Autor Thema: Waldandacht  (Gelesen 2428 mal)

Erich Kykal

Waldandacht
« am: Februar 18, 2018, 20:11:01 »
Der Atem meines Waldes streicht vorüber,
ein kühler Hauch aus dunkelgrüner Tiefe,
als ob ein Gott die Zeit darin verschliefe,
und sich im Traume wunderte darüber.

Ein Tagverblassen malt die Farben trüber:
Im Buch des Lichts die schließende Serife,
und eine schmale Träne tut, als liefe
sie mir davon: Mir geht das Auge über!

In diesem weihevollen Reich geborgen,
wie keines Architekten Kirche kann,
versickern mit der Zähre meine Sorgen

ins Schattenreich der säulenhohen Bäume,
und was mither aus meiner Seele rann,
erleichtert meine Nacht im Reich der Träume.
« Letzte Änderung: Juli 27, 2023, 20:06:34 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Erich Kykal

Re: Waldandacht
« Antwort #1 am: Juli 02, 2020, 12:13:30 »
Was denn - nie kommentiert? Schade ...
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Agneta

  • Gast
Re: Waldandacht
« Antwort #2 am: Juli 02, 2020, 20:15:16 »
Der Titel führt einen schon zu dem, was das Werk sagen will, lieber Erich. Andacht. Andächtig sein heißt Respekt haben, aufblicken können zu etwas, still werden. All das geben uns solche Momente im Wald. Lichtungen.
Nicht umsonst haben die alten Germanen ihre Altäre in Wälder gelegt und hatten Parawaris, die Hüter und Wächter des heiligen Ortes. Vielleicht war das ja so ein Ort, an dem LI sich befand ?
ILG von Agneta

Erich Kykal

Re: Waldandacht
« Antwort #3 am: Juli 03, 2020, 01:28:37 »
Hi Agneta!

Vielen Dank für deine Gedanken!

Nicht, dass jemand denkt, ich wollte den ollen alten Germanen nacheifern - ich mochte den Wald schon, als wir die Teutonen, Alobroger, Cherusker usw wie sie alle hießen, in der Schule noch gar nicht durchgenommen hatten (damals hatten die Lehrer ohnehin noch Angst, sich mit allzu "Deutschem" die Finger zu verbrennen ...  ::))!
Meine Eltern waren passionierte Pilzsammler (in Österreich "Schwammerlsucher") und schleppten mich schon mit drei bis vier Jahren (+ kleinem Kinderkörbchen für mich für gefundene Schwammerl) durch die Wälder, damals noch im oberen Ennstal in der Gegend um Großraming. Später, nach dem Hausbau im Mühlviertel, machten sie die Wälder im östlichen Mühlviertel und im nördlichen Niederöstereich (=Waldviertel) unsicher, mich immer mit dabei, bis ich so um die 15 war. Ich kannte mich in Wäldern besser aus als in der Stadt, in der ich zur Schule ging und damals noch lebte (außer an Wochenenden und in den Ferien natürlich).
Es gab Tage, da zogen wir an die 30kg Steinpilze auf einmal aus dem Wald, oder einen großen Wäschekorb voll Eierschwammerl ...
Ich darf mich rühmen, bis heute ein "Näschen" für gute Schwammerlplätze zu haben, ein Gespür dafür, wo welche Sorten zu finden sein könnten. Allerdings gehe ich allein nicht suchen, das war für mich immer so'n Familiending, oder etwas, um es mit Freunden zu teilen. Ist mir auch zuviel Aufwand, den Fund hinterher zu putzen und zu verarbeiten.

Was wir alles suchten und fanden:

Stein- oder Herrnpilz, Eierschwammerl oder Pfifferling, Rotkappe, Birkenpilz, Krause Glucke, Hahnenkamm, Brädling, Parasol, Perlpilz, Ziegenlippe, Semmelporling, Bovist, Reizger, Halimasch, Morchel, Schopftintling, Champignon, Maronenröhrling, Goldröhrling und einige mehr, an die ich mich nicht mehr so gut erinnere.

Na, jedenfalls kommt daher mein Hang zu bewaldeter Flora, und die Schönheit und stille Größe unserer Wälder hat mich nie enttäuscht.

