Autor Thema: Die Hohe Paarung  (Gelesen 802 mal)

wolfmozart

Die Hohe Paarung
« am: Dezember 31, 2021, 22:32:28 »
In einer dunklen Nebelnacht
Da blutet der Mond wie blind
Du tanzt in Deiner Hexenpracht
Vor Freude heult der Wind

Ich füge mich zu Dir hinzu
Da trifft ein Blitz die Erde
Wir beide sind ein Paar im nu
Auf dass daraus was werde

Erich Kykal

Re: Die Hohe Paarung
« Antwort #1 am: Januar 01, 2022, 22:47:45 »
In einer dunklen Nebelnacht
Da blutet der Mond wie blind
Du tanzt in Deiner Hexenpracht
Vor Freude heult der Wind

Ich füge mich zu Dir hinzu
Da trifft ein Blitz die Erde
Wir beide sind ein Paar im nu
Auf dass daraus was werde


Hi WM!

Ein paar Anmerkungen:

S1Z1 - Ein Komma sollte ans Zeilenende, und Z2 klein beginnen.

S1Z2 - Den Satzteil mit "da" zu beginnen, wirkt hier sprachlich ungelenker als in S2Z2. Altern. wäre: "verlischt der Mond wie blind." Und Punkt ans Satzende.

S1Z3 - Komma ans Zeilenende, Z4 beginnt klein.

S2Z1 - Komma ans Zeilenende, S2 beginnt klein.

S2Z2 - Punkt oder Rufzeichen ans Zeilenende.

S2Z3 - "im Nu" schreibt man groß: Nu ist ein anderes Wort für Augenblick. Komma ans Zeilenende, Z4 beginnt klein.

S2Z4 - das "was" wirkt hier recht gemeinsprachlich, nicht lyrisch. Altern. wäre: "auf dass uns Großes werde." oder "auf dass ein Zauber werde." Und Punkt ans Satzende.


Mit meinen Vorschlägen hätten wir dann auch das saubere Metrum 4343 - 4343 (Heber pro Zeile) mit durchgehend unbetontem Auftakt. S1Z2 fällt nämlich bei dir mit Senkungsprall auf "blutet der" aus diesem Rahmen.


Das Gedicht entwirft das Bild einer orgiastischen magischen Nacht mit Hexentanz. Ein kleiner Widerspruch findet sich allerdings darin, dass Nebel und heulender Wind sich so gar nicht vertragen - entweder man kann das eine haben oder das andere. Wenn dann noch ein Blitz dazukommt, tendiere ich eindeutig dazu, den Nebel fallen zu lassen und die erste Zeile abzuändern. Wie wäre es mit: "In einer dunklen Sommernacht" oder "In finsterer Walpurgisnacht"?

Gern gelesen!

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re: Die Hohe Paarung
« Antwort #2 am: Januar 02, 2022, 00:34:24 »
Lieber wolfmozart,

hohe Minne kannte ich, hohe Paarung noch nicht.
Die Unvereinbarkeiten im Text erzeugen außer ungewollter Komik eine Art elektrischer Spannung, die sich am Ende entlädt.

Gern gelesen.

Grüße von gummibaum
 

Sufnus

Re: Die Hohe Paarung
« Antwort #3 am: Januar 17, 2022, 12:36:19 »
Hi WM!

Diesen Zeilen kann ich teilweise etwas abgewinnen, da Du hier etwas weniger "dick aufträgst" als sonst mitunter. Die in anderen Gedichten von Dir häufig zu verzeichnende Kombination aus über-exaltierter Sprache, leicht defekter Logik (häufig Reimgeschuldet) und ungelenken Formulierungen (dito häufig unter dem Reimdiktat) tritt in diesem Beispiel in gemäßigterer Form auf, was der Lesbarkeit sehr zugute kommt.

Die "dunkle Nebelnacht" finde ich persönlich aber auch unglücklich - eine Nacht ist abseits der "weißen Nächte" eh schon eine etwas schummrige Angelegenheit und bei Nebel umso mehr, da brauchts das "dunkel" nicht noch zusätzlich. Außerdem - eKy hat sehr richtig darauf hingewiesen - verträgt der Nebel sich nicht mit dem heulenden Wind.
Nicht so gut gefällt mir auch das Possessivum bei Hexenpracht - da bereits ein "Du" angesprochen wird, ist die zusätzliche Verklammerung mit der Hexenpracht doppeltgemoppelt und ein wenig ungewandt.
Als sprachlich unbeholfen empfinde ich außerdem die Doppelung von "da" in Z2 der beiden Strophen. Grundsätzlich sind diese Konstruktionen mit "da" - auch hierauf hat eKy abgehoben - eher unelaboriert, aber das Gedicht fügt ja durchgängig einen ambitionierten Ton zu einer relativ flachen Sprache; das würde ich als Stilelement teilweise erhalten und eine der beiden Konstruktionen ruhig so stehen lassen.
Ebenso würde ich unter dieser Überlegung die metrischen Wackler und das von eKy zurecht als etwas Gemeinsprachlich in Zweifel gezogene "was" in der letzten Zeile beibehalten.



Vorschlag:

In einer sternenfernen Nacht
Da blutet der Mond wie blind
Du tanzt in voller Hexenpracht
Vor Freude heult der Wind

Ich füge mich zu Dir hinzu
Es trifft ein Blitz die Erde
Wir beide sind ein Paar im nu
Auf dass daraus was werde