Autor Thema: Frühlings-"Sonett" von ChatGPT unter menschlicher Anleitung  (Gelesen 727 mal)

Sufnus

So... nächster Versuch, zusammen (!) mit einer (noch relativ einfachen) künstlichen Intelligenz ein Gedicht zu schreiben. Dieses mal sollte es sauber gereimt sein und sich zumindest lose an die Sonettform anlehnen. Ich habe dabei bereits in der Vorgabe deutlich gemacht, dass es nicht "perfekt" den klassischen Vorgaben eines Sonetts folgen muss, sondern nur grob an diese angelehnt sein soll.


Frühlingsgedicht aus dem Rechner

Ein Frühlingstag voll Blumen, Duft und Licht,
erscheint in seiner Pracht hier im Gedicht
auf dass sich Pegasus die Flügel richt',
solarbetrieben - ganz im schönen Schein

des Meers aus Farben, Spiel der bunten Töne,
Gemahnung an der Mutter Erdenschöne
wie einst, noch unbefleckt vom Blut der Söhne.
Die Freude soll nicht ganz vergänglich sein.

Der Frühlingstag, ein Loblied auf das Leben,
ein Fest der Anmut, ein Geschenk von oben,
wir wollen uns in seinem Gang erproben.

Doch dringt auch Böses in das Leben ein,
die Dunkelheit, die stets uns wird umgeben,
wir wollen auch im Schatten glücklich sein.

« Letzte Änderung: M?RZ 24, 2023, 12:57:04 von Sufnus »

Sufnus

Re: Frühlings-"Sonett" von ChatGPT unter menschlicher Anleitung
« Antwort #1 am: M?RZ 24, 2023, 12:55:59 »
Die obigen Zeilen sind ein Endprodukt. Sie gingen aus einer größeren Zahl von Iterationen hervor, bei denen ich immer über einzelne Zeilen gemeckert habe und das Programm aufgefordert habe diese zu modifizieren (es ist gar nicht so einfach, dabei dafür zu sorgen, dass dann vom Programm nicht gleich das gesamte Gedicht umgeschrieben wird - ich musste mehrfach "schimpfen" ;) ).

Die Ausgangsvorgabe war nur: Schreibe mir ein Gedicht, das an ein Sonett erinnert, aber nicht zwingend der  klassischen Sonettform folgt.

Der allererste Versuch sah dann so aus:

Ein Frühlingstag voll Blumen, Duft und Licht,
erstrahlt im hellen Sonnenschein,
die Luft erfüllt mit Vogelsang und Himmelssicht,
so soll es immerzu und ewig sein.

Die Bäume wiegen sich im Windeshauch,
ein Meer von Farben und ein Spiel der Töne,
so mancher Mensch verweilt im dunklen Rauch,
doch hier, hier scheint die Welt noch ohne Stöhne.

Der Frühlingstag, ein Loblied auf das Leben,
ein Fest der Schönheit, ein Geschenk von oben,
lasst uns nun dieser Gabe Leben geben.

Denn schon bald wird der Tag vorüber sein,
doch bleibt das Lied in unseren Herzen,
erfüllt uns wieder mit dem Glücklichsein.


eKy wird sich hier wegen einer metrischer Schnitzer krümmen und die "Stöhne"-Zeile ist ebenso unfreiwillig komisch reimgeschuldet, wie das bei einem unbedarften Hobbydichter klingen würde. Insgesamt irgendwie ein fast schon beunruhigend "menschlicher" Reimversuch, aber gemessen an dem, was man so in Foren teilweise zu lesen bekommt, nicht der totale Absturz (aber eben auch keinesfalls ein Höhenflug).
Die solarbetriebene Zeile in der Endfassung hab ich dann eingefügt, das wäre ChatGPT wahrscheinlich zu technisch gewesen und das Programm hat mirs auch zweimal wieder rauseditiert, was ich immer wieder rückgängig machen musste. Alles andere war dann letztlich von ChatGPT selbst so formuliert worden, wobei die Anregung für die Kain-und-Abel-Anspielung aber auch von mir kam.
Ah... und jetzt hab ich grad noch ein paar "Diskussionen" mit dem Programm geführt, ob man dem Werk nicht einen Titel geben könnte. Den ersten Vorschlag "Loblied auf den Frühling" hab ich als etwas zu platt abgelehnt, der nächste Vorschlag "Sonett eines digitalen Dichters" fand ich noch nicht ganz optimal, weil es ja strenggenommen kein Sonett ist. Der letzte Vorschlag fand dann meine Zustimmung: "Frühlingsgedicht aus dem Rechner". :) Ich ändere das oben noch ab. :)

Erich Kykal

Re: Frühlings-"Sonett" von ChatGPT unter menschlicher Anleitung
« Antwort #2 am: M?RZ 24, 2023, 20:50:51 »
Hi Suf!

'Erscheint uns hier die Welt noch ohne Stöhne.' - Bei dieser Zeile musste ich wirklich lachen!  ;D Das ist so offenkundig falsch verwendet und reimgeschuldet hingebogen, dass ich den digitalen Dichter sicher nie als ernsthafte Konkurrenz fürchten werde. Auch manch andere Stellen sind kitschig, abgedroschen oder sprachlich eher ungelenk (zB unschöne Wortverkürzungen wie richt').
Für einen Maschinengeist mag es eine veritable Leistung sein - einen Lyrikpreis wird er nie gewinnen. Nun, hab ich zwar auch nie (Da ich nie etwas eingeschickt habe - zu faul!), aber du weißt, wie ich es meine.

Interessiert gelesen.

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re: Frühlings-"Sonett" von ChatGPT unter menschlicher Anleitung
« Antwort #3 am: M?RZ 25, 2023, 13:27:57 »
Das offenbart erstaunlich viel künstliche Kreativität, lieber Sufnus.

Mein Sohn hat mir auch schon geraten, Gedichte so zu verfassen. Ich habe geantwortet, dann wäre ich um den Genuss des Schöpfungsaktes betrogen. Aber vielleicht bin ich selbst künstliche Intelligenz, und der Computer genießt sein (schnelleres) Erschaffen viel mehr als ich meines.   

LG g
 
« Letzte Änderung: M?RZ 25, 2023, 13:45:42 von gummibaum »