Hi Rocco!
Ich schrieb diesen "Artikel" hauptsächlich deshalb, weil mir - vielleicht zurecht - vorgeworfen wurde, ich würde mit meinen Ansichten zu Religion oder Politik allzu rüde nicht hinter dem Berg halten, würde zuweilen sogar in respektmangelnder Weise über Andersdenkende herfallen, sie herabwürdigen oder lächerlich machen, sei es durch kritische Kommis oder zynisch interpretierbare Gegengedichte zu ihren Credos.
Meine Erklärungsversuche waren den Adressaten dann aber "zu blöd", vielleicht, weil ein philosophisches "Augenzwinkern" meinerseits wieder mal in den falschen Hals gekriegt wurde. Da hatte ich es erst mal satt, ständig mit dem Gefühl schreiben zu müssen, ich müsste dauernd wie auf rohen Eiern laufen, um nur niemandes wie auch immer geartete Empfindlichkeit zu berühren - die ich irgendwie immer erst zu bemerken scheine, wenn ich sie nicht bloß berührt, sondern offenbar gröber gegen den Strich gebürstet habe.
Da ich um meine sozialen Defizite weiß, gehe ich dann eher davon aus, dass es an mir liegt. In diesem Fall aber wollte ich das nicht so ohne weiteres einsehen und argumentierte in meinem Sinne. Kam nicht so gut an.
Dennoch bleibt meine Überzeugung: Wenn man an etwas glaubt, darf man öffentlich dafür eintreten. Wenn die Gläubigen hier Gedichte über Gottes Größe posten dürfen, dann darf ich Gedichte darüber schreiben, für wie demütigend für den objektiv Wahrscheinlichkeiten evaluierenden Geist ich das halte, darf Argumente dafür anführen, warum ich etwas für Blödsinn halte. Und ich darf dabei auch mit kabarettistischen Mitteln arbeiten, nach bewährter Hofnarrenart.
Wenn User hier über ihre politischen Überzeugungen schreiben dürfen, die - nach meiner Geisteshaltung betrachtet - Vorurteil, Ausgrenzung, Verallgemeinerung und mangelnde Geistes- wie Herzensgröße beweisen, dann - so denke ich - MUSS ich sogar dagegen anschreiben! Ob das dann eine "Empfndlichkeit" oder ein falsch verstandenes "Recht auf Selbstverwirklichung oder -bestätigung" dieser Leute eindellt, ist mir in solchen Fällen, wie ich aufrichtig gestehen muss, herzlich egal!
Hier wollte ich nur die philosophische Grundfrage erörtern, was im Vordergrund stehen sollte: Das Stehen zu und Ausprechen von eigener Überzeugung, auch wenn sie anderen nicht passt - oder die unbedingte Rücksicht auf mögliche Empfindlichkeiten, die "absolute Toleranz von allem", solange sie einfach als Meinung dasteht, die jemand ausdrückt.
Nun, ich denke, wenn wir uns letzterer Ansicht verschrieben, würden wir immer noch in der Schule lernen, das die Erde flach ist, laut Schöpfungsplan erst 6000 Jahre existiert, und die Sonne sich um die Erde dreht - denn all die Geister, die die Menschheit im Lauf der Zeit weiter dem Aberglauben und dem Beharrungsvermögen kolportierter, indoktrinativer Überlieferung entrissen haben, wären viel zu besorgt um die "Empfindlichkeiten" derer gewesen, denen sie hätten widersprechen müssen, um ihre Erkenntnisse und die daraus resultierenden Überzeugungen weiterzugeben!
Was also soll ich von dem Argument halten, ich würde allzu derb mit den Überzeugungen derer umgehen, die ich für durch wissenschaftliche Gegenbeweise überholt oder schlecht bis gar nicht ernsthaft durchdacht halte? Dass ich diesen Menschen - offenbar böswillig - ihre behütenden Nestlein beschmutze, die sie sich im Kopf eingerichtet haben, um sich wohl und sicher fühlen zu können in dieser Welt?
Nun, von Böswilligkeit zumindest kann keine Rede sein! Wenn ich "heftiger" werde, dann im Zorn über das schiere Ausmaß menschlicher Verweigerung klarer Gedanken, wenn es um die gemütlichen kleinen Nestlein im Kopf geht, für deren Erhalt so unsäglich viel ignoriert oder gar eifernd in Abrede gestellt, ja selbst missioniert, unterdrückt und gemordet wird!
Auch wenn der Einzelne dies nicht tut und nur Gedichte über seine kleine Welt im Kopf schreibt: Soll ich schweigen, damit ein Dichterkollege sich hier weiterhin um jeden Preis wohlfühlen darf, auch wenn er in meinen Augen gefährlichen Unfug verzapft - oder soll ich meine eigene Ansicht dazu vertreten und ebenfalls posten, auch auf die Gafahr hin, dass ich Gegenwind bekomme oder der Poet sich hier dauerhaft absentiert, da er meine Offenheit nicht erträgt, weil er seine Hirnblase erhalten möchte?
Schade ich dem Forum durch meine Art? Ich habe vorgeschlagen, mich freiwillig zurückzuziehen, sollte eine Mehrheit diese Meinung vertreten. Auch diese konsequente Reaktion meinerseits kam nicht gut an. Scheinbar legt man es mir als Versuch aus, das Forum quasi mit meinem Rücktritt erpressen zu wollen. Dies ist nicht der Fall.
Leide ich selbst an einer "Hirnblase" und versuche in meinem persönlichen Sinne zu missionieren? Ich hoffe nicht, obwohl man ja gerade dem gegenüber meist am blindesten ist - ich versuche stets, mich an wissenschaftliche Erwiesenheiten zu halten, oder zumindest an objektiv gewichtete Wahrscheinlichkeiten angesichts des aktuellen Wissens über Universum und Menschheit. Und ich stelle mich jederzeit offen gegen den menschlichen Hang zu Unterordnung und Hingabe, Verherrlichung, Anbetung und willenloser Gefolgschaft! Egal ob für Götter, Führer oder politische Ideen: Alles, was verführerisch elitären Stand verspricht, weil man damit in der Gnade der "einzigen Wahrheit" stehe, oder weil da endlich "aufgeräumt" würde mit allem, was einem nicht passt oder wovor man insgeheim Angst hat, oder weil man damit endlich Macht über andere erlangt, gefürchtet wird und sich dran hochziehen kann - all das verachte ich zutiefst, und das werde ich auch immer aussprechen.
Wenn das jemanden einschüchtert oder vertreibt, der nur seine persönliche Kopfwelt unbeschädigt sehen möchte, ohne jemanden damit belästigen zu wollen, dann tut mir das leid - das war sicher nicht meine Absicht bei alledem. Ich verachte nicht den einzelnen glauben wollenden Menschen, sondern das Konzept Glaube an sich. Ich "glaube" eben, die Menschheit wäre ohne besser dran und um einiges reifer - aber offensichtlich ist sie insgesamt betrachtet noch lange nicht so weit in ihrer allgemeinen physischen wie psychischen Evolution.
LG, eKy