Autor Thema: Ex flammis  (Gelesen 765 mal)

Sufnus

Ex flammis
« am: November 06, 2022, 10:53:21 »
Ex flammis

Noch kräht der Männerchor "Kein schöner Land ... ",
da flammts im Pappmasché: Das Seinstheater
gibt phönixgleich Akt fünf: den Weltenbrand,
mon dieu, da hilft auch kein PR-Berater.

Die Politik im Macht- und Macherwahn
spielt ungerührt die letzten Karten aus,
doch sind wir nicht bei "Siedler von Catan",
game over heißt nicht: Jeder geht nach Haus.

Wenn aus dem Dach die schönsten Flammen scheinen,
gibts zwar Erleuchtung (Lernen am Objekt);
nur perspektivisch, will ich leider meinen,
siehts duster aus, die Future ist defekt.

Vielleicht ist nach humaner Pyrolyse
der Globus aber wieder beinah neu:
Ein Phönixküken, eine grüne Wiese,
so schön und gaiajung wie einst im Mai.

Erich Kykal

Re: Ex flammis
« Antwort #1 am: November 07, 2022, 22:43:34 »
Hi Suf!

Ein Trost sei uns die Erkenntnis: Wenn wir aussterben, hat das Universum nichts falsch gemacht - nur wir! Unsere anthropozentrische Selbstgefälligkeit ist unser Untergang. Heil Putin!

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Sufnus

Re: Ex flammis
« Antwort #2 am: November 08, 2022, 10:04:06 »
Hi eKy!
Dankeschön für Deinen Kommentar!
Vielleicht noch ein erläuterndes Wort zum "Schreibprogramm" dieses Textes: Wenn es sich hier nicht um ein Gedicht sondern ein Gericht (und jetzt meine ich die Mahlzeit und nicht das Tribunal) handelte, wäre es aus zwei gegensätzlichen Komponenten zusammengesetzt. Etwa so wie eine süß-saure Soße oder ein kühles Sorbet mit "heißem" Chili-Aroma).
Im Text geht es um den Kontrast von "hohem" und "niederem" Sprechen: Einerseits der hohe Ton der moralischen Kritik und das Pathos der "Weltlobpreisung" ("schön und gaiajung"), andererseits der flapsige Ton des Banalen und Alltäglichen, wenn z B. der "Weltenbrand" (Richard Wagner, Spezialist für den ganz ganz hohen Ton, lässt grüßen) mit der pyrolytischen Reinigung eines Backofens verglichen oder ein Familienbrettspiel als Metapher bemüht wird.
LG!
S.

Erich Kykal

Re: Ex flammis
« Antwort #3 am: November 09, 2022, 02:42:47 »
Hi Suf!

Ein schöner zerebraler Kitzel, diese stikistische Diskrpanz!

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.