Des Menschen Fluch und Segen ist sein Glaube,
die Himmelreiche, dutzendweis erfunden,
damit er sich erhaben, nicht am Staube
und würdig fühlt: Von Gott für gut befunden.
Wie haben wir einander abgeschlachtet
im Namen jeder Wahrheit, welche gilt,
und waren alle darin wie umnachtet -
verrohte Kinder, die kein Vater schilt.
Selbst heute noch, nach all den wirren Jahren,
die wir uns eitel in der Gnade wähnten,
verleugnen wir die Monster, die wir waren,
wo andrer Mäuler uns entgegen gähnten.
Es geht um Macht, um Einfluss: Die Erkenntnis,
dass alle tanzen nach dem gleichen Stück,
genannt: Ein ach so heiliges Bekenntnis,
als gäb es ohne Glauben hier kein Glück.
Als würde nie ein neuer Berg erklommen,
wenn Götter nicht Gesetze uns diktieren,
da wir, der Hut des Göttlichen benommen,
nur vegetieren könnten und vertieren.
Kein Recht, nicht Achtung, nicht einmal Erbarmen,
wo nicht ein Gott aus Priestermund regiert,
kein Liebesglück, kein Essen für die Armen,
und keinen Sünder, der zurecht krepiert.
Wer schafft es endlich, sich der Trugspirale,
die falschen Trost nur spendet, zu entheben?
Wo Menschen glauben, atmet das Fatale,
verkrümmt die Wirklichkeit und nennt sich Leben.