Autor Thema: Frühlingsgedanken eines Klimaaktivisten und Revoluzzers  (Gelesen 2272 mal)

Curd Belesos

Frühlingsgedanken
eines
Klimaaktivisten und Revoluzzers

Nun steht das Land erneut in schönster Blüte;
der Wind bewegt den Raps in goldnen Wellen,
ein Dank will mir aus tiefster Seele quellen,
denn die Natur verzaubert mein Gemüte.

Oh, dass der Mensch den Anblick doch behüte,
damit auch Enkel diese Wunder schauen,
allein mir fehlen Glaube und Vertrauen.
Die Erde stirbt, selbst wenn man sich bemühte,

gibt es doch viel zu viele Abgebrühte
mit Geld und Macht in allen reichen Ländern,
die auch trotz harter Strafen sich nicht scheuten

die Erde ohne Skrupel auszubeuten
und kein Protest wird daran etwas ändern.
Gewalt allein schafft Fakten und nicht Güte.

© Curd Belesos
Nur wenn du frei bist " IF " ....dann bist du ein Mensch

gummibaum

Re: Frühlingsgedanken eines Klimaaktivisten und Revoluzzers
« Antwort #1 am: April 29, 2023, 13:27:50 »
Lieber Curd,

dein Sonett mit schönen Konjunktiven gefällt mir.

Inhaltlich folgt dem Genuss und der Wertschätzung der Natur die Skepsis des Aktivisten, dass ihre mutwillige Zerstörung durch einige geldgierige und abgebrühte Menschen unaufhaltsam ist.

Mehr als berechtigt! Höchst aktuell! Denn während wir noch die Rapsblüte genießen, brennen nicht weit von uns (in Spanien) schon die Wälder, und auf den Feldern vertrocknet die Ernte. Und an den Polen der Erde geschehen seit Jahrzehnten die schlimmsten Veränderungen.

Die Klimakatastrophe ist - wie auch das Bevölkerungsexplosion - Folge der extremen Ungleichverteilung von Reichtum und Macht auf dieser Erde.

Die reichen Länder stoßen am meisten Treibhausgase aus, die armen leiden am meisten unter der Erderwärmung. Zwar haben die reichen verspätet begonnen, andere Energiequellen zu nutzen, doch die bevölkerungsreichen armen werden die Nutzung der billigeren fossilen Brennstoffe erst noch richtig ausbauen, um wenigstens etwas aufzuholen.

Ein Frühlingsgedicht, das zeitgemäß ist, weil es die Freude durch Sorge begrenzt.

Mit Genuss und Sorge gelesen.
LG g
 

   
 
« Letzte Änderung: April 29, 2023, 13:46:02 von gummibaum »

Erich Kykal

Re: Frühlingsgedanken eines Klimaaktivisten und Revoluzzers
« Antwort #2 am: April 29, 2023, 16:18:48 »
Hi Curd!

Gefällt mir, bloß die letzte Zeile wirkt für mich wie ein Aufruf zur Gewalt gegen alle Uneinsichtigen, und das kann keine Lösung sein. Gewalt schafft keine Fakten, sondern nur immer neue Gewalt. Ein Mord, aus vorgeblich edlen Motiven verübt, bleibt dennoch ein Mord.

Das reimgeschuldete 'denn die Natur verzaubert mein Gemüte' in S1Z4 wirkt leicht fehl am Platz und literarisch altbacken, wenn nicht gar grammatikalisch unkorrekt. Das könnte man korrekter formulieren, zB so: 'und immer wachsen im verzauberten Gemüte.'

Sehr gern gelesen!  :)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Rocco

Re: Frühlingsgedanken eines Klimaaktivisten und Revoluzzers
« Antwort #3 am: Mai 04, 2023, 00:32:03 »
Hallo Curd,

kann sein, dass man ein Aktivist so denkt - oder auch nicht. Bisher hält sich der Klimaprotest in Grenzen. Einzig die Springerpresse hetzt und geifert.

Ich finde, man kann Gewalt auch heraufbeschwören, vor allem, wenn man Protest nicht ernst nimmt.

Dass es Wirrköpfe unter den Aktivisten gibt, mag sein, ist aber nicht die Mehrzahl.

Dir einen schönen Abend!

Rocco
"Erst in Rage werde ich grob -
aber gelte als der Hitzkopf?!"

Yusuf Ben Goldstein, aus Rocco Mondrians Komödie: Yusuf Ben Goldstein, ein aufrechter Deutscher

Curd Belesos

Re: Frühlingsgedanken eines Klimaaktivisten und Revoluzzers
« Antwort #4 am: Mai 27, 2024, 23:29:38 »

Zitat
Gefällt mir, bloß die letzte Zeile wirkt für mich wie ein Aufruf zur Gewalt gegen alle Uneinsichtigen, und das kann keine Lösung sein. Gewalt schafft keine Fakten, sondern nur immer neue Gewalt. Ein Mord, aus vorgeblich edlen Motiven verübt, bleibt dennoch ein Mord.

