Hi eKy!
Das war ein guter Einfall von Dir, dieses formspannende und -idable Werk ein wenig Gegenwartsluft schnuppern zu lassen!
Wer mit RMR gemeint ist, kann sich jeder leicht denken, der Deine poetologischen Vorlieben kennt... und Rilke hat, man denke an den ewigen Panther, ja gerne Reimwörter effektvoll in enge Nachbarschaft gerückt ("als ob es tausend Stäbe gäbe"), aber gibt es denn von ihm ein Gedicht, welches für Deine spezielle Erfindung einen Vorbildcharaker hat?
Ansonsten ist das Morgen- oder Tagelied (auch als Alba oder Aubade bezeichnet) ein wirklich altehrwürdiger und doch immerjunger lyrischer Dauerbrenner. Erste Vertreter sind spätestens aus dem Jahre 1000 überliefert (in Wahrheit lassen sich aber durchaus weitaus ältere "Vorläufer" finden) und noch in der zeitgenössischen Lyrik finden wir Vertreter, bei Durs Grünbein etwa.
Mein einziger Minieinwand zu Deinen wirklich schönen Zeilen betrifft die Scherben, die sich aus Reimgründen vom Sterben bedroht sehen (letzte Strophe), was als Bild ein kleines bisschen Grenzwertig (für mein Liking ist), da eine Scherbe als unbelebter Gegenstand mit dem Sterben doch eher nix am Hut hat. Vielleicht wäre ein Austausch von Scherben gegen Erben eine Idee (die Erben treten zwar im Zusammehang mit dem Sterben klassischerweise in durchaus lebendiger Form auf, aber sie sind doch zumindest potentiell auch vom Dahinscheiden bedroht).
Sehr sehr gerne gelesen!
S.