GESCHÜTTELTER OSTERSPAZIERGANG
Vom Eise befreit sind flugs die Bäche,
Durch des Frühlings holden, erglühenden Blick.
Im Tale durchgrünet noch Buchs die Fläche,
Doch kündet der Lenz vom erblühenden Glück.
Der alte Winter mit Schwanken und Krachen
verzog sich in Ohnmacht, dass Weißes nun endet,
ins ferne Gebirge zu Kranken und Schwachen,
Weil sich die Kraft seines Eises nun wendet,
Dass selbst im rauen Hinterwald
Ein Halali dem Winter hallt.
Die Sonne heizt, bringt heiß die Wende,
Schau! wie sich dort ein Pflänzchen regt!
Ein Wanderer, noch weiß die Hände,
Mit Sorgfalt jetzt sein Ränzchen pflegt.
Wie zärtlich Osterglöckchen läuten,
Die sich mit goldnen Löckchen kleiden!
Und wo sich ein Veilchen bis heute verlor,
Da schaun rausgeputzt fesche Leute hervor.
Kehre dich um, nach der Stadt zu sehen,
Anstatt auf Höhen satt zu stehen.
Schau nur: sie ist von Toren voll,
Sie tummeln sich in Foren, toll.
Schon drängen aus dem vollen Tor,
Dem finstern, sich die Tollen vor.
Doch zeigt dort heut Gewimmel Herz,
Die Augen blicken himmelwärts,
Wohin sie Christen gern erheben,
Dem auferstandnen Herrn ergeben.
Sieh nur sieh! wie die Menge, verdreht,
Kriecht aus dumpfen Plattenbauten,
Wo niemals die Rabatten blauten,
Und Feld und Flur im Gedränge vermäht.
Aus Kellern, wo sie Gicht erleben,
Zieht sie’s zum Heilandslicht, ergeben.
Sie kommen selbst von Mailand her,
Dort gibt’s wohl keinen Heiland mehr.
Ein Nachen schwimmt, auf Wellen heiter,
Zum Wiesengrund, dem hellen weiter,
Wo Männer Lippen bärtlich zücken,
Wenn sich dort Mädchen zärtlich bücken
Und rosig bunt, durch schlichte Leinen,
Im hellen Frühlingslichte scheinen.
Wo erst vereiste Klumpen hingen,
Hört man voll Bier die Humpen klingen.
Ein Trunkenbold grölt: Märzen her!
Ein Mädchen denkt ans Herzen mehr.
Und einer, der an Scherzen hängt,
Der Liebsten Schoko-Herzen schenkt.
Man freut sich des Getümmels hier,
Die Schänke führt zur Himmelstür.
Und jeder redet selbst sich’s ein:
Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein!