Autor Thema: Schlechte Lyrik für die Zeit  (Gelesen 658 mal)

Sufnus

Schlechte Lyrik für die Zeit
« am: Oktober 02, 2022, 21:29:05 »
Schlechte Lyrik für die Zeit

In mir streiten sich
die Trauer über die blühende Jugend zweier Völker
und das Entsetzen über den Hass des Brandstifters.
Und beides
vertreibt mich vom Schreibtisch.


Erich Kykal

Re: Schlechte Lyrik für die Zeit
« Antwort #1 am: Oktober 04, 2022, 10:51:28 »
Hi Suf!

Ich könnte mich ja selbstgefällig auf meinem warmen sessel fläzen und süffisant bemerken: "Ich und Einstein hatten recht! Die Blödheit der Menschheit ist unendlich! Habe ich es nicht immer gepredigt?" - aber das wäre zu kurz gegriffen. Nein - es ist immer nur die unsägliche Dämlichkeit einiger weniger, die durch die Faulheit anderer, rechtzeitig etwas gegen sie zu unternehmen, an ausreichend Macht gelangten, um immer wieder solch unglaublich bitteren Schaden anzurichten! Und immer wieder stehen die Vernünftigen hinterher vor den rauchenden Trümmern und den Gräbern ihrer Kinder und fragen sich entsetzt, wie das hatte kommen können, und warum es keiner hatte kommen sehen. Falsch: Manche sehen es immer kommen - aber niemand will auf sie hören, denn das hieße ja: Selbst den Arsch hochkriegen und Einsatz zeigen.

Seit Dekaden WISSEN die Russen im Grunde, dass sie im Grunde WIEDER von einem Diktator, einem Zaren regiert werden - aber die schweigende Mehrheit hat sich dort wie immer damit abgefunden, so lange sie nicht selbst allzu sehr darunter zu leiden hatten. Jetzt sieht Putin sein Ende kommen und will sich mit aller Macht noch in die Geschichte einschreiben, indem er 'Russland wieder groß macht', das wollte er ja schon vor Trumps ebenso kläglich in die Hose gegangenen Beispiels mit Amerika.
Dieser dumme Mensch ist ide Weltenteilung des kalten Krieges geistig nie losgeworden - wie viele andere übrigens auch nicht, auf beiden Seiten ...
Was tut er also? Er begreift die Befreiung und Liberalisierung der ehemaligen Satellitenstaaten der Sovietunion als 'Angriff des Westens' auf sein Land, dem der Schutzgürtel verloren geht. In seinem Denken hat Russland immer noch - leider auch historisch fundierten - Anspruch auf diese Länder, zumindest was die Ukraine betrifft, denn das ursprüngliche Russland mit Iwan dem Schrecklichen (toller Gründervater übrigens, wenn man schon so genannt wird ...) nahm ja in Kiew seinen Anfang.

Nun, der Anspruch ist schon SEHR historisch. Das wäre in etwa so, als würde Österreich heute erneut Südtirol oder Ungarn oder Serbien beabspruchen, bloß weil sie mal zur Donaumonarchie dazugehört hatten. Und natürluch gibt es hierzulande IMMER noch Leutchen - siehe dämliche Menschheit - die genau das propagieren. Memche kommen eben leider nie über die ihnen eingeipmpfte Geschichtsinterpretation hinweg, egal, was und wieviel es wen auch immer kosten mag, den irrwitzigen Traum zu leben ...

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.