Autor Thema: Kindertag  (Gelesen 1270 mal)

Erich Kykal

Kindertag
« am: Januar 20, 2021, 11:25:38 »
Atemloses Freudeschöpfen
jeden Augenblick aus Welt,
ungetrübtes Urvertrauen,
dass man dich geborgen hält.

Selbstverständlich die Gefühle,
die du nimmst und die du gibst,
wie die Eltern und der Teddy,
den du freudestrahlend liebst.

Unerhörtes Tagentdecken
täglich in der Sicherheit,
dass das Leben niemals endet,
ewig neu und himmelweit.

Und der Schlaf kommt wie ein Bruder,
der dich hütet in der Nacht,
deiner Träume Wunderwünsche
wie ein lieber Freund bewacht.

Wenn dich Kinderängste plagen,
weiß die weiche Mutter Trost,
während ihre Hand bedächtig
deine feuchte Wange kost.

Aufgeregt den Abenteuern
reckst du deine Stirn entgegen.
Kinderjahre, Kinderjahre -
wenn sie schön sind: Welcher Segen!
« Letzte Änderung: M?RZ 07, 2021, 10:12:53 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Rocco

Re: Kindertag
« Antwort #1 am: Januar 21, 2021, 20:10:28 »
Hallo Erich,

das ist also eins der Gedichte, auf die du dir eine Reaktion wünschst. Was soll ich sagen?

Du hast die Situation eines Kindes sprachlich und bildlich getroffen.

Es fehlt auch nicht der Tropfen Wehmut: Kinderjahre sind ein Segen, wenn sie schön sind. Meine waren scheiße, aber das steht auf einem anderen Blatt.

Einen schönen Abend

Rocco
« Letzte Änderung: Januar 21, 2021, 21:19:42 von Rocco »
"Erst in Rage werde ich grob -
aber gelte als der Hitzkopf?!"

Yusuf Ben Goldstein, aus Rocco Mondrians Komödie: Yusuf Ben Goldstein, ein aufrechter Deutscher

Erich Kykal

Re: Kindertag
« Antwort #2 am: Januar 21, 2021, 21:16:12 »
Hi Rocco!

So gut wie jedermanns Kindheit war irgendwann irgendwie Scheiße! Perfekte 16 Jahre gibt's nicht. Ob Mobbing, Todesfälle in der Familie, Scheidung, Gewalt, Missbrauch und zahllose andere Möglichkeiten, wie man einem Kind die Hölle auf Erden bereiten kann.

Und weißt du was? - Wenn mal einer wirklich kein Problem haben müsste - dann SUCHT er sich eins! Freiwillig! So als könnten wir uns ohne irgendein Leid nicht ausreichend definieren!

Krasses Beispiel: ein 13-Jähriger erzählte mir mal, er gräme sich so, weil ihm die Form seiner Füße nicht gefalle, und er würde vor Scham in der Erde versinken, wenn mal einer etwas dazu bemerken sollte. Er zeigte mir das "Problem", aber ich konnte an seinen Füßen absolut nichts Ungewöhnliches feststellen, im Gegenteil, sie waren gut gewachsen und gar nicht plump oder platt oder irgendwas daran irgendwie außergewöhnlich. Aber er bildete sich aus eisern verfestigten Gründen partout ein, sie wären hässlich, und war auch nicht davon abzubringen.

Was soll man dann dazu noch sagen?

Und so, habe ich die Erfahrung gemacht, läuft es ständig: Wirkliches Leid wird ein Leben lang wie eine Monstranz vor sich hergetragen, wie ein Schutzwall oder eine Waffe, und wenn es kein ausreichendes Problem gibt, dann wird ein mittleres oder kleines so aufgeblasen und zum internen Weltschmerz erklärt, dass man sich selbst einreden kann, man hätte endlich auch was zu leiden. Und manchmal sind diese "Leiden" dann in anderer Augen wirklich nur abstrus ...

Aber gelitten wird dennoch, denn das mögliche Ausmaß von Leid misst sich nicht daran, wie marginal ein Problem einem anderen erscheint. Der Berg, der Mäuse kreißt, sieht für jeden anders aus ...

Kleiner philosophischer Exkurs zum Themenkreis: Erlebte Scheiße ...


Mein Gedicht beschreibt eindeutig (siehe Teddybär und Geborgenheit bei der Mutter) nur die FRÜHE Kindheit, das Vorschulalter, die "magische" Zeit. Das Kind hinterfragt noch nicht, alles ist neu und selbstverständliches Wunder. Natürlich erleben manche Kinder auch da bereits Schlimmes, aber das wollte ich hier nicht primär thematisieren. Es klingt in der Conclusio ein wenig an: WENN die Kindheit schön war ... - das lässt Raum für die Frage: Und was, wenn nicht?

