Hi eKy!
Ja Deine sehnsuchtsvoll die Unerfülltheit umkreisenden (ich komme gerade von der Astronomie nicht los) Zeilen entfalten einen Beschwörungston, bis sie dann in der letzten Zeile in Resignation enden. Mir persönlich hätte hier übrigens auch eine Sonettversion sehr gut gefallen! Erstens weil das natürlich immer eine schöne Form ist und zweitens weil die Verkürzung von 16 auf 14 Zeilen eine stärkere Offenheit zum Ende hin erzeugen würde.
Ich denke, Dir kam es (und kommt es meist) beim Schreiben gerade auf eine Abgeschlossenheit an - Du "baust" ja Deine Gedichte mit besonderer Vorliebe wie ein fertig ausgestaltetes Werkstück.
Ob Du wohl in der bildenden Kunst ebenso das Abgeschlossene, "Fertige" suchst? Wie stehst Du da zum Fragment und Non-finito bei Gemälden oder in der Bildhauerei? Also solche Sachen wie da Vincis "Burlington House Cartoon", Rodins "La Pensée"(nicht mit dem "Penseur" zu verwechseln), Cézannes "Winterlandschaft, Giverny" oder Hokusais "Kōshū Kajikazawa" mit dem detailliertem Vordergrund vor einem fast leeren Hintergrund?
Auf alle Fälle hier mal die Sonett-Fassung (in elisabethanischer Zeilenaufteilung) zur Veranschaulichung
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Soviel Welt, ihr zu begegnen,
soviel Menschen, unverstellt,
soviel Zeit, den Traum zu segnen,
der mein Fernweh aufrecht hält.
Soviel Wege zu beschreiten,
soviel Ziele, unerreicht,
soviel Leben in den Weiten
dieser Erde, das mir gleicht.
Soviel anderes zu finden,
soviel Neugier, die mich lehrt.
Doch die Pflichten, die mich binden,
halten meinen Geist beschwert.
Binden mich an kleine Jahre,
Soviel Lust aufs Wunderbare...
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LG!
S.