Autor Thema: Entropie  (Gelesen 674 mal)

Erich Kykal

Entropie
« am: Juli 17, 2020, 15:10:03 »
Gefangene in Myriaden Keltern
von kleinen Augenblicken namens Zeit:
Wir sickern alle, nie davon befreit,
aus stofflich wohlgeordneten Behältern

ins Chaos, in ein mähliches Zerfallen,
das unaufhörlich an den Leibern nagt,
an jeder Seele, wo sie widersagt,
vergeblich hoffend auf ein Widerhallen

ersehnter Ewigkeit in großen Bildern,
die betend sie in ihre Tage malt,
die nackte Angst verdrängend, die sie schildern.

Indes, es wird kein Überdauern geben!
In dieser Rechnung, die sich selbst bezahlt,
entgleiten uns die Bilder wie das Leben.
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re: Entropie
« Antwort #1 am: Juli 22, 2020, 01:11:28 »
Sehr schön, lieber Erich,

wie du die Messgröße für ungeordnete Teilchenbewegung, die im Universum ein Maximum anstrebt, zur Kraft, die Körper und Seelen auspresst und verflüchtigt, werden lässt und die Angst davor beschreibst.

Mit Genuss mehrmals gelesen.

Nächtliche Grüße von gummibaum

Erich Kykal

Re: Entropie
« Antwort #2 am: Juli 22, 2020, 09:27:13 »
Hi Gum!

Man könnte es auch die Entropie des Geistes nennen: Ein Glaube, zuerst wohlanerzogen und geordnet, zerfällt an den Realitäten des Universums und des menschlichen Miteinanders langsam ins Chaos widersprüchlicher Gedanken, bis letztlich nur noch die Konstante bleibt, dass nichts je konstant bleibt. (Und wer jetzt fragt, ob das nicht ein Widerspruch in sich ist, hat den ersten Schritt zur Erkenntnis getan!  ;))

Vielen Dank für dein wie stets freundliches Echo!  :)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.