Hi eKy!
Bevor ich mich Aktuellerem widme, habe ich es mir einmal angelegen sein lassen, in tiefere Sinterschichten hinabzusteigen, wobei nun hier in der näheren Vergangenheit ein erster Zwischenstopp erfolgen soll.
Dabei ist bei diesem schönen Gedicht von Dir - es jährt sich so ungefähr hier auf der Wiese - der Zeitpunkt der Einstellung relevant. Es datiert auf die erste Covid-Pause, als einige Optimisten glaubten, der Spuk sei schon vorbei. Und prompt drängelten sich - im Gedicht wie im wahren Leben - die Menschen wieder eng auf eng zusammen. Sag da mal einer, der Mensch sei kein Herdentier.
Nun... gegen herdenhafte Zusammenballungen ist nicht viel einzuwenden. Das Tierreich macht es allenthalben vor und der anglophone Teil der Menschheit hat sich einen schönen Sport daraus gemacht, Tier-Art angepasste Bezeichnungen für Schwarm/Herde/Rudel/Horde/Schule (sic)/Haufen usw. zu finden, wobei sie weit über die eingeschränkte Fantasie der deutschsprachigen Völker hinausgehen: an array of hedgehogs, a band of coyotes, a bevy of swans, a bouquet (!) of pheasants, a cete of badgers, a clowder of cats, a conspiracy (!) of ravens, a dule of doves, a gaggle of geese, a murmuration of starlings, a pride (!) of lions usw.
Nunja... wie dem auch sei - der springende Punkt bei Deinem Text, eKy, ist natürlich vor allem die Leichenbittermiene der Leute, die sich da herdenmäßig durch den Tag schleppen. Deine Zeilen sind also weniger ein Pamphlet gegen Massenauftriebe (ein bisschen schon) als vielmehr eine Schmähung gegen eine gedankenlose Lebensführung in bewusster (also nicht: vom Schicksal auferlegter) Glücksferne.
Tatsächlich ist es zwar widersinnig, aber leider nicht zu leugnen: Nicht wenige Menschen, denen es eigentlich ganz gut geht, wälzen sich dennoch tagtäglich (diesen Umstand meist demonstrativ kundtuend) in behaupteter Miserabilität (ich rede def. nicht von echter materieller oder seelischer Not!).
Schöne Zeilen von Dir zu dem Thema, dass allzu viele Menschen ihre Zeit hienieden oft aus freier Entscheidung (!) in grauem Altagskleinklein vergeuden.
LG!
S.
P.S.:
Höchstens über das "ohne Regen" in S3 ließe sich diskutieren - es ist schon (im zweiten Nachfassen) klar, dass hier Regen im Sinne von Regung gemeint ist, aber beim ersten Lesen lässt sich kaum die Bedeutung des regnerischen Niederschlags vermeiden, eine Lese-Sackgasse, die zum Wendemanöver zwingt.