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
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Agneta

  • Gast
Re: Waldandacht
« Antwort #4 am: Juli 03, 2020, 09:30:21 »
Ich kann dich gut verstehen, aber von den Pilzsorten kenne ich nur Champignons und die kaufe ich bei Aldi ;D Meine Oma sammelte die auch alle, aber wir aßen se nicht, nur sie. Die Wälder habe ich früher auch geliebt, heute noch gehe ich gerne im Wald spazieren. Aber seitdem ich 30 Jahre lang auf dem platten Land wohnte, habe ich die Weite lieber als die dunklen Tannenwälder.
LG von Agneta

Erich Kykal

Re: Waldandacht
« Antwort #5 am: Juli 03, 2020, 13:25:04 »
Hi Agneta!

Meine Mutter war eine tolle Köchin, noch von der alten Schule. Die Pilze wurden bei uns "eingerext", also als "Mixed Pickles" in Essigwasser eingelegt, vor allem die Pfifferlinge. Anderes wurde getrocknet oder eingefroren, um Soßen oder Suppen daraus zu machen. Nichts ist besser als eine leckere, sämige Steinpilzsoße zu einem Steak!

Kleiner Tipp: Steinpilzsoße lässt sich wunderbar mit Semmelporling oder Maronenröhrling strecken. Manche behaupten sogar, eine reine Maronenröhrlingsoße schmecke sogar noch besser als die mit Herrnpilzen. Leider waren die "Maronen" nach Tschernobyl besonders stark mit Cäsium belastet - und sind es bis heute. Allerdings müsste man sie täglich essen, um nach vielen Jahren vielleicht deshalb zu erkranken ...

Es gab aber auch zB Parasolschnitzel: Der breite Hut wird paniert und wie ein Schnitzel gebraten! Toll!

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
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Erich Kykal

Re: Waldandacht
« Antwort #6 am: Juli 27, 2023, 20:08:45 »
Hi, Suf!

Wo wir anlässlich deines letzten Werkes gerade bei den schönen alten Begriffen waren: Hier wären noch ein paar ...  ;)

LG, eKy
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Sufnus

Re: Waldandacht
« Antwort #7 am: Juli 30, 2023, 14:02:54 »
Hi eKy!
Hab Dank, dass Du auf dieses kunstvolle Sonett hingewiesen hast, in dem Du wirklich manch verwehten Ausdruck vergangener Zeiten in die Jetztzeit führst. :)
Auch Deine nachfolgenden kulinarischen Ausführungen habe ich mit großem Genuss gelesen! Vom Sammeln von Perlpilzen würde ich wegen der Verwechslungsgefahr mit dem Pantherpilz zwar abraten, ganz ausgesprochen erfahrene und ortsvertraute Pilzkenner gegebenenfalls ausgenommen, aber davon abgesehen ist Deine Aufzählung pilzlicher Leibesfreuden äußerst erbaulich! Einmal eine Kraus Glucke ohne Madenbefall oder einen Riesenbovist aufzustöbern und dann andachtsvoll zuzubereiten, ist ohne Zweifel eine wunderbare Variante irdischen Glücks! :)
LG!
S.

gummibaum

Re: Waldandacht
« Antwort #8 am: Juli 30, 2023, 16:07:36 »
Lieber Erich,

ich habe das Gedicht seinerzeit übersehen. Es ist toll. Chapeau.

Irgendwie hast du dich ihm gegenüber nicht ganz stringent verhalten: erst nach Kommentaren gerufen und sie dann vom Wald auf Pilze gebracht, von deiner gelungenen Darstellung des erhabenen Raums aufs Erinnern kleiner Dimensionen wie Haus und Küche, vom tiefen Denken und Fühlen aufs fleißige Sammeln, Zubereiten, Schmecken und Verspeisen.

Ich habe aber auch alle Mitteilungen zu den Pilzen, die auch meine Freunde sind, gerne gelesen.

LG g
« Letzte Änderung: Juli 30, 2023, 16:33:38 von gummibaum »

Erich Kykal

Re: Waldandacht
« Antwort #9 am: Juli 31, 2023, 00:34:02 »
Hi Gum, Suf!

