e-books, über meine eigene Homepage (siehe mein PROFIL) laden.Auf youtube 5 Videos unter: guentermehlhorn.
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Erich Kykal

Re:Frühsommerabend
« Antwort #6 am: Mai 16, 2011, 13:06:26 »
Hi, Günni!

Ich muss widersprechen - die Grammatik ist ohne Fehl. Eine Genitivkonstruktion, wie z.B auch "in grauer Straßesschluchten Gang" oder "in grüner Wälder abgeschiedener Stille" usw...

"in überreiften Tages trägem Siruplicht" = "im trägen Siruplicht des überreiften Tages" Alles stimmt. Wo soll es falsch sein???!

Fragliche Grüße, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Guenter Mehlhorn

Re:Frühsommerabend
« Antwort #7 am: Mai 16, 2011, 16:14:06 »
Hallo Erich.

Das Original:

Es glänzt in überreiften Tages trägem Siruplicht....

Mein Favorit:

Es glänzt im überreiften Tages trägen Siruplicht....

Nee, nach 20 mal lesen gefällt mir deine Version besser.

@ Cyppi.

Wenn de mir schon nich beistehst, denn bitte nach dem Komma een Loch!
Da muss man schon uff de Feinheiten achten!
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TAU

  • Gast
Re:Frühsommerabend
« Antwort #8 am: Mai 29, 2011, 19:07:27 »
Hallo eKy!

Hör mal, das Gedicht ist schön, besonders die 3. Str. gefällt mir sehr,

aber das SIRUPLICHT ist einfach G R A U E N V O L L!

Könnte der Dichter bitte nicht eine Diabetesfreundliche Version hereinzaubern...? Bitte...

Sonst falle ich schon bald in Diabetes-Koma...

liebe Grüße
TAU

Erich Kykal

Re:Frühsommerabend
« Antwort #9 am: Mai 30, 2011, 09:30:42 »
Hi, Tau!

Keine Ahnung, was dich an Siruplicht so stört - oder war das eher scherzhaft gemeint?
Mit diesem Ausdruck wollte ich dieses goldene, zähe, fast greifbare Abendlicht beschreiben, in dem man, wie in einer Flüssigkeit, alle Partikelchen schweben sieht. Sirup schien mir von Farbe und Konsistenz her geeignet, dies zu transportieren. Auch Honiglicht wäre möglich, klingt mir aber fast etwas zu süßlich.

Ich werde es bedenken.

LG, eKy
« Letzte Änderung: Juni 01, 2011, 09:35:17 von Erich Kykal »
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TAU

  • Gast
Re:Frühsommerabend
« Antwort #10 am: Mai 30, 2011, 16:03:34 »
Hallo Erich,

nein, es war nur im Scherzpapier eingewickelt, damit die Kritik nicht so viel weh tut...

Honiglicht klingt schon besser, es soll aber inhaltlich in Richtung "Lichtstrahlen" gehen, wenn ich alles richtig verstanden habe.

Überlege es dir, es könnte sich lohnen.

liebe Grüße
TAU

Erich Kykal

Re:Frühsommerabend
« Antwort #11 am: Juni 01, 2011, 09:38:20 »
Hi, Cath!

Es ist eher ein atmosphärischer Eindruck gemeint, wenn die spätlichtgeflutete Luft fast wie flüssig wirkt und alles in weiches Gold taucht. Dann schaut man wie durch Zähflüssiges auf die Welt - so der Eindruck. Alles scheint einen Moment innezuhalten, wie in Zeitlupe. Das ist der Moment der brennenden Himmel und der rosa Wolken!

LG, eKy
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a.c.larin

  • Gast
Re:Frühsommerabend
« Antwort #12 am: Juli 03, 2011, 06:35:16 »
Morgen Erich,

Erstmal vorneweg: Dieses Gedicht ist wundervoll - aber über die erste Zeile stolpere ich auch, und zwar selbst nach mehrmaligem  Lesen.
So poetisch du es auch gemeint haben magst - irgendwie ist die Formuleriung zu verschraubt. Man kann auch zu viel wollen von einem einzigen Satz!

So erschiene es mir logisch:  es glänzt im überreiften Siruplicht des trägen Tages---   ( dann passt aber der Reim nicht.)
Überhaupt komme ich erst jetzt , nach dem dritten  oder vierten Male Lesen drauf, dass es eigentlich ums KRONENLAUB geht - und nicht um den
wie auch immer glänzenden , überreiften Tag - daher schlage ich (zwecks Erleichterung beim Lesen ) vor:

Es glänzt der Bäume Kronenlaub im trägen Siruplicht
des überreiften Tages aus dem Schattenwogen
        (immer hübsch eins nach dem anderen erzählen)


Bei deiner Formulierung werde ich nämlich nie den Verdacht los, es müsse eigentlich
es glänzt in überreiftem Tages trägem Licht     heißen ( da sich das "in" doch sowohl auf überreift als auch auf träge bezieht, daher sollte dann wohl beides im Dativ stehen - oder ein zweites "in" muss her )

So ginge es vielleicht auch:
Es glänzt im überreiften Tag das Siruplicht
durchs Kronenlaub der Bäume aus dem Schattenwogen

Das ist dann wieder eine andere Variante , die sich mehr auf das Siruplicht konzentriert, weniger auf die Bäume.

Dass der Geist erst nachts erwacht , um "sein Leben zu ändern", kenne ich ! Überhaupt an heißen Sommertagen!
Jetzt weiß ich wenigstens, warum ich dann tagsüber immer so faul bin : Das kommt von dem Siruplicht.  ;D

Sehr gerne gelesen,
larin

Erich Kykal

Re:Frühsommerabend
« Antwort #13 am: Juli 04, 2011, 11:09:51 »
Hi, larin!

Ich habe es weiter oben schon Günther erklärt: Die Genitivkonstruktion ist fehlerlos und stimmt so, wie sie da steht. ICH finde sie elegant und poetisch, aber über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten.

Abgesehen davon vielen lieben Dank für dein Lob: Aus solch talentiertem Munde wiegt es doppelt!

LG, eKy
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Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.