Hi eKy!
Hab Dank fürs scharfe Erspähen eines durch die Grammatik irrlichternden s - wurde hiermit in den sprachlichen Fundus zurückbeordert!
Tja und sonst... ich dachte mir schon, dass die frechen Verse Dich etwas irritieren könnten - hoffentlich ist die Irritation allseitig, denn das war der beabsichtigte Effekt. Aber nicht etwa aus destruktiver Lust an der Provokation, sondern mit dem Ziel, einen Nachdenkimpuls auszusenden.
Corona hat - wie so viele Anfechtungen der Vergangenheit - zu einer gewissen Schwarz-Weiß-Polarisierung geführt: Wer mit Maske vor die Haustier tritt ist ein Duckmäuer. Wer staatliches Handeln kritisiert, ist ein Querdenk-Spinner. Wer sich um einen raschen Impftermin bemüht, ist ein Vordrängler. Wer es langsam angehen lässt ein bescheuerter Impfskeptiker. Wer auf das Infektionsrisiko durch und für Schulkinder verweist, gefährdet die Zukunft einer ganzen Generation. Wer Risikogruppen zu einer Selbstisolierung rät, ist ein Rentnerfeind usw. usf.
In dieser Schwarz-Weiß-Diskussion hat sich das Gedicht jetzt mal ganz bewusst zwischen alle Stühle gesetzt und hoffentlich ist keines der verfeindeten Lager so recht glücklich mit den Versen.
Erstmal fängt es ja heimtückisch-harmlos an und man könnte mit einem Liebeslied rechnen und dann wird ein höchst unbürgerlich-verantwortungsloses Party-Frönen geschildert. Und auch noch mit Champagner - also offenbar die Ausgeburt einer parasitären Luxus-Existenz.
Hier dürfen gesellschaftlich engagierte Vertreter aller Lager, ob nun der bürgerlichen Mitte zughörig oder im links- oder rechtsaußen-Spektrum verortet, gleichermaßen die Stirne runzeln. Aber auch die apolitischen Vertreter eines egoistischen Wohllebens sind sich hoffentlich ihrer Sache bei den Versen nicht so ganz sicher - wer weiß, ob hier nicht (eKy hat das angedeutet) die Vergnügungssucht einer jeunesse dorée satirisch durch den Kakao gezogen wird?
Wenn sich also nun alle Lager gegen diese Verse verbünden, so wäre das doch schonmal ein wertvoller Beitrag zur allseitigen Verständigung, gell?
LG!
S.
P.S.:
@eKy: Die Pflugscharen hast Du offenbar (über die Blut-&-Boden-Assoziation im Sinne von "heimischer Scholle") mit Nazi-tum in Verbindung gebracht - es ist aber vielmehr eine freche Umwidmung der Forderung der Friedensbewegung "Schwerter zu Pflugscharen". Wenn also im Gedicht auf "Pflugscharen-Zeiten" angspielt wird, wie Du geschrieben hast, so ist dabei eher an die hohe Zeit der engagierten Ostermärsche in den frühen 80ern ("Nato-Doppelbeschluss") zu denken, über die das LI des Gedichts (wie immer: mit dem Autor nicht zu verwechseln!) seinen Spott ergießt.