Hi AL!
Auch ich habe Deinen Zeilen sehr genossen - der im weitesten Sinne daktylische Rhythmus und die Inversionen erzeugen Anklänge an Übertragungen antiker Verse.
Geschildert wird, dass das lyrische Ich vor einem nur einen Schritt breiten, aber offenbar sehr weit in die Tiefe reichenden Abgrund steht und sich nicht hinüber traut, obwohl auf die Querung offenbar keine allzu große Herausforderung darstellt und auf der anderen Seite sogar helfende Hände bereit stehen. Natürliche Klüfte und Klamme sind, hinreichende Tiefe unterstellt, meist doch so breit, dass man tüchtig springen muss oder die Breite die Sprungweite doch übersteigt. Ich frage mich, ob Dir hier ein konkretes "Schluchtobjekt" vor Augen stand, AL.
Besonders raffiniert finde ich übrigens das Operieren mit dem Begriff des Jenseitigen. Es kann hier - ganz irdisch - für den sicheren Grund auf der anderen Seite des Abgrundes stehen oder für das Jenseits (was dann eher auf einen nicht gelungenen Sprung verweisen würde).
Je nach Angang könnten in den Zeilen auch mögliche suizidale Szenarien anklingen, aber mir scheint, dass dies hier eigentlich nicht die intendiere Verständnis-Achse des Textes ist.
LG!
S.