Autor Thema: Wenn es dunkelt  (Gelesen 2200 mal)

a.c.larin

Re: Wenn es dunkelt
« Antwort #15 am: September 11, 2020, 18:29:19 »
hi erich,

wow , ein seltener fall ist eingetreten! erich findet den hinweis "sprachlich gediegener"!   ;)

nein, jetzt im ernst:  da deine gedichte meist hundert prozent metrisch korrekt sind, lässt sich ja auch nix finden, was "gediegener" wäre.


das "hintenherum" muss ich , glaub, ich erklären.  das war wohl etwas flapsig so hingesagt.  nix für ungut.

natürlich ist der genitiv was schönes ( und wird auch immer seltener, weil:  der dativ ist dem genitiv sein tod).
aber: er sollte halt doch verständlich sein .

in obigem fall fehlt der artikel   - und das lässt das nomen (des) lichtes wie ein adjektiv erscheinen, was ein bissl den lesefluss stört, finde ich.
man denkt zunachst an "mit lichtem Versprechen" ( wasn das? Hä?), und muss dann die zeile ein zweites und drittes mal lesen.

da purzelt man halt ein bissl drüber. weil: so redet kein mensch mehr. ( was für dich kein kriterium ist, wie ich vermute)

es ist , wie es ist: ein paar leser aus dem vorigen jahrhundert  steigen da noch dahinter - die 2000 werdens einfach nicht mehr behirnen.
da hat sich die gesprochen( und auch geschriebene sprache) doch schon zu sehr davon entfernt.


so. und um das "hintenherum" noch einmal richtig zu übersetzen:   ich finde, du kannst sehr verschachtelt denken. was definitiv KEIN fehler ist, nur manchmalk nicht ganmz leicht nachzuvollziehen für den lesenden.  ;)

lg, larin





aber vielleicht ist das ja der effekt, den du dir wünscht: soll der leser doch ruhig mal a bissel stolpern, wenn er den lyriker fassen will.....


das wird die leserzahl zwar ein bissl reduzieren, doch - was solls?

Erich Kykal

Re: Wenn es dunkelt
« Antwort #16 am: September 11, 2020, 22:13:36 »
Hi larin!

Nein, beim Dichten mache ich mir keinerlei Gedanken über die mögliche hermeneutische Kompetenz meiner theoretischen künftigen Leserschaft. Ich schreibe, wie es MIR eben gefällt und wie ich Sprache schön finde. Ich wurde selbst als Knabe schon mit "alten" Ausdrücken und Phrasen großgezogen und sprachlich akzeleriert, weil mein Vater als Deutschprofessor großen Wert darauf legte, dass ich auf Hochdeutsch sprechen lernen sollte. Dialekt lernte ich erst in Kindergarten und Schule ...

Eine Nachbarin erzählte lang die Anekdote, wie sie mich als Drei- oder Vierjährigen sagen hörte: "Vater, bedecke mich. Mir ist kühl am Kopfe!" (Ich wollte meinen Hut ..)

Das mit dem "hintenherum" habe ich übrigens durchaus gleich verstanden - ich wollte nur ironisch sein.  ;) ;D
Fakt bleibt, dass mir die (in meinen Augen zum gutem Verständnis noch mögliche) Komplexität meiner lyrischen Sprache wichtiger ist als etwaige Überlegungen darüber, ob mich Leser mit geringer geschulter Sprachhabung auch noch um jeden Preis verstehen müssen.

Aber vielen Dank für die lieb gemeinte Mahnung! Ich werde es im Hinterkopf behalten.  :)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

a.c.larin

Re: Wenn es dunkelt
« Antwort #17 am: September 12, 2020, 07:58:11 »
ach herrje,

ein dreijähriger sagt:

Vater, bedecke mich. Mir ist kühl am Kopfe!" (Ich wollte meinen Hut ..)   

dein herr papa hat viel für dein sprachempfinden/ sprachverständnis getan   - aber sozial hat er dich damit ins eck gedrängt.
kann mir nicht vorstellen, dass das irgendein kind in deiner lebensumgebung verstehen hätte können. da ist soziale einsamkeit vorprogrammiert, denke ich.

und dann passiert das, was alice miller als "drama des begabten kindes" bezeichnet - mit allen dazugehörigen vor-und nachteilen.

dieses kind ist dann sprachlich gesehen - einsame spitze, im vollen wortsinne. aber eben auch lange zeit und über weite strecken sehr alleine - denn wer kann da mithalten mit ihm?
da wird ein hoher preis für die kunst bezahlt. freiwillig? unfreiwillig? ob das papa so bedacht hat? ich glaub nicht.

wollen wir hoffen, dass das licht letztendlich sein versprechen einlöst.
dem kinde mit dem kühlen kopf wünsche ich, dass es bald den richtigen hut kriegt : gute gesellschaft, die sprachlich an es heranreicht. ( damit papa nix zu meckern hat:  ;) )


lg, larin
« Letzte Änderung: September 12, 2020, 08:00:42 von a.c.larin »

Erich Kykal

Re: Wenn es dunkelt
« Antwort #18 am: September 12, 2020, 09:54:54 »
Hi larin!

Lieb von dir - auch wenn mir ein wenig "Augenzwinkern" in diesem Kommi dabeigewesen zu sein scheint.

Aber ich bleibe bis an mein Lebensende allein, weil ich es so gewählt habe. Ich bin dauerhaft einfach nicht sozial kompatibel. Ab und zu mag mich Trauer überkommen, aber die geht auch wieder.

Was mich als Kind isoliert hat, war nur am Rande meine Ausdrucksweise. Da ich verhätscheltes Einzelkind war und Kontakt zu Gleichaltrigen überhaupt erst im Kindergarten bekam, fehlten mir von Beginn an einfach Sozialkompetenz und die Fähigkeit, mich ein- und damit auch ein Stück weit unterzuordnen. Aber leider auch jedes Mittel, mich gegen das Mobbing zu wehren, das mit der Mittelschule begann ...

Aber das ist Schnee von gestern. Ich hadere nicht mehr damit - aber als lyrisches Treibmittel hält es noch ganz gut her!  ;D

LG, eKy
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a.c.larin

Re: Wenn es dunkelt
« Antwort #19 am: September 14, 2020, 17:36:11 »
hi erich,

ich hatte nie die absicht , dich zu "missionieren" ;). jeder wählt   die lebensform, die zu ihm past - oder muss mit der zurechtkommen, die er gefunden hat, je nachdem.....

ich finds nur immer wieder spannend, wie sehr uns die art des aufwachsens prägt,  welche spuren , welchen wiederhall  es begründet im späteren leben.

dein "lyrisches treibmittel"  erzeugt eine vielzahl  wunderschöner gedichte.  - also  könnte man doch sagen:  man weiß nie, wozu etwas gut ist  - und so manches seltsame kraut
 
entwickelt noch wunderschöne blüten, spät im jahr!   ( ich bin in einem großen garten aufgewachsen. hört man auch irgendwie, oder nicht?)


lg, larin

Erich Kykal

Re: Wenn es dunkelt
« Antwort #20 am: September 15, 2020, 14:26:44 »
Hi larin!

Durchaus!

Und danke für die unterstützenden sowie die meine Arbeit lobenden Worte!  :)

LG, eKy
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