Hi larin!
Auch ich finde stille Kirchen schön, auch wenn ich den Glauben und das devote Getue dahinter nicht unbedingt schätze. Ich sprach - wie du dir wohl durchaus vorstellen konntest - von der intellektuellen Komponente des Ganzen, nicht der emotionalen.
Der Spruch der Science-Busters lautet ja: "Wer nichts weiß, muss alles glauben." Tatsache aber ist, dass rein faktisch betrachtet alles Geglaubte "gewusst" wird und an alles Gewusste "geglaubt". Der Unterschied ist, dass im naturwissenschaftlichen Bereich das Geglaubte eben auch jederzeit wiederholbar beweisbar ist, außer es ist noch eine Theorie, die ihres Nachweises harrt. So sind Geglaubtes und Gewusstes dieselbe Schnittmenge - aber eben nachweisbar und belegt.
Das, was die Gläubigen "wissen", beruht ausschließlich auf unbeweisbaren Behauptungen, die einfach so mal in die Welt gestellt wurden und eine scheinbar schöne, geradlinige Lösung für viele Problematiken boten, und Trost durch die (wiederum: nur behauptete!) Hut eines allmächtigen Überwesens, eines Nachlebens an dessen Seite, und Gerechtigkeit jenseits aller menschlichen Fehlbarkeit. Allerdings ohne jeden naturwissenschaftlich haltbaren Nachweis. Das ist genau betrachtet: Hörensagen aus unsicherer Quelle.
Es sei jedem wankenden und kraftbedürftigen Gemüt von Herzen vergönnt, sich seinen Gott ins Universum zu träumen und gaaaaanz fest an ihn (oder: sie!) zu glauben. Nur sollte das jedermanns Privatsache bleiben. Wo Kirchen (respektive Tempel, Synagogen, Moscheen, Heiligtümer usw.), Vereine, Prozessionen, Feste, Wallfahrer, Prediger, Muezzine, Haustürklingler der Zeugen Jehovas und das ganze selbstbestärkende Gedöns derer, die eines gemeinschaftlichen Kulminationspunktes bedürfen, aufdringlich in MEINE Privatsphäre einbrechen, sodass ich mich der abgefeierten Rituale kaum entziehen kann und mich damit belästigen lassen muss, dort werde ich dann doch eher unelastisch und greife zu böswilligem Zynismus.
Du sprichst von Vertrauen. Vertrauen kann ich dem Hund meines Nachbarn, dass er mich nicht plötzlich beißt. Was die objektiv wägbare Wahrscheinlichkeit von Religionskonstrukten zur Welterklärung (ich rede nicht von den moralischen Statuten für das Funktionieren einer Gemeinschaft, die von den Religionen schon immer gern und als Allererstes vereinnahmt wurden, siehe "Gebote" ...) betrifft, sinkt mit der Zunahme naturwissenschaftlichen Faktenwissens über das Universum die "Glaub"-haftigkeit dieser bronzezeitlichen Gott-Modelle exponential.
Und vom schwammigen "Überwesen", das es vielleicht "irgendwie" doch geben soll und könnte, kann ich auch nicht abbeißen. Das ist auch nur ein Konstrukt, und nicht mal ein mit auch nur irgendwas Intellektuellem untermauertes. Abgesehen davon, dass mir der immantente Hang von glauben Wollenden zu Demut, Hingabe und Gottesdienertum, diese ganze freiwillige Unterwürfigkeit für etwas behauptet "Höheres" schon vom Konzept her zuwider ist. Siehe die "Kloster"-gläubigkeit von Mönchen und Nonnen, oder die willenlos willentliche Hingabe von Fanatikern an ihren zornigen Gott und seine Brandregeln religiös gerechtfertigter Unterdrückung.
Deine Vorstellung von einem Gott mag irgendetwas zwischen naiv-bedürftig und wundervoll im besten Sinne menschlichen Mitgefühls und innerer Erhabenheit sein - aber leider ist das, was so viele andere daraus machen, eine heillose Verirrung auf Kosten viel zu vieler Unbeteiligter! Und der Gott schweigt dazu ...
LG, eKy