Autor Thema: Ein Gleiches  (Gelesen 846 mal)

gummibaum

Ein Gleiches
« am: Januar 23, 2022, 15:41:34 »
Die Hügelkuppe liegt im Wald
und ist in Nebelgrau gesponnen,
der Weg ist feucht, der Tag ist kalt,
doch etwas spricht von nahen Sonnen.

Sind es der Tisch und die zwei Bänke,
die ihm so treu zur Seite stehn,
dass ich an unsre Liebe denke,
die wir in unsrer Mitte sehn?…
« Letzte Änderung: Januar 23, 2022, 21:53:30 von gummibaum »

Erich Kykal

Re: Ein Gleiches
« Antwort #1 am: Januar 23, 2022, 22:33:31 »
Hi Gum!

Das Gedicht beschreibt einen Ort, eine Stelle an einem Spazierweg, auf einer Hügelspitze. Die Bänke, der Tisch vielleicht als Rastplatz oder der Aussicht wegen, und im LyrIch lösen sie Erinnerungen aus.

Nicht ganz klar wird, ob das LyrIch in den beiden letzten Zeilen von dern Liebe unter Menschen allgemein spricht, oder seine Worte an einen imaginären Partner richtet.

Gern gelesen!  :)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re: Ein Gleiches
« Antwort #2 am: Januar 23, 2022, 22:47:51 »
Stimmt, lieber Erich.

Die Formulierung lässt beide Möglichkeiten zu.

Danke und Grüße von gummbaum

Sufnus

Re: Ein Gleiches
« Antwort #3 am: Januar 25, 2022, 15:28:30 »
Sehr sehr schön, lieber gum! :)
Spielst Du mit dem Titel absichtsvoll auf Goethes Verse an? Es ist ja nicht nur der Titel, sondern auch das Wald-Setting, das an Goethe denken lässt, wie er in der Kickelhahnhütte mitten im Thüringer Wald "Ein Gleiches" an die Bretterwand ritzte.
Die Thematik - ich lese Deine Zeilen, gum, durchaus als Liebesgedicht - ist ja auf den ersten Blick beinahe diametral zu Goethes Versen, die ich vor allem als eine Art fiktionalisiertes Todesgedicht wahrnehme - fiktionalisiert, weil Goethe  zum Zeitpunkt der ersten Niederschrift noch verhältnismäßig jung war und es m. W. keinen rechten Anlass für derartig jenseitige Verse gab.
Interessant ist auch, dass Goethes Gedicht eigentlich immer im gemischten Doppel mit "Wandrers Nachtlied" zitiert wird, welches für mich zwar gleichfalls deutliche Sterbe-Anspielungen enthält, aber doch auch ganz anders zu lesen wäre, diesseitig und von einer gewissen heiteren Gelassenheit erfüllt.
Gibt es zu Deinen "Ein Gleiches"-Versen, auch noch ein ergänzendes "Nachtlied", lieber gum? Du machst mich jedenfalls sehr neugierig, wie das aussehen könnte. :)
LG!
S.

gummibaum

Re: Ein Gleiches
« Antwort #4 am: Januar 25, 2022, 20:31:17 »
Lieber Sufnus,

wieder einmal ein sehr schöner Kommentar von dir.
 
Der Titel ist von Goethe übernommen, weil mir die Anhöhe so etwas Ähnliches ist, wie es ihm der K. war. Der Titel bezieht sich aber vorerst nur auf die Ähnlichkeit des Arrangements (Tisch zwischen zwei Bänken und Liebe zwischen zwei Menschen).

Danke und Gruß von
gummibaum