Hi Sufnus!
In diese Zeilen kann vieles hineingedeutet werden - von einer Variante erotischen Spiels bis hin zum von dir angedeuteten Missbrauch.
Letztlich ist es nur die Quintessenz einer grundsätzlichen Lebenseinstellung gewisser Menschen, sei es, dass es solche sind, die besitzen und benützen wollen, aus welchen Gründen auch immer, und solchen, von denen Besitz ergriffen wird oder die benützt werden wollen, ob mit oder ohne Einverständnis.
Das Spielfeld des Sadomasochismus ist nur ein Teil dieses Teils menschlichen Verhaltens.
Das Gedicht beschreibt das Wesentliche aus der Sicht derer, die "Herren" sein wollen oder müssen - und weil die von ihnen Ausgesuchten eben nur Objekt und Besitz sind, bleiben sie oberflächlich wie Gebrauchsgegenstände. Einen eigenen Willen gesteht ihnen die überwältigende Präsenz und Selbstsicherheit des "Herrenmenschen" nicht zu, er kommt gar nicht auf die Idee, dass das ein Recht sein könnte, das er ignoriert. Was er "überwältigen" kann, das gehört ihm, er besitzt und benützt es nach seinem Gutdünken.
Weite Teile der islamischen Kultur verfahren heute noch so mit allen Frauen oder Töchtern - sie sind in den Augen ihrer Herren: Brüder/Väter/Ehemänner kaum mehr wert als das Vieh im Stall, mit vergleichbaren Rechtsansprüchen ... - aber das hier nur als Beispiel am Rande.
So erfüllend die völlige Hingabe in einem erotischen Spiel sein kann, das Sich-überwältigen-Lassen durch einen starken Willen, dem man sich unterwirft, so grausam und übel können die Auswirkungen solch eines Willens gegenüber jenen sein, die aus kulturellen oder sozialen Bedingungen heraus keine Wahl haben, nicht über Wissen, Kraft oder Position verfügen, um sich der Unterwerfung zu entziehen, und für die es alles andere ist als ein erotisches Spiel!
Sei es die in Demut erzogene unmündige Frau eines Islamisten, die geprügelte Gattin eines verwöhnten selbstverliebten Potentaten, der hilflose Erpresste, das missbrauchte Kind - für den "Herrn", der sie sich hält, stellt ihr Gehorsam eine Selbstverständlichkeit dar. Er kommt - rein menschlich betrachtet - gar nicht auf die Idee, etwas Falsches zu machen.
Früher in der Menschheitsgeschichte, als das Recht des Stärkeren noch allenthalben dominanter vertreten war und wurde, hätte sich wohl auch kaum jemand darüber beschwert, zumindest nicht, wenn er noch länger leben wollte. Erst seit kurzer Zeit genießen wir einen relativ stabilen Luxus gelebter Menschenrechte - zumindest wesentlich mehr davon als früher!
Was früher als Denkungsart als selbstverständlich akzeptiert wurde, widert uns heute an, wurden wir doch unter den Prämissen von Gerechtigkeit, Gleichberechtigung und selbstverständlicher Menschenwürde großgezogen. Wie sehr dies allerdings nur kaschierende Oberfläche ist, verrät jeder Blick auf die Details menschlichen Verhaltens, vom tobenden oder hinterhältig erpresserisch ausbeutenden "Boss" am Arbeitrsplatz bis hin zum Verhalten Heranwachsender untereinander!
Wir können noch so "zivilisiert" tun, im Grunde sind wir fast noch dieselben Affen, die gerade erst aufrecht zu gehen und mit Steinen zu schmeißen lernten! Gefühle und Urtriebe sind uns immer noch viel wichtiger und jederzeit näher als Logik, Vernunft und weitblickende Planung! Wir sublimieren das "Besitzen" anderer gern in Arbeitsverhältnissen, Schulen, Familien, Kasernen usw. und tun so, als hätte das "Besitzgut" eine Wahl, ohne sozialen Selbstmord zu begehen und sich außerhalb der definierten Gemeinschaft zu stellen.
Bricht man es aber herunter auf das Wesentliche, läuft es letztlich immer noch auf das hinaus, was die obigen Verse beschreiben.
Das "Opfer" hat letztlich nur die einzige Wahl, wie es zu seiner Inbesitznahme stehen will: Muss es sie erleiden und erdulden, oder kann/will es sie insgeheim genießen?
Und in einem Bereich Besitz zu sein heißt ja nicht, dass man in einem anderen Lebensbereich nicht zu den Besitzern zählt! Der Vater, der vor dem Chef im Büro kuscht und sich unbezahlte Überstunden aufbrummen lässt, um nicht gefeuert zu werden, herrscht vielleicht daheim bei sich ähnlich über Frau und Kinder, und die Kinder wiederum mobben vielleicht ein noch schwächeres Kind in ihrer Schule - das möglicherweise sogar (warum auch nicht, wenn alles möglich ist) der Sohn des tyrannischen Bürochefs ist, der, daheim vom eigenen Vater auch noch fertiggemacht, heimlich die Katze foltert oder Insekten zu Tode quält ...
Letztlich ist es eine Frage innerer Einstellung und Präsenz, wie man von der Welt wahrgenommen wird: Ob als Täter/Macher/Bestimmer - oder als Opfer/Untergebener.
Charaktereigenschaften helfen dabei ...
Ich persönlich habe mich immer bemüht, das "Menschenspiel" nicht mitzuspielen, nachdem ich als Schüler jahrelang Mobbingopfer als "Freak/Sonderling" war, andererseits kurze Zeit später durchaus die eigenen manipulatorischen Fähigkeiten erkannte und - worauf ich heute nicht stolz bin - kultivierte, weil ich damals viel zu kompensieren hatte.
Entweder man reitet den Tiger - oder wird von ihm gebissen! Keins von beidem erschien mir auf lange Sicht wünschenswert.
LG, eKy