Autor Thema: Der Rechtsterrorist  (Gelesen 572 mal)

Erich Kykal

Der Rechtsterrorist
« am: Januar 04, 2022, 10:47:32 »
Rudelnärrisch mitgerissen
von der Hybris seiner Horde
überschreibt er sein Gewissen
für gelegentliche Morde

an den Feinden seiner Fahne,
die als seine Beute bluten,
und er heiligt das Getane
mit erhabenen Statuten

von der Reinheit seiner Rasse,
von der Reinheit seines Landes,
und er gibt sich seinem Hasse
hin im Namen des Verstandes,

der, verbogen und benebelt,
träumt von Macht und wahrer Größe,
aufgeputscht und ausgehebelt -
nur sein Herz bleibt eine Blöße.
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re: Der Rechtsterrorist
« Antwort #1 am: Januar 06, 2022, 00:44:58 »
Lieber Erich,

ein Thema, das dich zurecht immer wieder beschäftigt: Die blinde Gefolgschaft gegenüber der Ideologie der Rassen- und Volksreinheit, der Hass und Vernichtungswille gegenüber anders Gearteten, das sich Stark- und Wahrfühlen in der Gruppe und die Öde im Herzen (keine Reue nach Mord).

Sehr gut formuliert/sehr gern gelesen.

Grüße von gummibaum



Erich Kykal

Re: Der Rechtsterrorist
« Antwort #2 am: Januar 06, 2022, 12:13:05 »
Hi Gum!

Hab Dank für die bestätigenden Worte!  :) Wir beiden sind wohl derzeit die einzigen - oder gar die letzten? - die sich hier umtun, aber auf deine Kommentartreue kann man sich zumindest felsenfest verlassen!

Ja, das ist alles, was den Fanatiker ausmacht, sei er religiös, politisch oder verschwörungstheoretisch motiviert. - Obwohl diese Bereiche eigentlich gar nicht so recht trennbar sind, denn eine politische Ideologie oder eine Verschwörungstheorie können durchaus zu einer Religion werden, oder zumindest so betrachtet und gefühlt werden von den jeweils "Überzeugten" ...

Die beste Beschreibung wäre: Fanatismus = Die absolute Hingabe und Überschreibung der eigenen Person an eine bestimmte Idee und deren möglichst absolute Verbreitung mit allen Mitteln.

Und da diese Idee dann das "allerhöchste Gut" darstellt, spielen dabei weder Gewissen, Ethik, Moral noch mögliche Opfer eine übergeordnete Rolle - wirklich ALLES ist erlaubt, um die Idee zu befördern, so das Credo der Fanatiker.

Dabei kommt es zu extremem Schwarz-Weiß-Denken: Wer nicht zu den "Erwählten" gehört, ist wertlos, ein Feind - sein Leben zählt nicht. Die wahren Fanatiker opfern auch sich selbst (oder ihre eigenen Kinder - siehe Abraham), denn nichts ist für sie wichtiger als die "Idee".

Im Grunde sind sie als Individuen - das ebenso gefährliche - Gegenteil zum soziopatischen Egomanen, bloß dass sie als Gruppe genau wie ein slolcher funktionieren!

Im anderen Gedicht des gestrigen Tages habe ich gemutmaßt, ob man Fanatismus nicht auch positiv instrumentalisieren könnte - aber leider tendieren solche "erleuchteten Zirkel" ständig dazu, sich zu verselbstständigen, und aus der nützlichen Aufgabe für eine Gesellschaft werden allzu rasch Hybris und Herrscherwille.

LG, eKy
« Letzte Änderung: Februar 22, 2022, 13:00:21 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re: Der Rechtsterrorist
« Antwort #3 am: Januar 06, 2022, 12:34:19 »
Ich bin in mancher Hinsicht einer der letzten. Kein Grund, um aufzugeben, finde ich. Du dichtest und kommentierst ja auch treu und meist umfänglicher und höherwertiger als ich.

Danke für die weiteren Gedanken zum Thema hier, lieber Erich. Dein anderes Gedicht mit den Überlegugen zum Gegenfanatismus hatte ich schon kurz kommentiert.

Grüße von gummibaum

 
« Letzte Änderung: Januar 06, 2022, 12:36:38 von gummibaum »

Erich Kykal

Re: Der Rechtsterrorist
« Antwort #4 am: Januar 06, 2022, 13:29:11 »
Hi Gum!

