Hi Hans,
eine Art "Ahnenreihe" von Pfarrerskindern, die es in sich hat; man könnte den Eindruck gewinnen, die Herkunft aus einem Pfarrhaus verleihe dem Nachwuchs eine gewisse Exzeptionalität (im Guten oder Bösen)... offenkundig ist das natürlich eine Fiktion, die graue Masse unauffälliger Pfarrerskinder steht einer kleinen Minderheit "bunter Vögel" gegenüber.
Auch dass in allen Pfarrhäusern ein enger Geist irgendwo zwischen Pietismus und Faschismus herrsche, ist - je nach Sichtweise - entweder eine künstlerisch-übertreibende Verengung dieses Textes (der dadurch zum Nachdenken provozieren möchte) oder einfach... üble Nachrede (so würden es wohl brave, kritisch-pluralistisch denkende Pfarrer nebst Nachkommenschaft empfinden).
Bei Hesse weiß ich so ungefähr über die Biographie bescheid und da herrschte wohl in der Tat ein strenger, unbarmherziger Geist im engherzig-pietistischen Haushalt, dem der Sohnemann nur mit viel Mühe in die Schriftstellerei entfliehen konnte. Wie das so bei den anderen zitierten Familien aussah, kann ich wirklich nicht beurteilen, ich nehme aber mal schwer an, dass ein paar der aufgezählten "Pfarr-Eltern" so übel nicht waren (und das ist wahrscheinlich auch nicht Dein Punkt).
Schade finde ich es, wenn ich diesen Text lese, dass aktuell zwischen Dir und eKy Funkstille herrscht - jaaa - ich hab auch gelesen, dass Du eKy ein herzhaftes Shut-up zugerufen hast und wie es zu diesem Ausbruch kam... nunja... vielleicht wäre das mal ein Text, wo Ihr wieder ins Gespräch findet? Das Forum ist aktuell so Teilnehmer-arm, dass Euer wechselseitiges Schweigen irgendwie ein wenig surreal anmutet. Dass bei einem wie auch immer gearteten Austausch Harmonie einkehrte, wage ich nicht zu hoffen (bin auch kein Anhänger von Harmonie um jeden Preis), aber der ein oder andere bedenkenswerte Gedankenfunke entspränge Euren gekreuzten Klinge gewiss - womöglich auch zum Gewinn anderer Leser.
eKy würde vermutlich die unreinen Reime und das irregulär gestaltete Metrum kritisieren, käme aber inhaltlich wohl zu einigen beipflichtenden Überlegungen.
Nunja... wie dem auch sei... jetzt zu Deinem Text zurück:
Die zwei Schlusszeilen (genauer: die allerletzte Zeile) find ich stark überarbeitungsbedürftig. Der Tonwechsel ins Pathetische ist als Stilmittel gar nicht so schlecht und durch die Kursiv-Setzung wirkt das Ganze wie ein Zitat (ist aber keins, oder doch?), was auch ein cooler Kniff ist, aber... aaaaber: Die letzte Zeile rumpelt dann sprachlich, gedanklich, formal, grammatisch und von der Sprechhaltung her so sehr, dass sich hier - jedenfalls für mich - eine unfreiwillige Komik einschleicht, welche die Schlusszeile und dann auch den ganzen Text ziemlich zum Einsturz bringt.
Vorschlag:
Nie wurde Güte unbarmherziger erzwungen
als von den Gottadepten - frömmigkeitsdurchdrungen.Nachdenklich gelesen,
S.