Autor Thema: Tausendfach  (Gelesen 752 mal)

Erich Kykal

Tausendfach
« am: August 18, 2021, 12:28:08 »
Tausend Götter, seit die Bäume
wir herabgestiegen waren,
tausend unerfüllte Träume
in den abertausend Jahren.

Tausend falsche Ewigkeiten,
aller Sterblichkeit versprochen,
abertausend Lebenszeiten
unfreiwillig abgebrochen:

Menschenopfer, Glaubenskriege,
Missionierung aller Heiden!
Selbstgerechte feiern Siege
über tausendfachem Leiden!

Hexenhammer, Steinigungen,
Kinder auf dem Scheiterhaufen!
Gläubige, die ihre Jungen
in die Sklaverei verkaufen!

Tausendfach in Gottes Namen:
Zwang und Tod und stummes Dulden.
Enger Geist in starrem Rahmen:
Abertausendfache Schulden!

Tausend Götter, immer wieder
als der Wahrheit letzter Schluss -
und die Menschen knieen nieder,
weil man eben glauben muss.
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re: Tausendfach
« Antwort #1 am: August 18, 2021, 14:12:48 »
Lieber Erich,

ja, dsa stimmt leider. Im Namen von Göttern und von Gott wurden unzählige Menschen zu Sklaven, Mördern und Mordopfern.

Es reichte eigentlich längst damit, geht aber weiter.

Sehr gut geschrieben.

Grüße von gummibaum 
« Letzte Änderung: November 26, 2021, 20:29:09 von gummibaum »

Agneta

  • Gast
Re: Tausendfach
« Antwort #2 am: August 22, 2021, 09:36:55 »
die Menschen in den jeweiligen Institutionen haben das alles getan. darum muss man unterscheiden zwischen Glauben und Institution. LG von Agneta

Erich Kykal

Re: Tausendfach
« Antwort #3 am: August 22, 2021, 11:22:43 »
Hi Gum!

Danke! Möge die Mündigkeit der Menschheit nicht mehr allzu fern sein - das wäre mal ein "frommer Wunsch", den ich unterschreiben möchte ...


Hi, Agneta!

Ich fürchte, da liegst du falsch! Institutionen jedweder Art sind mit den Menschen besetzt, die eine Kultur oder eine politische Denkungsart hervorbringt. Und ist die Kultur indoktrinistisch intolerant "gläubig" bis in den letzten Winkel jeglichen Privatlebens, dann werden die Verordnungen besagter Institutionen das widerspiegeln, vor allem dort, wo es nie eine Trennung von Staat und Kirche gegeben hat.

Nicht die Institutionen entscheiden, sondern die Menschen darin, die sie prägen. Und was haben die Menschen gemacht aus der "Religion der Nächstenliebe", aus "halt die andere Backe hin", und "liebe deinen Nächsten wie dich selbst"? - Priester segnen auf beiden Seiten Waffen vor der Schlacht in unzähligen Kriegen, in denen es nur um eine unterschiedliche Auslegung ein und desselben "Glaubens" geht! Hexenwahn, Scheiterhaufen für Renegaten, Judenverfolgung, Pogrome, Glaubenszwang unzähliger Herrscher (Cuius regio, eius religio), Klosterkastraten, Knabenschändung und deren Vertuschung, Intoleranz, Verstoßung von Sündern (siehe "gefallene Mädchen"), Hortung von Reichtümern, brutale Missionierung, und .. und .. und ... - und obendrein jahrhundertelang das devote Schweigen aller oder zumindest der absoluten Mehrheit zu alledem, weil man an den "Glauben" (und damit auch dessen Vertreter) nicht rühren darf, um nur ja nicht am selbstdefinierenden Gesellschaftskitt zu kratzen!

Der Glaube mag idealisitsch (=utopisch) und rein sein - die Menschen sind es nie! Zumindest nie in ausreichender Anzahl.


LG, eKy
« Letzte Änderung: August 22, 2021, 18:14:42 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Agneta

  • Gast
Re: Tausendfach
« Antwort #4 am: August 22, 2021, 11:45:24 »
das widerspricht sich nicht, Erich. Die Menschen benutzen die ideologie, Religion in dem falle ja, und mißbrauchen sie, um Macht auszuüben. Man kann auch glauben ohne die Institution. So wie ich.  Stell dir vor, es ist Gottesdienst und keiner geht hin.... Dann is nix mehr mit Macht LG von Agneta

Erich Kykal

Re: Tausendfach
« Antwort #5 am: November 25, 2021, 22:32:45 »
Hi Agneta!

Ein "höheres Wesen" als soziale oder private Charakterstütze sollte in einer modernen Gesellschaft gar nicht mehr notwendig sein. Ich habe diesen Hang zur freiwilligen Unterwerfung nie verstanden, die jegliche Anbetung für mich darstellt. Oder die vage Behauptung eines Überwesens im stillen Hintergrund, sozusagen als unbewusste Absicherung für den Fall des Falles.

Ich kann nur für mich sprechen: Je mehr ich an Fakten über die wahre Ausdehnung und Natur des Universums gelernt habe, desto unwahrscheinlicher erschien mir die Existenz einer Gottgestalt in Menschenform, das den Menschen ja "nach seinem Bilde" schuf.
Je erklärbarer mir die Welt wurde, vom Subatomaren bis zum Individuum, desto lächerlicher erschien mir der Inhalt jeglichen heiligen Buches.

Moralisch kann man sein, ohne dass ein Gott seinen Wertekanon mahnend ins Fenster hängt - und für alles andere ist er als Erklärung nicht mehr notwendig. Seine einzigen logischen Berechtigungen sind heute - zumindest hier - Trost und Anker für Unsichere oder Unwissende, kultureller Gesellschaftskitt und Manipulationsmasse für machtpolitische Schachzüge, und all das nur dank der intellektuellen Feigheit des Einzelnen, Traditionsbrimborium, Folklore, Beharrungsvermögen, oder indoktrinativer Erziehung in den betreffenden Gesellschaftssegmenten.

Am schlimmsten wird es, wo Religion als Rechtfertigung für Unterdrückung oder Ausgrenzung dient: Gott will es so - das ultimative Totschlagargument. Wenn ein Gott dafür so leicht zu missbrauchen ist, sollte man sich fragen, ob nicht das Konzept an sich fehlerhaft und verwerfenswert ist! Was es nach meiner Überzeugung eben klar ist. Aber so viele "glauben" lieber, weil sie sich irgendwie wohler damit fühlen, behüteter, abgesichert. Wer braucht für so ein gemütliches Nestlein im Kopf schon Beweise ...  ;) ::)

Aber da könnten wir ewig diskutieren, und wir werden nie zu einer logisch fundierten Einigung kommen, weil Glaube eben ohne den Beweis auskommt - für manche definiert er sich sogar über diesen Fakt. Belassen wir es also dabei, dass wir unterschiedlicher Auffassung sind, was diese Thematik anbelangt. Damit können wir wohl beide gut leben.

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.