Hi Jen!
Mit Sufs erster und letzter Korrektur gehe ich konform, aber deine ursprüngliche Abfolge der Strophen hat mich nicht gestört.
Du sprichst aus, was vielen von uns in den letzten Monaten so durch den Kopf gegangen ist, angesichts dieser massiven Impfgegnerschaft, den abstrusen "Fake"-Behauptungen und den völlig überzogenen (und die wahrern Opfer von echten Diktaturen geradezu verhöhnenden) Opferbehauptungen. Höchst geschmacklos die Davidsternsache und der Anne Franck - Vergleich.
Und es kann gar nicht bildungsfern, blöd oder widersinnig genug sein, was so dahingesponnen wird - die Ultrarechten (oder die Ultralinken, um das auch mal zu erwähnen - aber die spielen zur Zeit ja kaum eine Rolle. Die Anfälligkeit für Umstürzlerisches hängt mit dem "Ultra" zusammen, nicht mit der - beliebig - wählbaren politischen oder religiösen Richtung) hängen sich gern an jeden Zug dran, sobald er öffentliche Fahrt aufnimmt, und impfen ihn heimlich mit ihrer Fremdenangst und ihrem Rassismus, vor allem aber betreiben sie so die weitere Destabilisierung der Demokratie.
Die typische Arschlochtaktik dieser hinterfotzigen Gehirntoten, die sich auch nich erfrechen, als "Träger der Volksmoral" aufzutreten. Schöne Moral, das ...
Mir kommt es vor, als hätten die vielen Dekaden des Wohlstands und der Sicherheit in staatlichen sozialen Netzen die Menschen gleichsam lobotomiert - als könnten sie gar nicht mehr abschätzen, wie es anders aussehen würde, wie zugehen in einem weniger liberalen, toleranten System. Sie nehmen die Absicherungen für selbstverständlich, ja gar als ihr natürliches Recht wahr, tun so, als müssten sie gar nichts dazu beitragen, dass es so bleibt - wie dereinst die verwöhnten Adelssprosse "von Gottes Gnaden", die es für selbstverständlich hielten, dass man sie zu bedienen und zu versorgen habe!
Sobald es nun etwas dicker kommt, eine Unwucht im System, eine Grenze des Wachstums sich abzeichnet, schieben viele sofort Panik und werfen sich denen an den Hals, die unhaltbare Versprechen machen - oder unmenschliche! Anstatt in die Hände zu spucken und selbst was zu tun, damit es besser wird!
Bei der Flutkatastrophe funktioniert es ja: viele spenden, kommen helfen, schenken alte Autos usw.. - warum geht sowas nicht, wenn der Staat selbst mal Hilfe bräuchte, anstatt immer nur weitere Beschädigung durch überzogene Ansprüche?
Klar, weil es den agitativen Elementen längst gelungen ist, diesen Staat zum Feindbild zu erklären - und viele folgen ohne Wissen um die Zusammenhänge als nützliche Idioten diesen destruktiven Strömungen, aus Angst, aus bornierter Überzeugung, aus Sensationslust oder ganz banal aus Langeweile.
Das Internet mag viele Vorzüge haben - einen gravierenden Nachteil kann man allerdings nicht in Abrede stellen: Jeder Idiot darf und kann heutzutage seinen Unsinn mit Wahrhaftigkeitsbehauptung in die Welt husten und die Stimmen derer einsammeln, die irgendwie unzufrieden sind, sich übergangen, zu wenig wertgeschätzt fühlen, ausgegrenzt oder benutzt. Geschickt lenken diese Demagogen dann diese unreflektierten Gefühle Richtung Staatssystem, geben dem Unmut Richtung und Ziel - einen scheinbar passenden Schuldigen, korrupt, verschlagen: Das demokratische System!
Hat damals bei der ersten "Machtergreifung" ja auch prima funktioniert - ich denke an die Bilder und Artikel im "Stürmer", mit den widerlichen Judenkarikaturen als fanatische hohlwangige, glutäugige, kinderschächtende Dämonen (passt für die Angsthasser heute prima auf den Islam in Deutschland) oder als kugelig fette, gehässig hinterlistig lächelnde, geldzählende Bankiers in Frack und Zylinderhut (passt heute für die Zweifler prima auf Politiker, Lobbyisten und Wirtschaftsbosse)!
Und ja - viele Menschen sind leider auch heute immer noch so simpel gestrickt im Oberstübchen, dass sie so einen polemisierenden Schwachsinn glauben können, oder die so offenkundige Manupulation ihrer Meinungen nicht mal ansatzweise mitkriegen!
Klar gibt es - und gab es immer - Korruption, gibt es verschlagene Parasiten im System - aber muss man deshalb gleich das ganze System wegwerfen? Die Parasiten gibt es in JEDEM System, aber in Systemen ohne Pressefreiheit hört man halt nichts davon und darf sich einbilden, alles ginge endlich "sauber und volksnah" zu!
So weit denken die meisten gar nicht. Für sie bleibt Hauptsache, sie können angestauten Frust an irgendwem rauslassen ... - zu prüfen, wie gerecht oder wahr die Sache sein mag, für die sie mit krähen und krakeelen, wäre ihnen zuviel des Aufwands, zuviel der Geistestätigkeit. So sind so viele leider immer schon gewesen: als Einzelne vielleicht ansatzweise vernunftbegabt, sofern sie überhaupt bereit sein mögen, sich zu öffnen und zuzuhören, aber im Rudel stupide, im sozialen Sog ihrer Verschwörungstheoremgenossen unfähig, zu reflektieren oder Wahrscheinlichkeiten objektiv zu gewichten.
Ich schreibe wie du ab und zu vielleicht noch ein Gedicht darüber, aber diese Menschen über die Vernunft des Wortes erreichen zu wollen, habe ich lang aufgegeben. Die Menschheit sickert eindeutig einem erneuten Weltenbrand entgegen, und wir erleben noch (ehe wir abtreten) die ersten Symptome des Kataklysmus. Wir machen es wie die Leute damals in der Weimarer Republik: Wir sehen die Katastrophe dräuen, aber gehen lieber tanzen und feiern, saufen und reihern, so lange es noch geht ...
Seufzergruß, eKy