Autor Thema: Deep Throat  (Gelesen 880 mal)

Erich Kykal

Deep Throat
« am: Dezember 22, 2021, 11:26:22 »
Bebend, was ich anbefehle,
lechzt dein Blick zu mir herauf.
Leises Stöhnen deiner Kehle
zeigt, sie wartet schon darauf,

einer harten Lust zu dienen
als entmündigter Kanal
eines Willens wie auf Schienen:
Auserwählt zu süßer Qual.

Meine Faust in deinen Haaren
zerrt die Stirne Richtung Nacken.
Lippen, die schon willig waren,
spalten die gedehnten Backen,

während ich dich so betrete,
deine Seele ganz entblöße.
Ich besitze dich. Nun bete
deinen Gott an, dessen Größe

dich erobert und umnachtet,
bis er sich in dich ergießt,
und, was dich zutiefst entmachtet,
mit Befriedigung verschließt.
« Letzte Änderung: August 04, 2022, 13:29:10 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re: Deep Throat
« Antwort #1 am: Dezember 23, 2021, 01:10:00 »
Lieber Erich,

Würgereiz und Demütigung… und oft eine erzwungene Praktik.

Das Gedicht macht den Sadomasochismus fühlbar, der sich austobt. Sprachlich sehr gut, ja, hervorragend. Solche Phantasien kommen aber auch bei Menschen vor, deren Sex überwiegend zärtlich ist.

Grüße von gummibaum       
« Letzte Änderung: Dezember 23, 2021, 11:18:48 von gummibaum »

Erich Kykal

Re: Deep Throat
« Antwort #2 am: Dezember 23, 2021, 14:30:12 »
Hi Gum!

Mein Sexualleben bestand seit meiner Teenagerzeit eigentlich NUR aus solchen Phantasien - ich tu mich viel eher schwer mit Zärtlichkeit und Gleichberechtigung beim Sex. Ich hab's mir nicht so ausgesucht, es hat sich irgendwie einfach so ergeben.
Natürlich lernte ich mit den paar relevanten kurzen Partnerschaften in meinem Leben auch die zärtliche Seite kennen, aber so richtig befriedigend war das Liebesspiel für mich immer nur mit dem Element der Unterwerfung und dem der Hingabe - auch gern in wechselnden Rollen, ich weiß beide Seiten zu schätzen.

Vertrauen war für mich dabei stets das entscheidendere Element als die - für mich immer igendwie schwammige - Liebe. Das soll jetzt kein Mitleid heischen - ich konstatiere nur ganz nüchtern.

Vielen Dank für deine Gedanken dazu!  :) (Nicht jeder traut sich da dran, das ist mir schon klar.)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

a.c.larin

Re: Deep Throat
« Antwort #3 am: Dezember 24, 2021, 06:38:47 »
hallo erich,

in beziehungen geht es wohl oft um macht und ohnmacht, nicht nur im sexuellen bereich.

insoferne braucht einen der zustand der welt ja nicht zu verwundern. wie oben, so unten!
das ist wohl auch der - tiefenpsychologische - grund, warum macht für viele so interessant ist: es lässt sich besser unterdrücken, wenn man soziale macht hat!

Je mehr Lust man selber hat, zu unterdrücken, desto mehr Verachtung wohl auch für die, die sich (tatsächlich oder auch nur vermeintlich) unterdrücken lassen.
Der Unterdrücker denkt, die Unterdrückten wären schwach - denn wenn sie stark wären, würden sie sich ja nicht unterdrücken lassen.
Das ist halt so ein Konzept von Beziehung, wo es - zwangsläufig- ein "Oben" und ein "Unten" geben MUSS, weil zumindest einer der Beteiligten das Folgende nicht kann(oder will!): Kommunikation auf Augenhöhe!

Das ist zweifellos ein Kunststück und gelingt gar nicht so oft. Selbst in demokratischen Systemen sehen wir häufig das andere (wohl archaiischere?) Konzept durchbrechen....

Tja, und das ist auch klar: Menschen, die ein starkes Geltungsbedürfnis und daraus folgernd ein ebensolches Dominanzstreben haben, verwechseln Liebe und Hingabe sehr oft mit Unterwerfung, weil sie den Unterschied
einfach nicht kennen bzw erkennen.

Letztlich erzeugt Unterwerfung auch Distanz - und somit wäre auch eine Angst abgewehrt: Die Angst vor zu viel Nähe!
Kommt bei Männern öfter vor, wie mir scheint.

Ein brisantes Thema, wie immer wohlverdichtet von dir!

Lg, larin

Erich Kykal

Re: Deep Throat
« Antwort #4 am: Dezember 24, 2021, 12:14:26 »
Hi larin!

Bei mir ist es interessantweise so, dass ich außerhalb der Erotik keinerlei Machtinteressen habe, mich aber auch nie freiwillig unterwerfe. Und beim Sex selbst wechsle ich auch gern die Rollen, kann Beherrscher und Beherrschten gleichermaßen spielen und die Rolle genießen. Mehr als das ist es auch nicht für mich: Ein Rollenspiel, das sich einzig auf den Bereich der Sexualität erstreckt, dort aber scheinbar unverzichtbar für meinen optimalen Lustgewinn zu sein scheint.
Natürlich "kann" ich auch liebevoll, zärtlich und verstehend, wenn ein Partner es braucht und möchte - aber für mich ist das auf Dauer eher langatmig und vor allem: langweilig.
Vielleicht ist es auch eine Altersfrage: War man als Teenager noch hochzufrieden mit der "normalen" Interaktion (und unsäglich dankbar, wenn sich da überhaupt was tut!  ::)), scheint sich dies über die Dekaden doch irgendwie abzunutzen, und man erstrebt ein abwechslungsreicheres, polarisierenderes Sexualleben - warum sonst gäbe es Swingerclubs für gelangweilte Ehepaare mittleren Alters? Vielleicht muss man, wie der Süchtige bei seiner Droge, mit der Zeit die "Dosis" erhöhen, damit man noch denselben Kick bekommt?
Nun, dank meiner Erkrankungen und dem damit verbundenen Kraftverlust verschiebt sich meine Libido seit nunmehr an die 10 Jahre ohnehin einzig in den Bereich der "erotischen Fantasie". Nicht, dass ich davor in der realen Welt auch nur durchschnittlich aktiv gewesen wäre - aber es wäre immerhin möglich gewesen, ohne beim imaginären Zusehen als Ästhet allzu würgenden Brechreiz zu verspüren. Aber dieses Buch ist nun ausgelesen.

Ein Gleichnis über den Hang zum Herrschen und Unterwerfen in der Gesamtheit der menschlichen Interaktion wollte ich hier allerdings nicht schreiben. Es ging mir einzig um die potentielle Möglichkeit der lyrischen Beschreibung eines an sich ziemlich unlyrischen Aktes erotischer Dominanz und Submission.

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.