Hi eKy!
Vielen Dank für die Lesung und das ausgiebige Kommentieren!
Bei diesem Gedicht merkt man wieder schön, dass Du Lyrik am liebsten als einen (im weitesten Sinne!) narrativen Text rezipierst, weshalb es Dir lyrisch am besten mundet, wenn der Text eine klare "Geschichte" (wieder: im weitesten Sinne) erzählt. Bei meinem, eher verspielten Angang steht ein möglicher Mitteilungsaspekt von Lyrik gar nicht im Vordergrund, weshalb ich auch Lyrikgattungen wie die Nonsens-Lyrik oder formale Wortartistik wie die Anagrammdichtung o. ä. sehr schätze.
Bei diesem Gedicht nun, kann man schon eine "Geschichte" herauslesen, diesen Angang hast Du jetzt auch für den Text gewählt und das ist in dem Sinn nicht "falsch", sondern war schon auch so von mir mitbedacht. Es steht aber nicht so im Vordergrund meines Fokus. Mir ging es hier darum, "Covid-Slang" zur Grundlage neuer Metaphern für ein Liebesgedicht zu machen.
Das "T" könnte die Abkürzung des Namens der geliebten Person sein. Es könnte auch für Turteln stehen (Turtelzeichen) oder eben für das ominöse T, das einen positiven Test anzeigt (ob nun Covid oder Schwangerschaft sei auch mal dahingestellt). An diesen vielen Varianten sieht man schon: Dieser Text will sich gar nicht festlegen. Wenn man hier von einer Erzählhaltung überhaupt reden wollen würde, dann wäre es so, dass unterschiedliche (und ggf. auch widersprüchliche) Erzähllinien parallel verfolgt werden.
Der "Lauterbach", ein lauter Bach, ein lauterer Bach, whatever, steht für eine Vernunft-betonte Haltung zum Leben (wie ich das jetzt mal unserem Minister unterstellen würde) oder für Lauterkeit (Ehrlichkeit) oder das laute Hintergrundrauschen des Lebenslaufs oder oder. Unser Pärchen zeigt sich hier (mehrdimensional) widerständig, was aber keineswegs auf die nächste Pandemie bezogen sein muss, sondern auf eine allgemeine Haltung zum (vernünftigen) Leben. So sindse die Verliebten. Querdenker müssen es deshalb nicht unbedingt sein, denn das "Geschehen" des Gedichts geht weit über Covid hinaus.
Als Sweetspotmutationen bezeichnet man Veränderungen die einen Erreger weniger gefährlich machen. Die nicht drostende Liebe zitiert den Virologen Drosten (ebenfalls ähnlich wie den Lauterbach als eine Stimme der Vernunft - aber eben keineswegs nur oder überhaupt auf Corona bezogen, sondern allgemein metaphorisch gebraucht).
Und Brainfog ist die Bezeichnung für neurologische Symptome einer gewissen Denkverlangsamung und -verunklarung, wie das bei allen möglichen neurologischen Erkrankungen vorkommen kann, auch evtl. als Symptom eines Long-Covid.
Avalon ist dann definitiv eine nicht Covid-bezogene Metapher und steht für die elysischen Gefilde, in denen Artus je nach Sage entweder von seinen Schlachtwunden geheilt oder aber bestattet wurde, also je nachdem ein Heil- oder Todesort. Das Gedicht endet mehrdeutig.
LG!
S.