Hi Wolf!
Damit nicht der Eindruck entsteht, ich wäre überkritisch, hab ich nun dieses ältere Gedicht herausgesucht, um mich des Lobes als fähig zu erweisen
Ich mag nämlich die Verknappung in diesen Zeilen und die Parallelsetzung der beiden letzten Sätze. Und auch den Gedanken selbst mag ich. Also: Daumen hoch!
Ein paar Formalismen hätte ich nur:
Z1 bei "mein junger Samen" kann man schon leicht an Schweinkram denken, das würd ich hier gar nicht erst zulassen.
Vorschlag:
Verdorrt ist längst der junge Samen
oder, wenn Du es persönlich halten willst und an einem lyrischen Ich festhalten willst:
Auf meinem Feld verdorrt der Samen
Z2 ist etwas ungeschickt formuliert, das Weglassen des Artikels bei einem Wort im Singular ist stilistisch häufig problematisch:
Vorschlag:
Die Dinge tragen neue Namen
oder, wenn Du trotz der Verkürzung am "andren" hängst:
Die Dinge tragen andre Namen
Und noch ein Wort zum Reim und eKys Anmerkung zum hohlen Klang von Eitelkeit/Ehrlichkeit:
Das Problem für eKy ist, dass es sich hier um einen sogenannten
rührenden Reim handelt. So nennt man einen Reim, bei dem die letzten betonten Silben nicht nur den gleichen Vokal sondern zusätzlich auch noch den gleichen Konsonanten tragen. Und im Deutschen gelten rührende Reime tatsächlich als weniger "schön" (in anderen Sprachen ist das anders).
Also
Eitelkeit - Ehrlichkeit: beginnen beide in der letzten betonten Silbe mit dem gleichen Konsonanten k - was es weniger wohltönend macht, hingegen (eKys und Agnetas Vorschlag) Eitelkeit - Zeit: hier haben wir ein z und ein k und auf einmal klingt es schön.
Ein Sonderfall, der für die meisten Ohren ganz schön tönt, obwohl wir konsonantische Übereinstimmungen haben, tritt ein, wenn mindestens in einem der beiden Worte zwei Konsonanten hintereinander folgen, von denen nur einer für den Reim "verwendet" wird.
Also:
Raben - Graben: Das r kommt bei beiden Silben vor, aber weil rrrrrr anders klingt als grrrrrrr hört es sich für deutsche Ohren nicht so sehr nach rührendem Reim an.
LG!
S