Hi eKy!
Dass Du mich über Big Benn stellst, ehrt mich zwar ganz ungemein - aber vielleicht beeinträchtigt in Sachen Benn Dein persönlicher Geschmack ein bisschen die Einschätzung seiner Kompetenz
Wenn Du sagst, dass Dir (manche) meiner Gedichte besser gefallen also die vom Dr. Benn, dann bin ich immer noch genauso froh, ohne - wie beim Kompetenzvergleich - in der peinlichen Lage eines harmlosen Amateurschachspielers zu sein, der von Kasparow zum Duell gefordert wird.
Dass Benn metrisch manches mal höchst irregulär zu Werke gegangen ist, stört Dich ganz sicher gewaltig bei der Lektüre, aber seine (wenigen) ganz regelmäßig gestalteten Verse beweisen, dass er sich nicht aus fehlendem Können der Gleichmäßigkeit verweigert hat, sondern aus spielvergnügter Widerborstigkeit.
Ich finde, man "hört" bei Gedichten ganz gut raus, ob der Autor zu doof (oder: faul) war, auf ein reguläres Metrum zu achten oder ob er es wirklich "genau so wollte". Selbstverständlich wird jeder noch so unbegabte Dichter, wenn man ihn auf einen bösen metrischen Schnitzer anspricht, behaupten, dass das natürlich mit voller Absicht so geschehen sei und auf gar keinen Fall anders formuliert werden darf, weil sonst das hehre Werk schweren Schaden nimmt... aber das erkennt man bei den unbeschlagenen Vertretern der Zunft ganz gut als Schutzbehauptung....
Im Fall von Benn bin ich aber überzeugt: Der will es wirklich metrisch unregelmäßig haben, wenn er auf einen Jambus einen Trochäus folgen lässt - er hätte leicht auch anders gekonnt...
LG!
S.
P.S.:
Übrigens bezieht sich das "Fragment", auf das sich der Titel bezieht, auf einen weiter nicht ausgeführten Zweizeiler von Benn, der inhaltlich so ungefähr den ersten beiden Zeilen entspricht ("Die Welt ist kein erweiterter Uterus... ").
P.P.S.:
Und Dankeschön für den metrischen Hinweis... da muss ich nochmal ein bisschen drüber nachdenken...