Vorbemerkung:
Ich plane ein Tagebuch, das ich, Monat für Monat, mit Texten fülle. Heisst: Nur jeden Monat, und nicht jeden Tag, veröffentliche ich etwas. Ich hoffe, irgendwas davon regt euch an.
Viel Spaß damit.
Hauptteil:
1.01.2021
Ich lege echten Wert auf Öffentlichkeit. Darum trage ich, aus Manuskripten, stets in meinem Hinterhof vor.
Meine Hinterhoflesungen gefallen: Katzen und Hunden und Mäusen.
Endlich meine verdiente Anerkennung! Wie ich Tiere liebe!
Seit jeher war ich ein Freund der - öffentlichen Meinung
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Laufen der Zeit 'von:
ewige Künstler
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Nur wer eine Leiter erklimmt
verändert damit noch nicht
seine Weltsicht
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Nur
Einzelne
sind
nicht
gleich -
egal
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Ein an Zille geschultes Welt- und
Menschenbild
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2.01.2021
"Das Grau
eines Hinterhofs
raubt alle Sinne."
Wie sonst
soll es
zu Träumen
verführen?
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Auch ein Fortschritt:
Maximen kann man durch Menschen
bessern
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"Konsens mit der Welt."
Weil nonsensfähig?
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"Wir haben gerade genug Religion in uns,
einander zu hassen,
aber nicht genug
einander zu lieben."
Jonathan Swift (1667 bis 1745)
Sehr traurig
sage ich da nur
als Atheist
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Die Welt führte ihm die Feder
und vor
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3.02.2021
Oberflächliche Aufklärer:
Kaffeesatzleser
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Er - der Hinterhofweltliteraturmeister!
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Ich lese meinen Hinterhofkatzen aus dem neuen Manuskript vor.
Dabei kommt mir der Gedanke:
"Katzen sind klug und gebildet!"
Denn: Sie wissen, wann sie zustimmend zu schnurren haben.
Und das an den passenden Stellen.
Und den unpassenden
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Kaffee: der bessere Tee und
das edelste Wasser
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Nostalgiker: Gegenwartsallergiker
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4.01.2021
Autor:
wandelnde Zitatquelle
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Bürokratie: für Ängstliche
eine Beruhigungspille
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"Ich breche nur die Schalen
von Mitbürgern,
damit sie wachsen.
Und dafür nehme ich etwas Lohn,
bin ich deshalb schlecht?",
sagte der Einbrecher
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Er gräbt anderen eine Grube -
wo er Kohle vermutet
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Stirn
Bahnhof
der
Gesichtszüge
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5.01.2021
Dichten
geistiges Waden-
dehnen
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Jünger zu werden
mit Würde
scheint nicht leicht
nach schweren
Schönheitsoperationen
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Märchen:
Abenteuer
der
Angsthasen
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Seine Mutter war eine Orthodoxe
sein Vater ein Protestant
er selbst: ein Atheist
kurz: Opa
Und da wunderten sich
die mit ihm sprachen:
"Ansichten
wie ein jugendlicher
Opa"
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"Nicht auszudenken
könnten sich die Schwarzen Löcher
am Weltall
nicht anlehnen"
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6.01.2021
Bombenattentat:
Ein Feuerwerk
finsterer
Sinne
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"Demokratie" buchstabiert US-Präsident
Donald Trump: S-p-a-l-t-u-n-g.
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Dichter:
Kuh
die
Gefühle
gibt
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Ist die Macht
geschmiedet
am Kaukasus
eines politischen Systems -
was meinen dann wohl
Parteien-Adler mit:
gemeinsamer
Zukunft?!
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Weltoffen - oder:
Ich reise gerne in fremde Länder
mit dem Finger
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7.01.2021
Adams
und Satans
große Entdeckung:
Eva
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Muhammad Ali (1942 bis 2016):
ein weicher Rechter
mit einer harten Rechten
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Tierisches Verlangen nach Unabhängigkeit
Großbritannien zog sich zum Ende letzten Jahres aus der Europäischen Union zurück und, mit Amerika im Rücken, hält es sich jetzt für stark.
Großbritannien: Europas
Einsiedlerkrebs
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Der Vollmond ist der Sonntag des Monats
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Die Welt: des Weltalls
geistiges Armenhaus
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8.01.2021
Bilder moderner Poeten klingen
immer schief
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"Die Ironie muss sich kurz fassen.
Die Aufrichtigkeit kann weit ausholen."
Jules Renard (1864 bis 1910)
Kindlicher Optimismus!
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Die Nacht: der bessere Tag
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Poet: Sofareisender
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"Die Sonne bringt es an den Tag."
Und der Mond erhellt es.
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9.01.2021
"Wes Brot ich ess, des Lied ich sing!" - gilt ausschließlich
für Tiere!
