I
Geborgen liegt der Ort in tiefen Schatten,
das Morgenlicht fängt Kinder in den Türen,
ein junges Mädchen geht sein Mieder schnüren
und Veilchen blühen schon in den Rabatten.
Wer wollte wohl an solchem Bilde rühren,
und doch: Es strömen über grüne Matten
Verfemte her, die niemals Heimat hatten,
und deren Lebenswärme nicht verspüren.
Ein Ruf erschallt, man sieht die wilde Meute,
ein Bauer und die Knechte fassen Beile.
Ein Ruck geht durch das ganze Dorf, denn heute
soll ihr Entlegensein den Frieden büßen!
Man schreit und strömt davon in banger Eile,
in Unterkleidern und mit nackten Füßen.
II
Es ist ein Schreien und ein wildes Toben,
die Hütten brennen und die Frauen flehen.
Ein Furor, den die Welt noch nicht gesehen,
doch tausend Male schon, hat sich erhoben!
Die Braven fallen, und von allen Enden
ergießt die Gier der nackten Ungeheuer
sich über Kirche, Bauernhof und Scheuer,
und kein Gebet mag das Gemetzel wenden!
Die Wut verebbt, die derben Waffen schweigen,
nur dort, wo sich des Waldes Ufer neigen,
hat man noch blutig Frau und Kind gefangen.
Die Frau hat man geschändet und gehangen,
der Knabe wird geprügelt und geschunden
und endlich bloß an einen Baum gebunden.
III
Geschwärzte Pfeile in den schmalen Rippen,
genagelt an des alten Baumes Rinde,
so stirbt das letzte Licht in diesem Kinde,
ein ungelebtes Leben auf den Lippen.
Die krausen Enden dunkler Schäfte wippen
ein letztes Mal, das junge Herz steht stille,
und mit ihm scheint ein losgelöster Wille
zur Seite mit dem leeren Blick zu kippen.
Ein sachtes Raunen streift die alte Linde,
das Kriegsvolk zieht davon mit blanken Hippen.
Fast unbemerkt treibt mit dem leisen Winde
ein Schluchzen fort. Darüber legt sich Stille.
Ein altes Weiblein sieht man Gräber schippen.
Des Menschen Zorn ist seines Grams Destille.