Verzehrende Liebe

[Sufnus]

Verzehrende Liebe

Die Liebe ist beileibe nicht
bloß eine reine Leibespflicht,
jedoch mit vollem Bauch
geht die Liebe auch.

Und willst Du mit mir Liebe wagen,
dann führt die Liebe durch den Magen,
dann lieb ich Dich mit Haar und Haut,
denn gut geliebt, ist halb verdaut!

Wen immer ich zum Liebsten wähl,
den liebe ich: from nose to tail.
Es zielt darum mein Liebesplan
von Shangri-La nach Ämirstan,

und zur Erhöhung Deiner Reize
lieb ich Dich ohne Würz' und Beize
und nehme bei der Liebeskür
zu guter Letzt Dich ganz zu mir.

Dann sind wir zwei ein Unikum:
Du innendrin, ich drumherum.

[Erich Kykal]

Hi Suf!

Vier Stellen:

S1Z2 - kann man zwar unbetont anlesen, macht aber Bauchweh so.

S1Z3 - hat einen Heber zu wenig.

S1Z4 - beginnt als einzige im Gedicht mit betontem Auftakt - und hat ebenfalls einen Heber zu wenig.

S2Z4 - Das Komma nach 'geliebt' ist überflüssig, wenn nicht falsch.

Vorschlag für S1:

Die Liebe ist beileibe nicht
alleine eine Leibespflicht,
jedoch mit einem vollem Bauch
geht Liebe doch zuwelen auch.

Mir ist schon klar, dass diese Lapsi in S1 bewusst von dir so gesetzt worden sein könnten, aus welchen lyrischen oder stilistischen Gründen auch immer, die ich nicht nachvollziehen kann, aber ich mag's eben metrisch korrekt. Nimm's oder lass es. 


So am Rande gefragt: Wo bitte liegt 'Ämirstan'? 

Gern gelesen! 

LG, eKy

[Sufnus]

Hey eKy!
Freue mich wie immer über Deine kommentierende Durchsicht (plus Durchblick).
*artigen Knix mach* *ächzend wieder aufricht*
Na zunächst zu der metrischen Zumutung der ersten Strophe... ich weiß, dass die Dich schmerzen muss und mein Gewissen regt sich hier durchaus, für mich ist es hier so, dass ich das wie so eine Art "Vorspann" vor dem Hauptteil der folgenden Strophen benötige. Der Punkt ist nämlich, dass die Strophen 2ff (absichtlich) extrem "klappernd" geschrieben sind, es dominieren in diesen Strophen ganz überwiegend einsilbige Wörter oder zweisilbige mit Betonung auf der ersten Silbe (einige wenige Ausnahmen bestätigen die Regel ). Das führt dazu, dass man diese Strophen extrem leiernd runterbeten kann, was nach meinem Dafürhalten hier mal ausnahmsweise gar kein so falscher Vortragsstil wäre, weil er Teil der komischen Gesamtwirkung ist (naja... Komik... also sagen wir: sein soll).
Dieses metrische Geklapper halte ich aber nur aus, wenn ich in der ersten Strophe zeige, dass ich auch anders kann. Jetzt seh ich schon, wie Du Dir an den Kopf greifst und denkst, grad umgekehrt wird ein Schuh draus, ich verzeih dem komischen Sufnüsschen seinen metrischen Wurstsalat nur, weil er ab und an auch mal zeigt, dass er auch geradeaus takten kann.
Na... die salomonische Lösung wäre wohl am ehesten, dass Du Dir die erste Strophe in der von Dir angeregten geraden Fassung dazudenkst, damit Dich nicht Dein altes Ziepen plagt, wenn gegen den Rhythmus galoppiert wird.
LG!
S.

P.S.:
Ah und Ämirstan: Das ist eine Gegend, aus der das legendäre Lamm Ämirstan stammt, ein Braten von sagenhafter Zartheit, dem in der kanonischen Geschichte "Spezialität des Hauses" ein unverwelkliches Denkmal gesetzt wurde (aus: Stanley Ellins Kurzgeschichtenreihe "Sanfter Schrecken", engl. "Quiet Horror").

[gummibaum]

Lieber Sufnus,

mir scheint hier die Redewendung "jemanden zum Fressen gern haben" gut und sich wandelnd ins Bild gesetzt. Am Anfang denkt man an Kopulation, in der Mitte an Kannibalismus, am Ende an Phagozytose. 

Erheitert gelesen.

LG gummibaum