Autor Thema: Ehemaliger Friedhof  (Gelesen 921 mal)

gummibaum

Ehemaliger Friedhof
« am: Juni 30, 2017, 21:15:07 »
Ich fand beim Tauchen eine Truhe
tief unter Muscheln auf dem Grund.
Die Neugier raubte mir die Ruhe,
und mühsam hob ich meinen Fund.

Ich barg ihn nachts und zwar alleine
in wilder Hoffnung auf den Schatz.
Doch lagen darin nur Gebeine -
Im Meer versank dereinst der Platz…

Curd Belesos

Re: Ehemaliger Friedhof
« Antwort #1 am: Juni 30, 2017, 22:41:43 »
moin moin gummibaum,

sofort waren meine Gedanken bei Rungholt, dem Atlantis der Nordsee.............doch deine Intuition für dieses Gedicht wahr wohl doch eine andere  ;)

ich habe es gerne gelesen, da mir der gruselige Gedanke gefällt  ;D

LG
CB
Nur wenn du frei bist " IF " ....dann bist du ein Mensch

Erich Kykal

Re: Ehemaliger Friedhof
« Antwort #2 am: Juli 01, 2017, 11:02:49 »
Hi Gum!

Ich dachte an das Mittelmeer, an antike Städte, die im Meer versunken sind. Allerdings hätten sich weder in Runghold noch dort Gebeine  oder Särge so lang gehalten. Holz und anderes organisches Material überdauert nicht so lang in der Erde, und erst recht nicht am Meeresgrund. Das Versinken eines Landstriches dauert mindestens Jahrhunderte - in dieser Zeit hätten sich menschliche Überreste, vor allem aber Holzsärge oder auch Truhen, völlig aufgelöst und zersetzt.
Nette Geschichte, aber extremst unwahrscheinlich, ja eigentlich ganz und gar unmöglich ...

Dennoch gern gelesen - schaurig schön!  ;D

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re: Ehemaliger Friedhof
« Antwort #3 am: Juli 01, 2017, 13:07:51 »
Danke, lieber Curd und danke lieber Erich.

Es handelt sich um einen ideelen Schatz, so wie man sagt, mein Schatz, meine Liebste. Insofern ist die Truhe aus Gedanken und das Meer hat sie und andere solche Truhen mit gestorbener Liebe bewahrend überflutet.

Ein schönes Wochenende wünscht euch
gummibaum



 

Erich Kykal

Re: Ehemaliger Friedhof
« Antwort #4 am: September 11, 2021, 14:45:43 »
Hi Gum!

Zufällig wieder hierauf gestoßen und gern erneut gelesen!

Was mir diesmal auffiel: Der Einschub "und zwar alleine" in S2Z1 braucht vorn und hinten ein Komma.

Ich habe auch über den möglichen Erhalt von Knochen in Meerwasser nachgedacht. Also: Damit man dort "tauchen" kann, muss es tiefer sein als Mannslänge. Selbst nach Überflutungen senkt sich Land eher langsam, der ehemalige Friedhof würde also Jahrhunderte brauchen, um "tauchfähige" Tiefe zu erreichen.
So lange könnten Knochen nur in Salzwasser überdauern, wenn das Gefäß wasserdicht wäre - vielleicht ein mit Teer abgedichteter Steinsarkophag. In früher Neuzeit kamen Metallsärge auf, die verlötet wurden - aber ob das genug Jahrhunderte her ist, um ausreichend tief versinken zu können?

Wie die auch sei - die Bedeckung durch Erde hätte verhindert, dass diese luftgefüllten Särge aufgeschwommen wären, beim Sarkophag aus Stein sehr wahrscheinlich schon das Eigengewicht. Das hätte andererseits zu erheblichen Problemen bei versuchter Bergung geführt ...

Wenn aber von einer "Truhe" die Rede ist, kann es sich eigentlich nur um Holz handeln. Und damit diese am Grund bleibt, muss sie mit Wasser nicht nur gefüllt, sondern auch komplett vollgesogen sein. Wenn also weder das Holz noch die darin befindlichen Knochen schon zersetzt sind, muss das bedeuten, dass besagte Truhe erst eher kürzlich ins Meer gekommen ist, einige Jahre bis Jahrzehnte bestenfalls, die sie unbedeckt an der Oberfläche lag, was allerdings dem Bild des versunkenen Friedhofs völlig entgegensteht, der im Lauf von Jahrhunderten ausreichend tief versank für einen Tauchgang.

Es sei denn, die Truhe wäre die längste Zeit immer noch vergraben gewesen und erst kürzlich freigespüllt worden, wo das LyrIch sie dann finden konnte, ehe sie und ihr Inhalt sich völlig zersetzten.

So gesehen wäre das Bild also doch möglich - und ich muss mich für mein erstes, allzu rasches Urteil entschuldigen.

LG, eKy
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Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
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