Autor Thema: Der vergessliche Klempner  (Gelesen 629 mal)

gummibaum

Der vergessliche Klempner
« am: Juli 01, 2021, 16:02:54 »
Ein Klempner war dereinst im Haus,
in einer Wohnung unter mir.
Er stellte uns das Wasser aus,
und niemand kennt den Haupthahn hier.

Ich wasche mich schon lang nicht mehr,
und esse Kaffeepulver blank,
Das Klo macht mir das Atmen schwer,
es wabert übel der Gestank.

Von oben her gellt Wehgeschrei,
sie saufen da schon Kinderblut.
Ich sage mir, das geht vorbei,
mit jeder Schächtung schrumpft die Brut.

Und doch, ich hab mich heut ermannt
und rufe jetzt die Feuerwehr,
denn vor dem Haus steht ein Hydrant,
der ist, soweit ich weiß, nicht leer… 

Erich Kykal

Re: Der vergessliche Klempner
« Antwort #1 am: Juli 01, 2021, 17:47:41 »
Hi Gum!

Skurriler Humor von Allerschwärzesten! Kinderschächtung wegen Wassermangel - also wirklich! Ein Anruf bei den Stadtwerken hätt's nicht auch getan!?  ::)

Hier stellen sich die Bewohner scheinbar bewusst dumm. Schildbürgerverhalten, anders kann man das nicht nennen. Und natürlich genau darum lustig - selbst wenn man bei der "Schrumpfung der Brut" doch ein wenig zusammenzuckt ...  :-\ :o Ist das Großstadtsoziopathie?

Gern gelesen!  :)

LG, eKy


Wenn ich weiterhin empfehlen darf:

http://www.dielyrik-wiese.de/lyrik-wiese/index.php?topic=8726.0
« Letzte Änderung: Juli 02, 2021, 15:21:40 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re: Der vergessliche Klempner
« Antwort #2 am: Juli 01, 2021, 18:46:13 »
Es ist, wie du sagst, lieber Erich,

auf Einfalt der Personen gegründet und zum Zusammenzucken. Danke.

Gruß von gummibaum

Sufnus

Re: Der vergessliche Klempner
« Antwort #3 am: Juli 09, 2021, 22:04:28 »
Hi Gum!
Die Klempner sind ein dank Reinhard Mey ("ich bin Klempner von Beruf") und jetzt auch dank Dir humoristisch äußerst vielversprechend erkundetes Terrain - ich glaube aber, dass uns in diesem Bereich noch viel Erfreuliches zutage gefördert werden könnte und bis dato der fleißigen und begabten Feder (resp. Tastatur) harrt. :)
Es ist ja ein ganz eigenartiger Beruf, der dem freien Fluß des ewig höhlenden Wassers verpflichtet ist und zugleich vor dem Problem verlässlicher Dichtigkeit steht. Ob wohl der schöne Zweiklang aus Dichtigkeit und Dichtung doch eine tiefere Bedeutung hat, als Heinz Erhardt ("ich möchte dichter werden") dies ausgeleuchtet hat?
Ich hoffe, dass mit diesem meinem fuselgeschuldeten Gefasel rüberkommt, dass ich gar erbaulicher Stimmung bin, wozu dieses schöne Gedicht samt blutspendender Kinderlein nicht unwesentlich beigetragen hat. :)
LG!
S.