LG, eKy
« Letzte Änderung: Januar 21, 2021, 21:22:07 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Rocco

Re: Kindertag
« Antwort #3 am: Januar 21, 2021, 21:35:27 »
Hallo Erich,

kann man sich ohne Leid ausreichend definieren?

Kann ich nicht beantworten. Mir fällt auf, dass Leute, zum Beispiel, in der Bahn, eher jammern und klagen, als sich über Sonnenschein zu freuen.

Einmal saß ich einer älteren Dame gegenüber, wir kamen ins Gespräch und dann fing sie über ihre Gicht an, dann kamen ihre Zahnschmerzen, schlimme Knie, Migräne und noch viele Sachen. Irgendwann war es nur noch ein Monolog mit mir als Zuhörer.

Ja, ein Kind hinterfragt noch wenig. Darum auch ein atemloses Freudeschöpfen.

Man könnte ergänzen: Im Alter dann ein: atemloses Leidversinken.

Einen schönen Abend

Rocco
"Erst in Rage werde ich grob -
aber gelte als der Hitzkopf?!"

Yusuf Ben Goldstein, aus Rocco Mondrians Komödie: Yusuf Ben Goldstein, ein aufrechter Deutscher

Erich Kykal

Re: Kindertag
« Antwort #4 am: Januar 22, 2021, 15:00:05 »
Hi Rocco!

Stimmt. Einerseits tut einem im Alter wirklich alles weh, und man "sudert" gern darüber, denn geteiltes Leid ist halbes Leid (das englische Sprichwort drückt es in diesem Fall viel genauer aus: Misery loves company!).

Zum anderen tut man sich heutzutage schwer mit Themen für den allgemeinen "sozialen Plausch", der nur das Gemeinschaftsgefühl bestärkt: Ich bin nicht allein, ich gehöre dazu, jemandem bin ich wichtig genug, dass er mir zuhört. Meistens stellt man (zumindest als Mann) ohnehin die Ohren auf Durchzug und wartet, bis man an der Reihe ist, selber jammern zu können. Und das Wetter und die Gesundheit sind eben die beiden Ultra-Top-Themen für solche oberflächlichen Höflichkeitsgespräche. Sie bleiben allgemein oder betreffen nur einen selbst - sicheres Terrain, damit sich ja keiner gekränkt fühlen muss.

Und dass viele alte Menschen Monologe in die Welt plappern - klar, sie sind einsam, und selbst die Illusion, dass ihnen jemand zuhört, lindert schon ein wenig die Isolation. Früher waren die Alten in Familienverbände oder den Stamm eingebunden, ihre Weisheit und Erfahrung wurden hoch geschätzt. Heute ändert sich die Welt so rasch, dass die Erfahrungen der meisten Alten sinnlos geworden sind: Wer muss heute noch lernen, wie ein Plattenspieler oder ein Tonbandgerät funktionieren, oder wie man eine mechanische Schreibmaschine wartet? Zudem werden sie heute in wohltemperierte Sterbebatterien abgeschoben (die sog. "Seniorenresidenzen", was für ein verlogenes Wort!), wo sie bei freudlos-unverbindlicher medizinischer Versorgung geistlos versickern dürfen, mehr oder weniger gern und meist viel zu selten besucht ...

Das "atemlose Leidversinken" ist also beüglich der meisten Fälle etwas zu drastisch formuliert.  ;)

LG, eKy
« Letzte Änderung: Mai 29, 2021, 23:05:26 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

AlteLyrikerin

Re: Kindertag
« Antwort #5 am: Januar 23, 2021, 14:02:20 »
Hallo Erich,

frühe Kindheit in Geborgenheit, die nicht beklemmt, mit Lieblingsteddy und liebevoller Mamma, das beschreiben Deine Verse sehr gut. Entwicklungsspychologisch ist ja nachgewiesen, dass ein Mensch ohne diese Atmosphäre des Urvertrauens keine gesunde Persönlichkeit entfalten kann. Vernachlässigung, Lieblosigkeit sind dabei genau so schädlich wie Überbehütung.
Dass es keine späte Kindheit und Jugend ohne diverse Krisen gibt, ist ebenfalls bekannt. Sie gehören zum menschlichen Leben einfach dazu, das sich entfalten und ablösen muss von der elterlichen Geborgenheit und Autorität. Mich erstaunt immer wieder, wie es Menschen trotz einer extrem traumatischen Kindheit gelingt, einen Weg für sich zu finden, ohne die Gewalt zu wiederholen, die sie erleiden mussten. Das wird auch in der Psychologie (Resilienzforschung) intensiv untersucht. Jeannette Walls hat über eine solche Kindheit einen sehr guten Roman geschrieben: "Schloss aus Glas".
Herzliche Grüße, AlteLyrikerin.

