Autor Thema: Dastehlesung  (Gelesen 977 mal)

Sufnus

Dastehlesung
« am: November 07, 2022, 11:12:25 »
Dastehlesung

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Erich Kykal

Re: Dastehlesung
« Antwort #1 am: November 07, 2022, 22:59:32 »
Hi Suf!

Näh - nicht meins!

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Sufnus

Re: Dastehlesung
« Antwort #2 am: November 08, 2022, 09:44:24 »
Hi eKy!
[Ganz unschuldig tu]Also... das versteh ich jetzt gar nicht... dabei hab ich den Gedanken doch extra für Dich als Sonett verfasst.  ;D [/Ganz unschuldig tu]
Und Scherz beiseite... dass ich Dich mit diesem Stückchen als Leser nicht unbedingt abhole, war mir natürlich schon beim Schreiben bewusst... allerdings war die Zumutung für Dich ein (störender) Nebeneffekt und nicht die Schreibmotivation! ;) Ich meditiere in letzter Zeit darüber, wie sehr man einen Text (mit - im allerweitesten Sinne! - literarischem Anspruch) reduzieren kann. Hier ist der Reduktionsprozess schon ziemlich weit vorangeschritten (aber sicher noch nicht am Ende angekommen ;) ). Das steht natürlich alles total im Gegensatz zu dem, was für Dich einen Text lesenswert macht... naja... es kommen auch wieder Hervorbringungen meiner Wenigkeit, die Dir eher zusagen können, da bin ich mir recht gewiss. :)
LG!
S.

Erich Kykal

Re: Dastehlesung
« Antwort #3 am: November 09, 2022, 02:59:37 »
Hi Suf!

Das erinnert mich an den Prozess der Abstrahierung in der Malerei, der mit Impressionismus und Expressionismus begann (die ich beide sehr schätze!), und über den Kubismus letztlich in blutige Schüttwerke mündete, die ein mir leider sehr ähnlich sehender Selbstdarsteller so gern als hohe Kunst verkaufte! (Nietsch, falls du den Namen brauchst - nicht, dass ich glaube, dass er überdauern sollte ...)

Wenn die Reduktion zum Selbstzweck wird, überholt sich irgendwann die Sinnhaftigkeit auf der eigenen Zielgeraden selbst auf der falschen Seite und wird zur reinen Hirnwixerei. Das hat für mich mit bildender Kunst nichts mehr zu tun. Wenn ein schwarzer Punkt auf einer weißen Leinwand Millionen wert ist, bloß weil ein bestimmter Name ihn mit einer bestimmten behaupteten Absicht gemalt hat, erübrigt sich jede Diskussion für mich.

So auch hier im lyrischen Bereich: zuletzt bleibt als logische Konsequenz am Ende dieses Weges ein Gedicht, bestehend aus Fragezeichen, Ausrufezeichen, Doppelpunkt, einem Bindestrich und zuletzt einem Punkt, und bewundert wird von abgehobenen Ganglienjongleuren dann die reine Idee der Selbstdemontage an sich, denn etwas anderes ist Reduktion ab einem gewissen Punkt im Grunde ja nicht mehr. Hirnwixerei eben.
Es ist wie beim Fluch des Fortschritts: Nicht jeder Weg sollte beschritten werden, nur weil er gangbar ist. Die Frage nach der Sinnhaftigkeit stellt sich die Menschheit allerdings hier wie da nicht ...  ;) >:D

LG, eKy
« Letzte Änderung: November 10, 2022, 22:59:48 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Sufnus

Re: Dastehlesung
« Antwort #4 am: November 09, 2022, 17:32:10 »
Hi eKy!

Ich denke, das ist sowohl mit dem von Dir erwähnten "Fortschritt" wie auch mit der "Kunst" ziemlich kompliziert. :)

Die wenigsten "Werke" der Kunst und des Fortschritts besitzen diese statische Grandezza, durch welche sie "auf ewig" (naja... nach menschlichen Maßstäben ;) ) eine "Geltung" beanspruchen dürfen.

In der Fortschritts-Sphäre sind vielleicht die Entdeckung der Wundheilung ohne Eiterbildung, die "Erfindung" der irrationalen Zahlen oder die Beschreibung der Entstehung der Arten durch Evolution solche leuchtenden Beispiele.

Bei der Erfindung von Feuer, Rad und Schwarzpulver (oder gar Nuklearenergie oder Kunststoff-Synthese) wird man den Nutzwert schon wieder etwas stärker Kontext-abhängig gewichten wollen (oder sogar in Frage stellen).

Und bei der Kunst gibt es eben auch die sehr wenigen Kunstwerke, die einen dauerhaften "Wert" (was ist das bei einem Kunstwerk eigentlich?) besitzen, sozusagen die Klassiker.

Es gibt aber auch die Kunstwerke, die anfangs als relativ wertlos betrachtet wurden (nicht aus Fehleinschätzung sondern im Hinblick auf die Wertigkeit in der jeweiligen Zeit) und die über die Jahrhunderte plötzlich zu Klassikern gereift sind. Auch umgekehrt lassen sich Beispiele finden von Kunstwerken, die zur Entstehungszeit Begeisterung auslösten (wiederum nicht aufgrund einer Fehleinschätzung, sondern aufgrund ihrer in der jeweiligen Zeit gegebenen Wirkung), die aber "schlecht gealtert" sind und in den Bereich des Verstaubten, Vorgestrigen oder sogar des unfreiwillig Komischen abgeglitten sind.

