Hi GG!
Ich mag am liebsten solche Dialektlyrik, die auf den ersten Blick gar nicht mehr als Deutsch erkennbar ist, so dass man den Text wahlweise als reine Lautpoesie lesen kann oder - mit der Dechiffierlupe bewaffnet - den inhaltlichen Zugang sucht.
Am überzeugendsten ist das für mich bisher von Lyrikern im schönen Österreich (Jandl, Artmann) praktiziert worden. Oft gibt es regelrecht einen Umschlagpunkt, an dem der nicht ins Idiom eingewiesene Leser merkt, dass er es mit einem (im weitesten Sinn
) deutschen Text zu tun hat, und von dem aus man rückwärts die Bedeutungen erschließen kann.
Folgende Anfangszeilen von Jandl sind z. B. für mich erst einmal nicht verständlicher als Klingonisch:
doos ma aicha
voodalaund
nimois varrotz
haums aunblead...
Und dann springt es um:
... uns junge soidoodn
in kriag gjaukt
und vahaazt.
Zurück zu Deinem Gedicht, GG:
Hier habe ich keine sonderlichen Verständnisschwierigkeiten, allenfalls "hingering" ist mir nicht ganz klar.
Womit Deine Zeilen spielen, ist offenkundig die Haus-Hu(u)s-Grenze zwischen dem Niederalemannischen und dem Schwäbischen. Schön wird auch herausgearbeitet, dass das Niederalemannische (gerade im Gegensatz zum Schwäbischen) arm an Diphthongen ist. Vor dem Hintergrund hätte ich es schön gefunden, wenn die Zeilen ganz Diphthong-frei gehalten wären und das "kej" wegfiele.
LG!
S.