Moin Erich, bin aus der Lethargie fast erwacht ..............,

und freue mich, dass dir meine Zeile bis auf die letzte gefallen.

Doch ist sie schlussendlich die Überlegung und Tatsache, die Veränderungen schafft.
„Frieden schaffen, ohne Waffen“ hat sich nicht bewährt und dass die Ostermärsche, seinerzeit von pazifistischen und antimilitaristischen Motiven getragenen wurden, haben die Kinder und Enkel der jetzt regierenden Parteien vergessen, oder ihre Eltern haben es nicht ernst gemeint und wollten nur gegen das Establishment protestieren um anders zu sein. .

Putin hat zum Beispiel auf der Krim Fakten geschaffen, wie Netanjahu sie momentan im Gaza-Streifen schafft. Mord aus edlen Motiven für das eigene Überleben und Ego. Vielleicht werden ja bald die Marschflugkörper, wie seinerzeit die Gewehre im Weltkrieg I , gesegnet. Denn das V. Gebot wird zur Zeit ja bewusst ausgehebelt und die abgeschaffte Wehrpflicht soll wieder eingeführt werden.
Eine junge Mutter echauffierte sich mir gegenüber gerade, da ich es wagte, ihrem Sohn, der seine Karriere als Soldat bei der Bundeswehr starten will, zu fragen, ober er sich zum Töten oder um getötet zu werden freiwillig meldet.
Soldaten braucht das Land, einer muss den Job ja machen, war ihr Argument. Ich war sprachlos und sie ging..............

Ein frustiger alter Mann -
LG Curd.
Nur wenn du frei bist " IF " ....dann bist du ein Mensch

Erich Kykal

Re: Frühlingsgedanken eines Klimaaktivisten und Revoluzzers
« Antwort #5 am: Mai 29, 2024, 23:21:08 »
Hi Curd!

Einerseits gebe ich dir recht - keine Sache ist auch nur ein Menschenleben wert, egal ob gut oder böse.

Die Sache ist leider die, dass die Bösen den Guten nie die Wahl lassen, weil sie sich selbst für gut halten. Ich bin sicher, Putin hat sich und seinem Volk erfolgreich eingeredet, dass sein Krieg gegen die Ukraine aus der Sicht seiner moralischen und historischen Maßgaben eine gerechte Sache sei, genau wie wir davon überzeugt sind, dass wir recht darin tun, die Ukraine zu unterstützen und den Konflikt so nur unnötig zu verlängern.
Glaubt irgendjemand, die Ukraine könnte je gewinnen?

Gut und Böse liegen immer im Auge des Betrachters, und deshalb wird es immer Kriege geben.

Aber ist es besser, die (aus unserer Sicht) Wahnsinnigen obsiegen zu lassen? Wie sähe Europa heute aus, wenn die Amerikaner nach Pearl Habour nicht in den Krieg gezogen wären? (Respektive wenn Hitler nicht so dumm gewesen wäre, ihnen auch noch den Krieg zu erklären ...) Hätten die Amis überhaupt in Europa gekämpft? Die Geschichte hat ihr Eingreifen glorifiziert und ihren Ruf als 'Weltpolizei' begründet, keine Frage - aber was wäre die Alternative gewesen? Wieviele Unschuldige mehr wären in deutschen KZs verreckt?

Nicht dass Stalin besser gewesen wäre - aber er war ja auf der Siegerseite ...

Fakt ist, dass wir jene brauchen, die breit sind, ihre Ideale auch mit dem eigenen Leben zu verteidigen, so lange es jene gibt, die glauben, sich einfach nehmen zu können, was ihnen - nach internationalem Recht - nicht (oder nicht mehr) zusteht. So lange es Gewaltherrscher gibt, muss es jene geben, die bereit sind, ihnen mit Gewalt zu begegnen, um sie aufzuhalten.

Was mich eher ärgert ist der Fakt, dass praktisch jeder Staat dieser Welt zu glauben scheint, mit 18 sei man alt genug, um fürs Vaterland zu sterben!
Viellmehr ist es so, dass man in diesem Alter noch ausreichend unerfahren, impulsiv und leicht genug manipulierbar ist, um sich instrumentalisieren zu lassen.
Und weil sie größtenteils unverheiratet sind und keine Witwen und Waisen zurücklassen.

Gewalt mag notwenig sein, um Gewalt zu stoppen - aber glorifiziertes Heldentum, um Nachahmer anzulocken, halte ich für verbrecherisch. Darum sollten nur abgeklärte, freiwillig überzeugte Menschen jenseits der 25 oder 30 zu Soldaten gemacht werden dürfen.
Vergeblicher Vernunftgedanke, so lange leicht begeisterte oder indoktrinierte Teenager dem Ruf zu den Waffen folgen ...

Ob sie das 'Richtige' getan haben, werden immer nur die Sieger entscheiden, die ihnen ihre Denkmäler bauen.

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.