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Despot: der Dinge
Mars-Gott
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Die Erde
Blaueste Zitat-
quelle
des Weltalls
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Der Morgen: Der krähende Abend
der Nacht
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Das Schweigen trägt
auch den Lärm
in den Wald
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26.01.2021
So manche Aphorismen-Anthologie: Ein
Humorklimaindex
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Als Aphoristiker war er gedankenlos -
aber wie er vor Ideen sprudelte!
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Kalenderblatt
Morgenstund tut goldene Verse kund
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Kunst
Wie der Nachtmensch
in Tagebüchern
natürliche Gedanken
pflegt
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Die Nacht verziert den Silbermond
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9.02.2021
Ein Aphorismenforscher
wer sich mit Wettbewerben
auch um Aphoristiker sorgt
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Die Frage: ein erster Schritt hin
zum ersten Schritt
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Vorurteile: die Kindergebrechen
der Gerechtigkeit
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Stille fühlen:
Schneeflocken
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Witzig: im Sprachfluss untergehende
Feindbilder
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10.02.2021
Bitter: Vor Kälte nur mit der Haut
schreien
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Alles im Fluss: Schön glitzern am Grund die umrahmten Feindbilder
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Die Frage
Ist die Frage eine Zumutung
oder die damit verknüpfte
Erwartung nach
Erlösung?
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Frühling: geschmolzene
Winterstille
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Seine Jugenderinnerungen sind welk und
frisch
wie im Herbst ihres Lebens
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11.02.2021
Hat ihn in der Hand
mit sehr grottigen Texten:
seine Schreibfeder
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Leben davon
dass sie glauben
etwas zu sagen zu haben:
Theaterregisseure- und Autoren
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Theaterstücke dichten:
Von der Bühnen-
welt Notiz nehmen
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Theaterstücke dichten:
Im Theater des Lebens
Ordnung schaffen
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Die Welt des Theaters: Die Erde auf
Höllen
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12.02.2021
Für Genies sind Nobelpreise eigentlich
eine Entehrung
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Krieg: eine zahnlose
Zeit
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Die Romane Thomas Manns (1875 bis 1955):
aus der Fassung geratene Gedichte
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Der Theatertext
als Begleitmusik
des Bühnenbilds
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Seine Weste ist rein: er zog sie
durch den Kakao der Kritik
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23.02.2021
Aphorismen: ein Rauschmittel
für hellere und finstere
Nächte
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Ewige Liebe und ewiger Hass
sind große Worte
für uns menschliche Eintagsfliegen
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Eltern: die Haustiere und Diener ihrer
Kinder
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Der Geschmack der Weltraumöde:
wie Tränen
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Wie Ohnmacht: die Sehnsucht nach der
Sehnsucht nach Abenteuer
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24.02.2021
Der Chef - oder:
Ein Vater
ganz nach dem Bild
seiner Mitarbeiter
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Folgt oft auf dem Nachsatz: Gegensätze
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Liebeslied: Für Widerspenstige
eine Ohrfeige
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Pflichten erfüllen:
sich Unfreiheiten erobern
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Die Zitrone der
Erkenntnis
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25.02.2021
Aphorismen: die Fußnoten des Tages
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Er ist froh dass er ohne Kinder ist -
er hätte nicht gewusst
was mit sich
anfangen
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Nicht immer kommt es
anders als man denkt
oft aber wie
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Zuerst verlassen die Prinzipien das fahrende Schiff
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Die ohne Zusammenhang reden
bekommen einen Platz
in der Anstalt;
die ohne Zusammenhang schreiben:
lobende Anerkennung
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26.02.2021
Frieden ist Krieg mit Worten
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Nachgeben ist
für den
der im Glashaus sitzt
keine Kunst
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An der Ruhe der Nacht zer-
bricht alle Traurigkeit
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Der Samen im Boden literarischer Themen:
die dichterische Persönlichkeit
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Im Widerspruch zur Finsternis
entwickelt sich
das Lebensgrau
(Für Erich)
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27.02.2021
Fragt mich nicht
nach der Wahrheit
doch ich gebe
bereitwillig Auskunft über:
Einbildung
Irrtum
Lüge
Verstellung
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Für Pfadfinder gilt:
jeden Tag eine gute Tat;
und für Aphoristiker:
jede Nacht ein gutes Wort
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Sein Interesse gilt Frauen
die ihm den Verstand
geben
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Sich zum Affen machen: Ein
Pleonasmus
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Das Beste
beider Welten:
ein Wintergarten
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28.02.2021
Der Abend
ist meine Muse
mit einer Kanne voll Kaffee und
einem Sack voll Gedanken
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Sein nicht vorhandenes Kapital
trägt Zinsen:
die Kapitel
seines Lebens
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Ein gefrorenes Lächeln taugt -
was ein Segen -
nicht als Keule
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Das allererste Teufelsweib
und der allererste Teufelskerl:
Ewa und Kain
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Wer stets die Hände in den Schoß legt
wundere sich nicht
wenn sich bei ihm Schrauben lockern