Autor Thema: Gekaufte Lust  (Gelesen 626 mal)

Erich Kykal

Gekaufte Lust
« am: Februar 17, 2022, 09:31:04 »
Merkantiler Liebesreigen -
falsches Lächeln, falsche Brüste
für entfesselte Gelüste:
Hormonelles Zähnezeigen!

Ausverkauf von Schlüsselreizen -
volle Hüften, schlanke Beine,
jedem geilen Blick das Seine,
wo sich nackte Schenkel spreizen!

Doch verraten sind sie alle -
Seelen, die ihr Geld verlieren,
es verdienen, doch krepieren
in der selbst gestellten Falle!

Merkantiler Liebesreigen -
wer wird in die Scherben fassen,
wenn die Leiber einst verblassen,
und die Triebe endlich schweigen?
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re: Gekaufte Lust
« Antwort #1 am: Februar 17, 2022, 18:05:15 »
Sehr treffend, lieber Erich,

wird ein Markt beschrieben und als letztendlicher Verlustbringer für Verkäufer und Käufer entlarvt, der um das Eins-Werden mit einem anderen Menschen prellt, indem nur er Fake (Schlüsselreize für die Anstachelung des Sexualtriebes) umsetzt. Eine Progression der inneren Leere resultiert.
 
Sehr gern gelesen.
Grüße von gummibaum 

Erich Kykal

Re: Gekaufte Lust
« Antwort #2 am: Februar 17, 2022, 21:21:37 »
Hi Gum!

Schlüsselreize ja, aber das "Einswerden" ist gewiss nur physisch gemeint, oder? Prostitution ist ein knallhartes, scharf umrissenes Geschäft, bei dem es einzig um Befriedigung geht: Jener der erotischen Begierde und jener der Gier nach Geld. "Eins zu werden" im emotionalen Sinne stand da nie auf der Bestellkarte, und alle Beteiligten wissen das. Dennoch sind sie letztlich beide um das betrogen, was wirklich zählt: Der Kunde erhält mechanische Befriedigung ohne Tiefe und Bedeutung, was ihn letztlich immer auch unbefriedigt hinterlässt, die Verkäuferin erhält nur Geld, das abgesehen von den Lebensnotwendigkeiten schon von der Art des Erwerbs her keine innere Freude und Erfüllung bringen kann, selbst wenn sie damit reich würde - was allerdings den wenigsten Prostituierten je gelingt, dank brutaler Zuhälterszene und kriminellem Milieu.

Vielen Dank für deine Gedanken und das reiche Lob!  :)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
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Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re: Gekaufte Lust
« Antwort #3 am: Februar 17, 2022, 22:33:17 »
Mit "Eins-Werden" meinte ich Sexualität in einer Liebesbeziehung, nicht im Bordell.

Erich Kykal

Re: Gekaufte Lust
« Antwort #4 am: Februar 19, 2022, 09:41:21 »
Hi Gum!

Die "romantische" Version, schon klar. Leider gibt es offensichtlich viele Männer, denen die rein mechanische Befriedigung des bezahlten Aktes zu genügen scheint - oder sie kennen oder können es nicht anders.

Es gibt diesen Spruch: "Frauen brauchen für Sex einen guten Grund - Männer bloß eine gute Gelegenheit."

Überlegt man die Konsequenzen, wird die Prägung klar: Die Frau ist mit dem möglichen Kind danach mindestens 15 Jahre festgelegt - natürlich sucht sie nach einem Partner mit möglichst positiven genetischen Eigenschaften, der bei ihr bleibt und sie unterstützt. Der Mann hingegen ist artspezifisch darauf "programmiert", seinen Samen möglichst breit zu streuen - er versucht instinktiv, die Festlegung zu vermeiden. Romantik und Treue sind Konzepte, die er erst erlernen muss.
Kulturelle Riten und gesellschaftliche "Werte" steuern seit Milennien dagegen, propagieren und romantisieren die stabile Partnerschaft und die "ewige" Liebe, damit beide Geschlechter tun, "was sich gehört". Letztendlich zielen diese Stabilisierungsversuche aber nur auf eins ab: Dem Nachwuchs die möglichst beste Chance auf Überleben zu geben, damit die jeweilige Gesellschaft mehr Kampfkraft und Kanonenfutter bekommt, um ihre Denkungsart und Einflusssphäre aggressiver verbreiten zu können.
Auch das ist leicht erklärt: Je größer ein humanes Konglomerat ist, desto primitiver sein Gesamtverhalten als Einheit. Und am primitivsten ist eben immer noch die Ermächtigung mittels Keule ...  ::)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
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gummibaum

Re: Gekaufte Lust
« Antwort #5 am: Februar 19, 2022, 12:44:38 »
„oder sie kennen oder können es nicht anders.“

Frauen sagten mir: erst nachdem ich meinen eigenen Körper kannte, habe ich auch mit dem Partner wahre Befriedigung erlebt. Gilt das nicht auch für Männer? Ich kann mich stundenlang selbst erforschen und stimulieren und Bilder genießen, die kommen…

Dies hilft, das Kümmerliche einer automatenhaften, rastlosen und im Grunde verabscheuten Sexualität besser spüren, und kein Objekt, sondern einen Partner/Partnerin zu suchen, mit dem/der man diese Erfahrung austauscht und erweitert.

Neues in Ruhe ausprobieren, sich auch gegenseitig beim Masturbieren zusehen und miteinander lachen …

Soweit meine subjektive Meinung, lieber Erich.

Die Unterschiede zwischen Frauen und Männern sind nicht rein biologisch erklärbar, sie bilden sich auch unter dem Einfluss der Kultur/Gesellschaft. Die Rollen und Identitäten sind vielfältig.

LG g 
« Letzte Änderung: Februar 19, 2022, 14:10:12 von gummibaum »

Erich Kykal

Re: Gekaufte Lust
« Antwort #6 am: Februar 19, 2022, 14:50:50 »
Hi Gum!

So ist es. Dennoch findet - leider oder zum Glück - nicht jeder Topf seinen Deckel. Aber man kann damit leben.

LG, eKy
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