Ich verstehe nicht, warum manche sich so leicht absentieren, wenn mal was ausufert. Uneinigkeit oder einen Streit ab und zu wird es immer geben. Aber die User, die sich dann sofort in die Schneckenhäuschen ihrer Übersensibilität zurückziehen, um sich nur ja nicht der "Böswilligkeit der Welt" aussetzen zu müssen und das Forum einfach aufgeben und verlassen, finden nicht mein uneingeschränktes Verständnis.

Zum einen ist die Anzahl "guter" Foren recht endlich, diese betulichen Geister können also nicht ewig "weiterspringen", wenn im Heimatforum mal wieder eine zeitlang dicke Luft herrscht. Zum anderen finde ich ein Übermaß an Harmoniesucht und damit die Unfähigkeit, auch mal Farbe zu bekennen und für seine Überzeugungen einzustehen und dafür zu kämpfen, auch nicht so toll.

Ehe ich ein Forum doch verlasse, weil die Opposition übermächtig wird und ich mich von den mir verbündet Geglaubten im Stich gelassen sehe, vergehen meist Jahre, in denen ich für meine Ansichten werbe und kämpfe, egal wieviel Gegenwind jene machen, die es besser zu wissen glauben.
Aber so viele "Empfindliche und Empfindsame" ergreifen beim ersten harten Clash die Flucht - und dabei sind sie selbst noch nicht einmal auch nur irgendwie beteiligt. Ihnen ist schon unerträglich, auch nur im selben Forum wie die jeweiligen Streithähne zu posten!
Zeigt sich das Forum offen und erlaubt "heftigere" Dispute über längere Zeiträume, ist ihnen gleich mal das "Klima" im Forum zu aggressiv, so als wären sie völlig unfähig, den Streit einfach zu ignorieren und nebenher normal ihre eigenen Themen weiter zu posten. Als wäre jede noch so kleine Uneinigkeit oder Dissonanz ein persönlicher Affront gegen sie.

Dann gibt es noch jene, die das Toleranzprinzip überdefinieren über beide Streitparteien gleichermaßen herfallen, als wären die Inhalte völlig irrelevant gegenüber der Tatsache, dass sie mit Nachdruck und Überzeugung vertreten werden. Da wird jener, der sich gegen Rechtspolulismus, Fremdenhass und Intoleranz ausspricht, ebenso zum unerträglichen Forenfeind gemacht wie jener, der ihm als offensichtlich "völkischer" Demagoge opponiert ... nur um ein Beispiel zu nennen. Da kann man doch nur den Kopf schütteln ...

Man kann nur hoffen, dass sich wieder mal mehr Autoren hier einfinden, die sowohl gut dichten wie auch was aushalten, wenn mal die metaphorischen Fetzen fliegen.
Mir wurde vorgeworfen, übermachtig und überwältigend zu sein, andere quasi zu erschlagen mit starrer Überzeugtheit, Sprachmacht und allgemeiner "Intensität". Wirklich? Ich empfinde mich nicht so. Ich sehe mich als empfindsam, tolerant und bedächtig - aber auch zu bestimmten Überzeugungen stehend und sie eisern verteidigend. Das Toleranzprinzip ist für mich nicht allumfassend - darf es nie sein, wenn gewisse unabänderliche Werte ignoriert oder verletzt werden. Dann kann ich durchaus auch mal zum hitzigen Verteidiger meiner Position werden, dem nie die "guten" Argumente ausgehen.

Dass es immer jene gibt, die mir das zum Vorwurf machen, weil sie lieber "Ruhe und Frieden" um jeden Preis haben wollen, und die einen heftigen Forendisput nicht mal als Unbeteiligte erträglich finden, oder weil sie allzu viel Polarisierung und Spaltung befürchten, nehme ich für das Recht auf öffentliche Verteidigung meiner Sache in Kauf.
Gedichte haben nun mal Inhalte - darum kann es nie NUR um Poesie allein gehen.
Für mich steht die Lyrik ja auch eindeutig im Vordergrund, aber ich nehme eben zuweilen auch eindeutig Stellung zu den Inhalten. Wem das nicht passt, sollte lieber im Privaten weiterdichten. Wer mich darob für sozial inkompatibel hält, dem sei versichert, dass es allein von der Definition von "sozial" abhängt, wie man was bewertet.

Bin ich schon wieder "zu überwältigend"?

LG, eKy
« Letzte Änderung: Februar 22, 2022, 13:04:43 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.