Autor Thema: Frieden ist möglich  (Gelesen 1662 mal)

hans beislschmidt

Frieden ist möglich
« am: M?RZ 16, 2022, 14:00:18 »

Ausgehend von den Kräfteverhältnissen zwischen U und R, muss man klar erkennen, dass der Krieg von der Ukraine nicht gewonnen werden kann. Nun liegt ein Verhandlungsangebot von Russland vor, welches im Kern vorsieht,  dass die Ukraine einen neutralen Status bekommt, auf eine Natomitgliedschaft verzichtet und die beiden autonomen Ostgebiete an Russland abgibt. Ich frage mich jetzt, auch angesichts der vielem Opfer: - was ist so schlimm daran? Anstatt den Krieg als Partisanenkrieg Monate hinauszuzögern und Tausende von Menschen als Geiseln zu missbrauchen? Die Schweiz und Österreich können das doch auch, verdammt noch mal.
Nachtrag...
Wie ich heute im SR gehört habe,  denkt Seblensky über das Angebot der Neutralität nach und lotet mit seinen Unterhändlern die Optionen aus.
Keine Frage, dass der Überfall ein Verstoß gegen das Völkerrecht ist aber allein den Verhandlungsspielraum abzustecken, sehe ich als einen ersten Schritt weiteres Blutvergießen zu verhindern. Aber es wird dauern ... wenn es denn überhaupt gelingen soll.
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Ein sehr ungutes Gefühl habe ich bei der Beobachtung, dass die us-affinen Politiker derzeit einen von Pathos getrieben Ruf nach Aufrüstung betreiben, wir darüber belogen werden, dass Putin für die Preise an der Tankstelle verantwortlich ist und ... dass bei alldem die Amerikaner sich zurücklehnen und die Hände reiben.



"Lyrik braucht Straßendreck unter den Fingernägeln" (Thomas Kling)

Rocco

Re: Frieden ist möglich
« Antwort #1 am: M?RZ 16, 2022, 23:32:14 »
Hallo Hans,

wird in der Ukraine nicht seit 2014 gekämpft? Gibt man Putin nach, was dann? Wird er aufhören oder neu anfangen?

Ich weiß es nicht. Putin ist unberechenbar. Für solche Leute sind Verträge nur ein Stück Papier.

Der Gerichtshof in Den Haag hat Putin aufgefordert den Krieg zu beenden. Würde mich nicht wundern, wenn es bald offizielle Untersuchungen gibt, die Putin auf die Anklagebank bringen.

Ich selbst bin weder ein Freund der Nato noch Putins.

Als jemand, der sich eher auf der linken Seite sieht (aber nicht auf der linksextremen Seite!), hat Krieg mit Geld und Macht zu tun. Krieg wird immer zum Leidwesen der Armen, Schwachen und Kranken geführt. Er ist ohne Kapitalismus undenkbar.

Kapitalisten sind aber nicht allein die USA (Nato, also auch Deutschland!), sondern auch Russland.

Was wir hier gerade erleben ist, bildlich gesprochen, ein Verteilungskampf unter kapitalistischen Wölfen.

Wir kommen aus diesem Kampf nur heraus, wenn wir Kleinen uns miteinander solidarisieren. Marx hätte gesagt: Arbeiter aller Länder vereinigt euch!

Also: Wir Kleinen gegen die Oberen.

Und dass die Preise steigen, hat wenig mit der USA oder Kriegen zu tun. Die sind, nach Marx, zyklisch, also gehören zum Wesen des Kapitalismus.

Wie der Krieg ausgehen wird: Wir Kleinen werden verlieren, es sei denn...

Dir einen schönen Abend!

Rocct
« Letzte Änderung: M?RZ 16, 2022, 23:34:27 von Rocco »
"Erst in Rage werde ich grob -
aber gelte als der Hitzkopf?!"

Yusuf Ben Goldstein, aus Rocco Mondrians Komödie: Yusuf Ben Goldstein, ein aufrechter Deutscher

hans beislschmidt

Re: Frieden ist möglich
« Antwort #2 am: M?RZ 17, 2022, 17:55:28 »
Lieber Rocco,
Im Augenblick überschlagen sich die Ereignisse und ich wage gar nicht mehr auf den Live Ticker zu schauen.

Was mich richtig ärgert, ist, dass Russland der neue Underdog und Putin der Häuptling der Menschenschlächter ist. Dabei ist, bei allem Pathos die Ukraine kein Unschuldslamm und die politischen Führer hätten die Gelegenheit sich zur Neutralität zu bekennen aber das liegt weder in ihrem Interesse noch in dem der Amerikaner. Putin zögert taktisch klug die Invasion in die Länge, so dass die Ukrainer glauben, sie hätten eine Chance zum Sieg. Und die haben sie definitiv nicht aber es ist Teil des Plans die Ukrainer so lange zu zermürben,  bis sie verhandlungsbereit sind. Noch ist Pathos an erster Stelle.

Ich frage mich, wie könnte es überhaupt so weit kommen?

Putin verteidigt sich gegen die NATO-Osterweiterung. Russland ist der Meinung, die Ukraine dürfe auf keinen Fall Mitglied der NATO werden. Das ist die rote Linie für Moskau. Putin hat bei seinem Treffen mit US-Präsident Biden im Juni 2021 in der Schweiz dieses Thema angesprochen. Er hat versucht, von Biden eine schriftliche Garantie zu erhalten, dass die Ukraine nie in die NATO aufgenommen werde. Aber Biden hat das abgelehnt. Nun hat Putin den Weg der Invasion gewählt. Das ist bedauerlich. Wir sollten immer versuchen, Konflikte ohne Gewalt zu lösen.
Ja, die USA haben die Regierung in Kiew in ihrem Krieg gegen den Donbass seit Jahren mit Waffen und Beratung unterstützt. Die Einmischung der USA in die Politik der Ukraine halte ich für einen schweren Fehler. Wenn Moskau sich in die Politik von Mexiko einmischen und Truppen in Mexiko an der Grenze zu den USA trainieren und bewaffnen würde, wäre Washington auch nicht erfreut.

Die Nato hat gelogen, dass sich die Balken biegen.

Die USA haben Russland einst versprochen, es werde keine NATO-Osterweiterung geben. Aber dann haben sie ihr Wort gebrochen. Das war ein erster großer Fehler. Dann haben die USA im April 2008 auf dem NATO-Gipfel in Bukarest durchgesetzt, dass die Ukraine und Georgien Mitglieder der NATO werden sollen. Das war ein zweiter großer Fehler. Denn beide Länder grenzen an Russland, dadurch wurden die Russen unnötig gereizt.

Was ist unsere einzige und letzte Chance?

Der Westen muss einräumen, dass der Putsch von 2014 ein grober Fehler war. Und Russland muss seine Truppen wieder aus der Ukraine abziehen. Die Ukraine sollte erklären, dass sie niemals der NATO beitreten wird. Das könnte für Entspannung sorgen.

Das war so im Groben meine bescheidene Einschätzung.  Nicht gedient ist uns allen, wenn wir "mäh mäh" Gedichtlein über den bösen Wladi schreiben.
Gruß vom Hans
« Letzte Änderung: M?RZ 17, 2022, 17:59:03 von hans beislschmidt »
"Lyrik braucht Straßendreck unter den Fingernägeln" (Thomas Kling)