Erich Kykal

Re: Kindertag
« Antwort #6 am: Januar 23, 2021, 14:36:56 »
Hi AL!

Ich pflichte bei. Perfekt wird eine Kindheit nie sein. Ich liebte meine Eltern, obwohl ich es als Vorschulkind von Muttern durchaus ein paarmal "handfest" mit dem Teppichklopfer bekam, und damals waran auch schallende Ohrfeigen noch gang und gäbe. Ich muss sagen, die Schläge haben mich weniger geschockt als das eine Mal, als ich (war wohl so um die vier) bitzelte und tobte und nicht zu beruhigen war. Meine Mutter stellte mich wortlos in voller Kleidung in die Badewanne und "duschte" mich eiskalt ab. Ich habe nie wieder gebitzelt.

Mein Vater spielte gern mit mir, als ich klein war, doch ab meinem Schuleintritt wurde er mir gegenüber immer distanzierter, immer lehrerhafter, schaffte kaum noch, mich überhaupt zu berühren. Es folgten Jahre des immer intensiveren Drills zum perfekten kleinen Genie - und meine immer intensivere Auflehnung dagegen, bis ich so mit 15 zum totalen Leistungsverweigerer geworden war und immer nur noch gerade so viel tat, um nicht sitzen zu bleiben. In meinen Hassfächern Mathe und Latein zahlte mein Vater ein Vermögen an Nachhilfestunden - und ich glaube, unbewusst ließ ich ihn gerne zahlen ...

Alles in allem bin ich ein ziemlich kaputter Typ geworden, aber ich habe immer gesellschaftlich angepasst funktioniert, sogar in meinen 20 Jahren als "wilder Rocker". Nun, ein paarmal lag es wohl nur daran, dass man mich nie belangt hat ...  ::) 8) >:D

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

AlteLyrikerin

Re: Kindertag
« Antwort #7 am: Januar 23, 2021, 14:45:08 »
Zitat
Alles in allem bin ich ein ziemlich kaputter Typ geworden

Nun ja, das kann ich nicht beurteilen. Aber jemand, der so viel Potential besitzt für gute Lyrik, und der sich offenbar über vieles intensive Gedanken gemacht hat, ist für mich nicht "kaputt", mögen auch seine Physis  und seine Psyche nicht der Norm entsprechen. Auch Heine schrieb ja seine großartigen Werke aus der "Matratzengruft". Meine persönliche Hypothese ist, dass Kunst zu einem nicht unwesentlichen Teil aus dem Leid erwächst.

Herzliche Grüße, AlteLyrikerin.

Erich Kykal

Re: Kindertag
« Antwort #8 am: Januar 23, 2021, 19:50:05 »
Hi AL!

Bezüglich deiner letzten Hypothese habe ich meine Zweifel. Ich kenne natürlich den alten Spruch: "Wahre Kunst muss leiden.", vermute aber, dass er ursprünglich eher die Kunstfertigkeit eines langwierig und mühsam zu erlernenden Berufs meinen könnte. Da sind wir rasch beim Definitionsproblem: Was ist noch Handwerk und was ist schon Kunst?

Kunst ist eine Frage von Motivation und Talent, und während ich zustimme, dass die Motivation durchaus in Leid begründet sein mag, hüte ich mich vor einer Ausschließlichkeit in dieser Sache - es gibt auch andere gute Gründe, künstlerisch tätig sein zu wollen.
Und das Können, das Talent? Viele, die nie groß gelitten haben, vermochten allein aus Freude daran, es zu erproben, große Kunst zu schaffen, da bin ich sicher. Allzu leicht wäre es, ihnen "geheime" Leiden zu unterstellen, nur um ihre Kunst zu erklären und die Theorie so aufrecht zu erhalten. Es wäre reine Mutmaßung.

Ich denke: Vieles kann einen zum Künstler machen, und Leid ist da nur eine Möglichkeit. Jeder, der sich für einen Künstler hält, muss also selbst in sich hineinhorchen, wenn er wissen will, was seinen Drang beflügelt, und was er der Welt so dringend miteilen möchte. Oder ob es nur die reine Freude an der Schönheit dessen ist, worin er sich versucht - für mich nicht der schlechteste Grund.
Denn sicher haben vielleicht noch viel mehr andere, die durchaus über riesiges Talent verfügten, dieses nie kultiviert, raffiniert, oder überhaupt je genutzt - ja, haben es vielleicht nicht mal erkannt. Ich denke da zB an Portraitmaler oder Bildhauer in islamischen Ländern mit ihren rigiden Darstellungsverbot von Menschen (ich habe mich in diesem Zusammenhang immer gefragt, warum sie bei Fotografie und Film scheinbar nichts dagegen haben - vielleicht, weil dort Maschinen es tun?), die sich aus religiösem Tabu nie verwirklichen konnten, oder mangels Versuchs es sogar nie bemerkten, wozu sie hätten fähig sein können! Wie viele mögliche Michelangelos hat diese Steinzeitreligion wohl verhindert oder zerstört im Laufe der Jahrhunderte?