Der Wald ist für mich eben immer mit meinen Kinheitserlebnissen verbunden, ob das Pilzesuchen, oder Rindenburgen bauen, Zapfenschlachten, Baumhausbauen, Felsenklettern in den granitenen Wollsackverwitterungen meines Mühlviertels, und, und, und ...

Das Pilzesuchen habe ich nur als Teil meiner Kindheit erwähnt, von der ich erzählt habe. Perlpilze haben blassdunkelgoldene Kappen mit leicht metallischem Schimmer, grüne Knollenblätterpilze einen deutlichen Grünstich und gelbe Knollis einen entsprechenden  - ja, genau! - Gelbstich. Beide haben grellweißere Stängel als der Perlpilz. Zudem haben Perlpilze gleich Fliegenpilzen kleine Dots auf der Kappe, nicht ganz so weiß und so viele wie bei den meisten Fliegenpilzen, und manche auch kaum oder gar keine, aber am Farbton kann man den Unterschied immer erkennen. Sollte man mal nicht ganz sicher sein, lässt man das Exemplar eben stehen.
Ich habe in meiner Jugend bestimmt dutzende Male Perlpilz gegessen, von meinen Eltern und mir gesammelt. Meist hat Muttern sie auch mit anderen Pilzen gemischt - war meistens lecker! Apropos Krause Glucke: In Butter geröstet ein Gedicht. Erinnere mich an - völlig madenfreie - Exemplare in meiner Kindheit, die größer waren als ein Männerkopf.


LG, eKy
« Letzte Änderung: Juli 31, 2023, 00:36:45 von Erich Kykal »
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Sufnus

Re: Waldandacht
« Antwort #10 am: Juli 31, 2023, 13:42:03 »
Hey eKy!
Deine Pilzsammel- und -verspeiserlebnisse klingen wirklich wunderbar! :) Beim Perlpilz hätte ich aber weniger Angst vor einer Verwechslung mit Knollenblätterpilzen oder dem Fliegenpilz, sondern eher davor, auf seinen bösen Doppelgänger, den Pantherpilz hereinzufallen und dieser Geselle ist zwar etwas weniger bekannt als die Knollenblätterpilze aber fast genauso giftig und er ähnelt dem Perlpilz einfach optisch stark. Am sichersten düfte der Geruch als Unterscheidungsmerkmal funktionieren, aber wenn man mal ein eher duftneutrales Pantherpilzexemplar erwischt hat oder der Riechkolben des Sammlers ein wenig verstopft ist, wirds schnell gemeingefährlich....
LG!
S.

Erich Kykal

Re: Waldandacht
« Antwort #11 am: August 01, 2023, 06:42:13 »
Hi Suf!

Der Pantherpilz, soweit ich mich erinnern kann, hat gemeinhin eine 'zerrupftere' Oberseite, und einen dunkleren Farbton ohne den metallisch 'perligen' Schimmer des Perlpilzes, daher ja auch der Name. Allerdings gebe dich dir unumwunden recht, dass der ungeübtere Pilzesucher die Finger davon lassen sollte, wenn er sich nicht sicher ist.

LG, eKy
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gummibaum

Re: Waldandacht
« Antwort #12 am: August 05, 2023, 18:49:28 »


Gemeiner Rotfußröhrling

Wie schön ist deine Pilzgestalt,
du kleiner Eremit im Wald!
Doch rissig ist die Haut am Hut.
Halt still! - Die Bepanthen tut gut …

Erich Kykal

Re: Waldandacht
« Antwort #13 am: August 06, 2023, 09:29:37 »
Hi Gum!

Wandsalbe für Waldpilze! Darauf kann nur ein genial schräges Gehirn wie deines kommen!  ;D ;D ;D

Ja, der Rotfußröhrling und die Ziegenlippe, der Semmelporling und der Birkenpilz! Wir haben sie immer mitgenommen, aber hauptsächlich als Unterfütterungsmasse für die klassischen Soßen.

Ich erinnere mich, dass wir gerade was erstere beide betraf, selten wirklich gute gefunden haben. Meist waren sie bereits wurmig - oder vertrocknet. Zu blöd, sich diie richtige Stelle zu suchen, oder zu beliebt beim Ungeziefer ...

LG, eKy
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Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
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