Dennoch

[Erich Kykal]

Schönheit finden wir in gar so manchen Dingen:
Eines Vogels Feder, einer Katze Schleichen.
Dass das eine dient, das andre zu erreichen,
mag als Schluss vielleicht nur Wenigen gelingen.

Dass die schönen Katzen schöne Vögel fressen,
wissen wir, wenn wir die bunten Federn finden,
doch die Konsequenzen dieses Fakts verschwinden,
weil wir gerne den Zusammenhang vergessen.

'Armer Vogel!' rufen wir und: 'Böse Katze!',
und wir finden sie auf einmal nicht mehr niedlich,
wenn wir Krallen finden in der weichen Tatze.

Welch ein Irrtum! Schrecklich ist das Weltgeschehen,
selten nur gerecht und niemals wirklich friedlich.
Wir gedeihen, weil wir DENNOCH Schönheit sehen.

[gummibaum]

Eine weise Betrachtung, am anschaulichen Beispiel aufgehängt, lieber Erich.

Ja, in unserer Neigung, in Gegensätzen zu denken und werten, übersehen wir leicht den Zusammenhang schaffender und zerstörender Kräfte. Erst dieser erklärt ja Formen und Eigenschaften der Lebewesen (wie der unbelebten Natur) und treibt die Entwicklung voran.
Was zugrunde geht, leidet, was entsteht, freut sich, und das Schöne bewirkt, dass wir zumeist mitmachen, bis uns der Prozess schließlich einholt.

Das Gedicht zeigt das Schöne aber auch in seiner Sprache und gibt dem "Dennoch" über die nüchterne Markierung im Getriebe hinaus seine erregende Farbe.
   
Mit Freude gelesen.
LG g     

[Erich Kykal]

Hi Gum!

Ebenfalls mit Freude habe ich deinen Kommi gelesen. Exakt analysiert!

Ein Experiment als sechshebiges Sonett.

LG, eKy