Begegnung

[gummibaum]

Den Bäumen fährt der Wind in ihre Kronen,
und in den mächtigen Gebilden schwankt
ein Meer von Wedeln. Jedes Blatt gelangt
ins Taumeln, großem Rauschen beizuwohnen.

Und über den geschwenkten grünen Fahnen
fährt eine weiße Flotte durch das Blau
und bietet eine sanft geflockte Schau,
in der sie wohl der Blüten Gischt erahnen…

[Erich Kykal]

Hi Gum!

Wunderschöne Wortszenerie!

Kleinigkeiten:

S2Z3 - eine überschüssige Leerstelle vor "Schau".

Die Conclusio (die beiden letzten Zeilen) erscheint mir angesichts der gewaltigen Tiefe der vorhergehenden Bilder vielleicht ein wenig allzu bescheiden. Zudem hängen die Blüten irgendwie "in der Luft", da kein Attribut ihnen einen Ort ihres Blühens zuweist. Auch muss man Gedankenarbeit leisten, um logisch zu folgern, dass es sich nur um weiße Blüten handeln kann, denn auch eine Farbe wird nicht genannt. Und Gischt wovon? Des Wellengangs der Hügel? Der Wiesen, Fluren, Rabatten, Gärten, Parke? Welche Jahreszeit? Rein Weißes blüht eher im Frühling. Das meine ich: Dein Bild bleibt in vielem recht vage, deshalb bleibt es (nach meinem Gusto zumindest) als Conclusio eher etwas unbefriedigend, bildlyrisch fleischlos.

Vielleicht eher so? -

Und über den geschwenkten grünen Fahnen
fährt eine weiße Flotte durch das Blau,
bis in der Ferne Dunst, schon ungenau,
sie eines Gottes Gegenwart erahnen …

oder:

Und über den geschwenkten grünen Wipfeln
fährt eine weiße Flotte durch das Blau,
bis in der Ferne Dunst, schon ungenau,
sie lautlos branden über sanften Gipfeln …


Sehr gern gelesen! 

LG, eKy

[gummibaum]

Danke, lieber Erich. Schöne Möglichkeiten.

Aber das"sie" (von "sie...erahnen") bezieht sich ja auf die grünen Fahnen (z. B. Kastanienzweige) und so hängen meiner Meinung nach die Blüten, die diese am Himmel sehen, nicht beziehungslos in der Luft. Die Bäume "Begegnen" sich darin am Himmel.

Beste Grüße von gummibaum

 

[AlteLyrikerin]

Lieber gummibaum,

Baumwipfel und Wolkenlandschaften, seit Kindertagen verhilft uns das zu Träumen. Die daraus geborene Sehnsucht ist nicht das Schlechteste in unserem Leben. Nur hüten sollten wir uns vor den leichtfertigen Versprechungen einer "Wohlfühlindustrie", die gerne die perfekte Sehnsuchtserfüllung gegen Bares andient.
Da bleibe ich lieber am Boden unter Baumwipfeln und geflockten Wolkenbildern.
Sehr gerne gelesen, AlteLyrikerin.

[Sufnus]

Ein wie ich finde ganz wunderbar das "Grand Finale" von Larin ergänzende Herbstwindminiatur - sehr sehr erfreuliche Lektüre für Herz, Gemüt und Verstand!