Was will ich damit sagen?
Nun... wenn der "Wert" von Kunst Kontext-abhängig ist (oder sein kann), bedeutet dies eben, dass es nicht nur auf das Kunstwerk an sich ankommt, sondern auch auf die "Konsumenten" der Kunst, also das Publikum.

Die sozusagen technische Seite der Kunst, also die "Machart", ist demnach nur eine Seite der Medaille. Im Fall eines Gedichts wäre dies beispielsweise die kunstvolle Verfertigung in ausgefeilter Sprache mit einem komplexen Reimschema und einem fehlerfrei gestalteten Metrum, das Ganze dann womöglich mit  weitere virtuosen "Kabinettstückchen" formaler oder inhaltlicher Art angreicht. Es wäre aber durchaus möglich, dass so ein Gedicht einfach nicht in die Zeit passt und daher beim Publikum durchfällt. Vielleicht wäre es sogar so (für den deutschen Sprachraum gibt es Anzeichen), dass jedes Gedicht beim Publikum mehr oder weniger durchfällt, weil diese Gattung einfach nicht als zeitgemäß empfunden wird.

Wenn man sich nun aber dem Publikum etwas genauer zuwendet, wird man (und das gilt für alle Zeiten!) erkennen, dass die Mehrzahl der Menschen einfach andere Sorgen hat, als sich für Kunst zu interessieren. Der Kreis der "Kunstliebhaber" ist immer schon ein etwas elitäres Ensemble, wobei elitär hier nicht im Sinne einer Macht-Elite zu verstehen ist, denn die Herrscher waren in Europa in aller Regel (seit der Römerzeit und bis auf den heutigen Tag) in der Mehrzahl totale Kunstbanausen (einige leuchtende Ausnahmen bestätigen nur die Regel). Ich behaupte in diesem Sinne mal, dass durchschnittliche, leitende Manager, Chefärzte, Betriebsleiter oder Politiker (usw. und natürlich inkl. der *innen) den Kunstsachverstand eines Schimpansen hat (no offence, lieber Troglodyt!).

Wir stehen also bei der Bewertung von Kunst in Abhängigkeit von der Publikumsmeinung vor der schwierigen Wahl, ob man hier im Sinne guter demokratischer Praxis auch Banausen (*innen) in das Urteil einbeziehen sollte, die von Tuten und Blasen Ahnung haben, aber nicht von Kunst oder ob man eine gewisse Mindestinformiertheit zur Bedingung machen soll, was dann wieder die Frage aufwirft, wer das wieder zu Beurteilen haben soll. Letztlich kommt man hier nicht so richtig weiter und das ist wohl auch der Grund, warum viele Mitmenschen dann die Zuflucht in den völligen Solipsismus nehmen: Kunst ist das, war mir persönlich gefällt (und ich mag halt keine *hier bitte nach Wahl etwas ergänzen*).

Sowohl auf Basis eines völlig "demokratischen" Common Senses als auch auf Basis einer völlig Ego-basierten Einzelmeinung wird man in vielen Fällen dahin gelangen, zeitgenössische Kunst (z. B ein "modernes" Gedicht) als Verschrobenheit oder gar als Veräppelung zu verwerfen. Ich glaube aber, es entgeht einem einiges, wenn man die (durchaus kritische und differenzierte) Meinung von Kunstkennern als verquastes Getue abqualifiziert und außer acht lässt. Und es ist nun einmal so, dass man unter Menschen, die sich in Lyrik wirklich auskennen, viele finden wird, die an dem ein oder anderen zeitgenössischen Gedicht durchaus Gefallen finden. Das muss die persönlichen Geschmacksvorlieben gar nicht tangieren, aber es könnte womöglich eine gewisse (potentielle) Grundoffenheit generieren, ein ästhetischen Hintertürchen der Art: "Also bis jetzt hat mich noch kein zeitgenössisches Gedicht wirklich überzeugen können... aber das kann ja vielleicht noch kommen... " ;)

LG!

S.

Erich Kykal

Re: Dastehlesung
« Antwort #5 am: November 10, 2022, 23:12:29 »
Hi Suf!

Alles gut und richtig, was du schreibst, aber ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, das ich eben nur aus meiner persönlichen Warte heraus Dinge erhebe, die auch nur für mich persönlich von Wert sein sollen.

So gesehen bin ich mir hier doppelt untreu geworden, da ich mich erstens - ehrlich - zu etwas geäußert habe, das für mich persönlich (unabhängig vom Autor) nicht von Wert ist, in diesem Fall eben ein Versuch in 'moderner Lyrik' per maximaler Reduktion, und zweitens, dass ich mich nicht positiv oder zumindest konstruktiv geäußert habe.

Die Folgen habe ich mir selbst zuzuschreiben.  ;)

LG, eKy
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Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Sufnus

Re: Dastehlesung
« Antwort #6 am: November 17, 2022, 17:53:52 »
Hi eKy!
Ich hoffe, dass die Folgen Deiner Selbstveruntreuung sich als nicht allzu nachhaltig erwiesen haben ;)
Ich äußere mich durchaus auch gerne einmal (kritisch) zu Gedichten von Mitstreitern, bei denen ich das jeweilige Werk gerade nicht so goutiere - warum auch nicht? Ein skeptisches oder gar negatives Urteil zu schreiben (und zu begründen) ist meist intellektuell schwieriger als Begeisterung in Worte zu fassen und die intellektuelle Herausforderung schadet ja dann und wann durchaus nicht. :)
LG!
S.