Denn es ist so: abgesehen vom Leid, oder was auch sonst immer der Auslöser für "Großes" sein mag, müssen die Verhältnisse passen, und es muss die Gelegenheit geben. Und dann vielleicht noch das Quentchen Extraglück, im richtigen Moment an der richtigen Stelle zu sein, um die richtigen Leute zu kennen oder zu beeindrucken.
Denn ich wage nicht zu bedenken, wie viele mögliche Genies im Lauf der Zeit still und lautlos im Gros der Menschenherde versickert sind, weil sich nie die Möglichkeit ergab, sie umfassend zu entdecken und zu würdigen, und sie selbst, introvertiert, bescheiden oder schüchtern, sich nie darum bemühten!

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

AlteLyrikerin

Re: Kindertag
« Antwort #9 am: Januar 25, 2021, 11:32:56 »
Hallo Erich,


auch ich möchte nicht behaupten, dass Kunst nur aus Leid erwächst, darum schrieb ich ja "zu einem nicht unwesentlichen Teil". Bei vielen großen Künstlern gab bzw. gibt es in der Biografie Brüche, schwere Erkrankungen, traumatisierende Erlebnisse. Freilich kann niemand sagen, ohne diese Elemente hätte es diese Künstler nicht gegeben. Aber die besondere Charakteristik ihrer Kunst wäre häufig ohne diese Leiderfahrungen vielleicht ganz anders ausgefallen.
Herzliche Grüße, AlteLyrikerin.

Erich Kykal

Re: Kindertag
« Antwort #10 am: Januar 25, 2021, 12:10:57 »
Hi AL!

Ich denke, jeder Mensch erfährt in seinem Leben Leid - und manche sind eben Künstler und verwerten die Erfahrung auf diese Weise.

Manches Leid geht auch zu tief, als dass man davon erzählen könnte - ein Gratwanderung.

Bei mir stimmt es, das ich gelitten habe, auch wenn ich nicht sagen kann oder zu bewerten wage, wie sehr im Vergleich zu anderen - aber Künstler wollte ich immer schon sein, teils aus jugendlichem Geltungsdrang, teils aus Freude an den schönen Dingen, aus Freude daran, mich so ausdrücken zu können, teils aus dem Bedürfnis, meine schöngeistigen Talente auszuleben und zu verbessern.
Dabei wurde für mich der Applaus, das Echo anderer mit zunehmendem Alter immer beschämender, denn für mich war meine Kunst, egal ob Zeichnen, Malen, Bildhauern oder Dichten, immer ohne Anstrengung, ohne das Gefühl, damit eine "ehrliche Arbeit" verrichtet zu haben (ein Erbe meiner gutbürgerlichen Erziehung) - im Gegenteil, es war reine Lust am Erlebnis, ein Spiel.
Welch ein Zwiespalt: Einerseits das Lechzen nach Bestätigung, andererseits die Scham, nichts "im Schweiße seines Angesichts" dafür getan zu haben. Der Mensch ist schon eine dämliche Socke ...  ::) ;D

Manchmal denke ich sogar: Mein Leid und der daraus geboren Zynismus und Negativismus ziehen meine Lyrik sogar allzu sehr ins Melancholische, Depressive! Manch einer schon hat mir geasgt, er kaufe meine Bücher deshalb nicht, weil ihn meine Gedichte, so gut sie sein mögen, eigentlich meistens bloß immer runterziehen und enttäuscht von der Welt hinterlassen.
Anfangs war ich überrascht, bis ich mal überprüfte, wieviel positive Werke ich wohl im Vergleich zu den traurigen habe - das Ergebnis spricht für sich! Es war mir davor nie so aufgefallen, aber ich nutzte meine Lyrik immer schon für die eigene Seelenhygiene und schrieb mir sozusagen alles Schwere aus dem Sinn, um es so zu bewältigen oder zu sublimieren. Weil ich aber solchen Spass an der Kunst selbst dabei hatte, war mir das inhaltliche Übergewicht nie so bewusst geworden.

Sei es, wie es sei - ich glaube dennoch, dass man auch ohne tiefes Weh vortreffliche Kunst machen kann, vor allem heute, wo man sich vom Gegenständlichen praktisch völlig gelöst hat. Nur die Lyrik - als vielleicht zwangsweise beschränkteste aller Kunstformen - muss beim klaren Wort bleiben. Viel Modernes und RAP-Texte kann ich in diesem Bereich für mich allerdings nicht als künstlerisch wertvollen Fortschritt betrachten - sorry, ist eben so.

LG, eKy

Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.